Technologieführer für mobile Speziallösungen
Interview mit Frank Wolter, Entwicklungsleiter der ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH

Wenn es um elektrohydraulische Lenksysteme für Sonderfahrzeuge geht, ist die ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH aus dem baden-württembergischen Langenbrettach eine feste Größe – und das seit über 50 Jahren. Gegründet 1972, entwickelte sich das Unternehmen vom Ein-Mann-Betrieb zu einem hoch spezialisierten Mittelständler mit heute 130 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von rund 30 Millionen EUR. In seiner Nische ist ME MOBIL ELEKTRONIK nicht nur Technologieführer, sondern laut Entwicklungsleiter Frank Wolter häufig „der Erste, der neue gesetzliche und normative Anforderungen in funktionierende, serienreife Systeme übersetzt“. Genau das sei das Erfolgsrezept: hohe Fertigungstiefe, technologische Flexibilität und ein kompromissloser Fokus auf Rechtskonformität. Vom mobilen Kran bis zum Flurförderzeug – das Unternehmen ist breit aufgestellt und branchenübergreifend gefragt. Gerade das macht es krisenfest.
„Unsere Kunden verdienen ihr Geld mit der Funktionalität der Fahrzeuge – also liefern wir exakt dafür die passende Lösung“, erklärt Frank Wolter. Der Baukastenansatz des Unternehmens erlaubt es, komplexe Anforderungen individuell umzusetzen – ob im Defense-Bereich, bei Agrarfahrzeugen oder Logistiklösungen. Neben technologischer Innovation spielt die persönliche Nähe zum Kunden eine große Rolle: „Wir verkaufen keine Regalware, sondern entwickeln gemeinsam mit dem Kunden die bestmögliche Lösung – partnerschaftlich und auf Augenhöhe“, so Frank Wolter.
Autonomisierung und Elektrifizierung als Wachstumstreiber
Während man vor wenigen Jahren noch über autonomes Fahren vor allem im Pkw-Sektor sprach, entwickelt ME MOBIL ELEKTRONIK bereits konkrete Lösungen für den Nutzfahrzeugbereich. Der Fokus liegt dabei auf der sicheren Umsetzung von Fahrbefehlen – ein Aspekt, der in vielen medialen Debatten untergeht. „Was nützt die beste KI, wenn die Umsetzung auf Achsebene nicht funktioniert?“, bringt es Frank Wolter auf den Punkt. Die Antwort des Unternehmens: hochsichere Steer-by-Wire-Systeme, die sowohl straßenzugelassene als auch Offroad-Fahrzeuge steuern können – etwa für Mobilkräne, Flughafenfahrzeuge oder komplexe Sonderlösungen. Ein zweiter Wachstumstreiber ist die zunehmende Elektrifizierung im Nutzfahrzeugbereich. Während klassische Elektro-Pkw längst im Markt angekommen sind, hinken viele Nutzfahrzeugsegmente noch hinterher. „Gerade bei Feuerwehr- oder Kommunalfahrzeugen gibt es Nachholbedarf – und genau dort bieten wir optimierte Komponenten an“, erläutert Frank Wolter. Parallel setzt ME MOBIL ELEKTRONIK auf Innovationskooperationen mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen, etwa in den Bereichen Infrastrukturentwicklung oder automatisierte Logistiksysteme. Ziel ist es, auch künftig als technologischer Vorreiter Maßstäbe zu setzen – ob bei autonomem Fahren oder ressourcenschonender Mobilität.
Digitalisierung, Nachhaltigkeit und die Rolle des Mittelstands
Digitalisierung ist bei ME MOBIL ELEKTRONIK kein Selbstzweck, sondern muss messbaren Kundennutzen bringen. So entstehen etwa Lösungen, die teilautonome Fahrmanöver in der Logistik realisieren oder Personal durch automatisierte Systeme effizient ergänzen. Auch Cybersecurity ist ein zentrales Thema – und ein klarer USP. „In vielen Bereichen sind wir aktuell die Einzigen, die die geforderten Sicherheits- und Datenschutzstandards bereits heute erfüllen“, betont Frank Wolter. Nachhaltigkeit bedeutet für das Unternehmen heute weit mehr als Langlebigkeit: Es geht um modulare, anpassungsfähige Architekturen, um offene Schnittstellen und die Wiederverwendbarkeit von Komponenten. Damit wird ME MOBIL ELEKTRONIK dem rasanten Entwicklungstempo in vielen Branchen gerecht – bei gleichzeitig reduziertem ökologischem Fußabdruck. Die Zukunft sieht Frank Wolter optimistisch: „Wir gehen davon aus, dass die aktuelle wirtschaftliche Talsohle ab dem Sommer durchschritten ist“. Dabei ist der Mittelstand für ihn das Rückgrat der Innovationskraft – oft übersehen, aber unverzichtbar: „Im Fokus stehen immer die großen Techkonzerne, aber wir Mittelständler sind es, die gemeinsam mit unseren Kunden pragmatisch, flexibel und mutig neue Wege gehen“, betont Frank Wolter.
Mitarbeiter, Märkte und die nächste Generation
130 Mitarbeitende beschäftigt ME MOBIL ELEKTRONIK heute – viele davon mit langjähriger Erfahrung, zunehmend aber auch junge Fachkräfte. „Der Mittelstand rückt wieder stärker in den Fokus junger Bewerber, die den direkten Beitrag und das familiäre Miteinander schätzen“, beobachtet Frank Wolter. Die Philosophie: flache Hierarchien, kurze Entscheidungswege – und Wertschätzung auf Augenhöhe. Ein Prinzip, das auch bei den Kunden geschätzt wird. Neben der starken Position in der DACH-Region ist das Unternehmen auch international aktiv – etwa in Benelux, Skandinavien, Italien, Kanada, Südkorea und Japan. Die 3. Generation der Unternehmerfamilie steht bereits in den Startlöchern: Tim Kluges-herz wird nach Abschluss seines Studiums sukzessive ins Unternehmen einsteigen. Die Zukunft ist damit nicht nur technologisch, sondern auch personell gesichert und bleibt in Familienhand.