Mobilität der Zukunft: innovative Technologien und persönlicher Service

Interview mit Michael Agsteiner, Geschäftsführer der Schwaba GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Agsteiner, wie geht Ihr Haus mit dem Thema Mobilität um? Welche Veränderungen sehen Sie hier?

Michael Agsteiner: Heute haben wir noch ein klassisches Geschäft. Der Kunde besitzt ein Fahrzeug, das er eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Über 70% aller Fahrzeuge werden finanziert oder geleast. Dieses Geschäft wird weiter Bestand haben. Es wird aber Mobilitätsdienstleistungen geben, die darüber hinausgehen werden, gerade im städtischen Bereich. Nicht nur in Megacities, sondern auch in kleineren urbanen Umgebungen. Es wird sicherlich komplette Mobilitätsangebote auf Zeit geben, wo zum Beispiel ein Auto zusammen mit einem E-Roller oder einem Nahverkehrsticket angeboten wird – für einen Fixbetrag. Mobilität auf Zeit ist hier das Stichwort. Das ist auch für Unternehmen interessant, die zum Beispiel Mitarbeiter für einen befristeten Zeitraum einstellen. Darüber hinaus kann es auch Möglichkeiten geben, für eine feste Rate verschiedene Fahrzeuge zu fahren, immer dem aktuellen Bedarf angepasst.

Wirtschaftsforum: Die Automobilindustrie als Schlüsselindustrie der deutschen Wirtschaft soll jetzt in Schwung gebracht werden, vorzugsweise mit einem umweltfreundlicheren Fußabdruck. Dazu brauchen wir entsprechende Produktionskapazitäten, die man aber nicht von heute auf morgen bereitstellen kann. Wie stehen Sie dazu?

Michael Agsteiner: Wir stellen immer wieder fest, dass es vor allem große Herausforderungen bezüglich der Batterien gibt. Wie kann man diese erstellen, wie kann man sie umweltfreundlicher machen? Auch das Thema Datenmanagement in den Fahrzeugen ist für die Industrie eine große Herausforderung, ganz gleich, ob Telematiksysteme oder Onlineanbindungen, zum Beispiel an Stausysteme. Die Schaffung der Infrastruktur ist ebenfalls ein großes Thema. Die muss stehen, damit die breite Masse auch wirklich Elektroautos fahren kann – nicht nur Hausbesitzer mit individuellen Lademöglichkeiten.

Wirtschaftsforum: Ist der Kreativitätsprozess der Autobranche gerade erst am Anfang?

Michael Agsteiner: Früher mussten Autos den Menschen gefallen, schnell und sicher sein. Heute zählen viele weitere Aspekte. Umwelt, Onlineanbindung, Streamingmöglichkeiten und so weiter. Die Herausforderung ist die Stabilität der Daten- und Stromnetze, sodass die Fahrzeuge zuverlässig geladen werden können. Das Thema Ladeinfrastruktur muss sichergestellt und der verfügbare Strom muss intelligent und effizient genutzt werden. Die Kommunen sind zum Teil noch gar nicht auf das Thema vorbereitet. Dies wird ein völlig neuer kommunaler Zuständigkeitsbereich werden.

Wirtschaftsforum: Welche Art von Mitarbeitern werden Sie in Zukunft brauchen?

Michael Agsteiner: In fünf oder zehn Jahren wird man weniger klassischen Service haben. Darauf müssen wir unsere Betriebe ausrichten. Wir werden mehr IT-Spezialisten brauchen. Wir schaffen also völlig neue Berufsfelder, um Antworten auf das Thema Mobilität im Jahr 2030 oder 2035 geben zu können. Auch im Vertrieb werden wir uns hier entsprechend aufstellen müssen. Je besser unsere Leute sind, je selbstständiger und motivierter sie agieren, umso besser sind wir als Unternehmen. Deshalb ist das Thema Weiterbildung bei uns sehr wichtig. Wir möchten unseren Mitarbeitern die Chance geben, sich persönlich und fachlich immer weiterzuentwickeln. Wir haben sehr gute Arbeitsbedingungen, das wissen die Mitarbeiter zu schätzen, das bringt uns Vertrauen und Attraktivität.

Wirtschaftsforum: Welche Themen haben Sie als Geschäftsführer für die nächsten Jahre auf der Agenda?

Michael Agsteiner: Ich muss die Trends für unser Unternehmen frühzeitig erkennen. Das Thema Datenmanagement ist bei mir ganz oben auf der Agenda. Wir brauchen noch viel mehr Informationen über unsere Kunden, als wir heute haben. Wir müssen den Bedarf unserer Kunden besser kennen. Ich muss vorausschauend überlegen, wie das Autohaus in fünf bis zehn Jahren aussehen wird. Aber auch weiterhin, davon bin ich fest überzeugt, werden wir im Markt agieren und Repräsentant des Unternehmens sein. Deshalb wird der persönliche Bezug nie völlig unwichtig werden.

Interview: Manfred Brinkmann

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