„Unser Service macht den Unterschied!“

Interview mit Tobias Tönjes, einer der Geschäftsführer der A+T Nutzfahrzeuge GmbH und der A+T Nutzfahrzeuge Süd-West GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Tönjes, an insgesamt fünf Standorten treten die A+T Nutzfahrzeuge GmbH sowie die A+T Nutzfahrzeuge Süd-West GmbH als Vertragshändler von Volvo und Renault Trucks auf. Welche Aktivitäten bestimmen dabei Ihr Tagesgeschäft?

Tobias Tönjes: Neben dem Verkauf von Schwernutzfahrzeugen und Transportern betreiben wir an unserem Hauptsitz in Garrel auch einen eigenen Fahrzeugbau, wo wir Anhänger und Auflieger selbst herstellen und zudem Bausätze wie Abroll- und Dreiseitenkipper sowie Kompressoren und Hydraulikanlagen montieren. Darüber hinaus kümmern wir uns um sämtliche anfallenden Reparatur- und Wartungsarbeiten an den von uns vertriebenen Produkten. Natürlich wollen wir unsere Kunden bei ihren komplexen Herausforderungen aber in einer noch größeren Breite unterstützen.

Wirtschaftsforum: Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für Ihre Unternehmenstätigkeit?

Tobias Tönjes: Wir haben uns das klare Ziel gesetzt, dass unser Kunde bei uns alles aus einer Hand bekommen soll. Deswegen können wir ihm auf Wunsch ein Komplettpaket an Leistungen anbieten, das möglichst sein gesamtes Anforderungsspektrum abdeckt: Befördert ein Kunde beispielsweise Tiefkühlgut, erhält er von uns bedarfsweise auch die Kühlmaschine samt den entsprechenden Wartungs- und Serviceleistungen. Über unsere Zusammenarbeit mit der jeweiligen Herstellerbank können wir ferner auch die Finanzierung des Investitionsguts betreuen. Ein derart umfangreiches Angebotsspektrum ist mittlerweile eine Seltenheit im Markt – und ein klarer Wettbewerbsvorteil für uns. Denn unser Service soll den Unterschied machen. Wir kennen unsere Branche und die Anforderungen unserer Kunden, weshalb wir auch einen 24-Stunden-Notdienst anbieten, falls beispielsweise ein Lkw mit Terminfracht oder Gefriergut liegen bleiben sollte – denn auch in einem solchen Fall wollen wir schnellstmöglich unterstützen.

Wirtschaftsforum: Die voranschreitende Digitalisierung stellt dabei auch den Händlermarkt vor neue Herausforderungen. Welche Auswirkungen ergeben sich daraus für Ihr Unternehmen?

Tobias Tönjes: Weder Volvo noch Renault Trucks bietet einen eigenen Direktvertrieb an, sodass wir als Händler weiterhin ein essenzieller Teil der Wertschöpfungskette bleiben werden. Denn während es im Pkw-Segment durchaus denkbar erscheint, dass sich die Fahrzeuge bisweilen auch ohne fachkundige Beratung online spezifizieren lassen, bleibt ein solcher Vertriebskanal im Nutzfahrzeugbereich schwer vorstellbar, da die schiere Nähe zum Kunden und ein verlässlicher Aftersales-Service eine unabdingbare Erfolgsgrundlage darstellen. Anders als Pkw-Händler betreiben wir schließlich keine Markthallen, in denen wir Laufkundschaft bedienen, sondern setzen stattdessen auf einen starken Vertriebsaußendienst mit hoch spezialisierten Expert:innen, die in ihren jeweiligen Regionen nicht zuletzt durch ihre besondere Beratungskompetenz einen möglichst hohen Marktanteil für A+T Nutzfahrzeuge sichern sollen. Vor diesem Hintergrund ist nicht zuletzt auch ein vertrauenswürdiges Erscheinungsbild in der Außendarstellung erforderlich, weshalb wir unsere Marketing- und Social Media-Aktivitäten ausschließlich selbst betreuen, um einen modernen Markenauftritt sicherzustellen.

Wirtschaftsforum: Gleichzeitig vollzieht sich gerade ein fundamentaler Wandel in der Mobilität – ist A+T Nutzfahrzeuge auf diese Transformation ausreichend vorbereitet?

Tobias Tönjes: Unsere Hersteller setzen bereits auf vollelektrische batteriebetriebene Fahrzeuge für den Güterkraftverkehr, wovon wir in diesem Jahr bereits circa 70 Exemplare absetzen konnten. Durch die Einführung der CO2-Maut, die zum 1. Dezember 2023 in Kraft getreten ist und von der durch die Absenkung der Mautpflichtgrenze auf 3,5 t zum 1. Juli 2024 noch weitaus mehr Fahrzeuge betroffen sein werden, erhöht sich auch die wirtschaftliche Attraktivität von elektrobetriebenen Lkw im Vergleich zum Dieselmotor, selbst wenn dieser auch perspektivisch nicht vollends vom Markt verschwinden wird. Um dem bereits jetzt absehbaren starken Nachfragewachstum gerecht werden zu können, haben wir unsere Standorte schon entsprechend weiterentwickelt, um diese Fahrzeuge reparieren und warten zu dürfen, und in diesem Kontext auch in die fachspezifische Weiterbildung unserer Mitarbeiter investiert. Ohnehin legen wir großen Wert darauf, als starker Ausbildungsbetrieb im Markt aufzutreten. Wir bieten ein breites Spektrum an Ausbildungsberufen an, von der Fachkraft für Lagerlogistik über Mechatroniker, Automobilkauffrau und Metallbauer bis zur Kauffrau für Büromanagement.

