Klassiker in neuem Gewand

Interview mit Thomas Grübel, Gründer und CEO der GOVECS AG

Wirtschaftsforum: Herr Grübel, Elektrofahrzeuge liegen im Trend. Als Hersteller von E-Rollern der Marke Schwalbe repräsentiert GOVECS eine Marke mit Kultstatus. Wie kam es zu dieser besonderen Verbindung?

Thomas Grübel: Ich bin Ende 2008 nach zehn Jahren in Asien nach Deutschland zurückgekehrt und habe im Januar 2009 das Unternehmen gegründet. Die strategische Ausrichtung lag auf dem Privatkundengeschäft, ohne den B2B-Bereich zu vergessen. Unser Glück war, dass wir 2014 früh erkannt haben, dass der Bereich Shared Mobility irgendwann auch mit Zweirädern funktionieren würde. Wir haben die Fahrzeuge früh mit Telematik-Boxen ausgestattet, die eine Cloud-Anbindung hatten. Als Europäer haben wir Fahrzeuge gebaut, die extremen Anforderungen standgehalten haben und alles andere als Wegwerfprodukte waren; das hat uns einen signifikanten Wachstumsschub gegeben. Von 2015 bis 2018 hatten wir Jahr für Jahr Wachstumsraten von 120%.

Wirtschaftsforum: Ging es so dynamisch weiter?

Thomas Grübel: Bis zur Pandemie machte das B2B-Geschäft 95% aus; in der Krise litt das Sharing-Geschäft massiv, während das Privatkundengeschäft anzog. Heute konzentrieren wir uns ausschließlich auf Privatkunden. Als wir vor sieben Jahren die Lizenz für die Rollermarke Schwalbe bekamen, war das ein wichtiger Meilenstein.

Wirtschaftsforum: Was ist das Besondere an der e-Schwalbe?

Thomas Grübel: Die Roller verbinden einzigartiges Design mit hochmoderner Technologie. Jede e-Schwalbe ist mit einer Telematik-Box ausgestattet, es gibt immer eine SIM-Karte. Im B2C-Bereich sind andere Funktionen gefragt als im B2B-Bereich; mit diesen Funktionen beschäftigen wir uns momentan. Die Weiterentwicklung unserer e-Schwalbe ist ein iterativer Prozess, der nie aufhört.

Wirtschaftsforum: Wie ist GOVECS auf dem Markt aufgestellt?

Thomas Grübel: Nachdem wir den Fokus auf das Privatkundengeschäft gerichtet haben, beschäftigen wir heute rund 100 Mitarbeiter und setzen zwischen 12 bis 18 Millionen EUR um, Tendenz stark steigend. Was die Performance betrifft, sind wir führend, bei den Stückzahlen können wir mit den Asiaten nicht konkurrieren. Mit der e-Schwalbe bewegen wir uns gezielt im Premiumsegment, in dem Kunden Wert legen auf Design, Markenbekanntheit, Qualität und Performance.

Wirtschaftsforum: Worauf setzt GOVECS, um die Marktposition zu stärken?

Thomas Grübel: Aktuell ist eine neue e-Schwalbe mit Wechselbatterien für das Segment L1e bis 45 km/h auf den Markt gekommen. Wir haben hier die leichtesten Batterien, die mir bekannt sind und die besonders einfach zu handhaben sind.

Wirtschaftsforum: Wie werden die Roller vertrieben?

Thomas Grübel: Mit der e-Schwalbe Vertriebsgesellschaft konnten wir einen Vertriebspartner in Berlin gewinnen, der die e-Schwalbe exklusiv in Deutschland anbietet. Dort können Privatkunden die Roller kaufen, finanzieren oder leasen; zudem werden alte Schwalben überarbeitet.

Wirtschaftsforum: Welche Alleinstellungsmerkmale gibt es neben der Marke Schwalbe?

Thomas Grübel: Wir gehören zu den wenigen, die in Europa produzieren. Momentan ziehen wir in ein größeres Produktionsgebäude in Polen, das wir auch anderen Firmen zur Verfügung stellen wollen, die Wert auf Quality made in Europe legen. Hinzu kommt unser After-Sales-Service; durch die Nähe zum Markt können wir innerhalb von 48 Stunden Ersatzteile beschaffen. Auch beim Thema Nachhaltigkeit setzen wir Maßstäbe. Plastikteile werden bei uns nicht mehr lackiert, 90% der Komponenten kommen aus Europa.

Wirtschaftsforum: Das Thema E-Mobility gewinnt immer mehr an Fahrt. Wie sehen vor diesem Hintergrund Zukunftspläne aus?

Thomas Grübel: Schwalbe ist eine sehr deutsche Marke. Ziel ist, die Marke zu europäisieren und mittelfristig in die USA und nach Japan zu bringen.

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