Wirtschaftsforum: Manche Marktbeobachter erwarten im Kontext der Elektromobilität bereits das große Werkstattsterben – eine Perspektive, die auch A+T Nutzfahrzeuge fürchten muss?

Tobias Tönjes: Auch vollelektrische Fahrzeuge haben Bremsen, die verschleißen, Reifen, die gewechselt werden müssen, Spiegel, die abgefahren werden und sogar ein Getriebe, das einer entsprechenden Wartung bedarf. Trotzdem kalkulieren wir im Zuge realistischer Annahmen mit einem Rückgang des Werkstattumsatzes bei Fahrzeugen mit Elek-tromotor von circa 30%. Gleichzeitig steigen jedoch die Anforderungen unserer Kunden an ihr Fuhrparkmanagement, wodurch zahlreiche neue Leistungen attraktiv werden, etwa die Überwachung von Wartungszuständen, die Ortung der Fahrzeuge sowie Remote-Softwareupdates. Deshalb sehen wir im zu erwartenden Rückgang der von uns verkauften Werkstattstunden kein nachhaltiges Problem für unser Geschäftsmodell.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Automobil & Fahrzeugbau

TECHART:Zurück auf der Überholspur

Interview mit Benedict von Canal, Geschäftsführer der TECHART Automobildesign GmbH

TECHART:Zurück auf der Überholspur

Als Benedict von Canal Ende 2023 die operative Führung von TECHART übernahm, stand der renommierte Porsche-Veredler vor dem Aus. Heute ist das Unternehmen wieder stabil – digitaler, fokussierter und mutiger…

Professioneller Partner für militärische Logistik

Interview mit Martin Rohde, Geschäftsführer der CONDOK GmbH

Professioneller Partner für militärische Logistik

In einer zunehmend instabilen Weltordnung gewinnen Fragen der Sicherheit und Verteidigungsfähigkeit zunehmend an Bedeutung. Auch Deutschland sieht sich angesichts der aktuellen Weltlage zur Aufrüstung gezwungen – die Bundeswehr soll wieder…

Bauteile, die den Unterschied spürbar machen

Interview mit Philipp Bentzinger, geschäftsführender Gesellschafter der H+E Gruppe

Bauteile, die den Unterschied spürbar machen

Die Automobilindustrie befindet sich im größten Wandel ihrer Geschichte. Neue Antriebskonzepte, kürzere Modellzyklen und der steigende Stellenwert des Innenraums fordern Zulieferer heraus, flexibel und innovativ zu agieren. Die H+E Gruppe…

Spannendes aus der Region Landkreis Cloppenburg

Der Partner für den Gartenbau

Interview mit Simon Tabeling, Geschäftsführer der HAWITA Gruppe GmbH

Der Partner für den Gartenbau

Seit fast 100 Jahren behauptet sich die HAWITA Gruppe GmbH als verlässlicher Partner für Erden, Substrate und Kunststoffprodukte. Im Interview mit Wirtschaftsforum spricht Gesamtgeschäftsführer Simon Tabeling über die Verbindung von…

Biotechnologie für Tier und Mensch

Interview mit Dr. Christina Boss, Geschäftsführerin der SAN Group Biotech Germany GmbH

Biotechnologie für Tier und Mensch

Moderne Diagnostik und Impfstoffentwicklung spielen eine zentrale Rolle in der Tiergesundheit – und damit auch im Schutz der Verbraucher. Mit modernster Diagnostik, autogenen Impfstoffen und einem einzigartigen Full Service-Angebot ist…

Beton nach Maß

Interview mit Stephan Radtke, kaufmännischer Geschäftsführer der DUHA Betonfertigteile GmbH

Beton nach Maß

Beton ist vielseitig einsetzbar, formbar, stabil, langlebig, druckfest und auf lange Sicht wirtschaftlich. Gleichzeitig ist seine Herstellung energieintensiv und verursacht nicht unerhebliche Mengen an CO2-Emissionen. Die DUHA Betonfertigteile GmbH aus…

Das könnte Sie auch interessieren

Antrieb aus Leidenschaft

Interview mit Anna Nagel, Geschäftsführerin der Auto Nagel Essen GmbH & Co. KG

Antrieb aus Leidenschaft

Wer heute das Autohaus der Auto Nagel Essen GmbH & Co. KG betritt, erlebt moderne Mobilität in all ihren Facetten. Zur wachsenden, deutschlandweit aktiven Auto Nagel Unternehmensgruppe gehören mittlerweile 18…

Mehr als ein Koffer: ein Statement

Interview mit Bernd Georgi, Geschäftsführer der Floyd GmbH

Mehr als ein Koffer: ein Statement

Als Bernd Georgi 2019 gemeinsam mit Geschäftspartner Horst Kern die ersten Koffer unter der Marke Floyd auf den Markt brachte, stand die Welt kurz vor einer Pandemie – ein denkbar…

„Jammern ist leichter als Handeln“

Interview mit Prof. Dr.-Ing. Dieter Gerling, Gründer der FEAAM GmbH

„Jammern ist leichter als Handeln“

Mit diesem Leitsatz gründete Professor Dieter Gerling 2006 die FEAAM GmbH – eine Ausgründung der Universität der Bundeswehr München. Fast zwei Jahrzehnte später entwickelt sein zehnköpfiges Team elektrische Antriebe für…

TOP