Menschen mit Ideen und Produkte mit Mehrwert
Interview mit Jörg Schulden, Prokurist und Vertriebsleiter der Rodriguez GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Schulden, Sie sind seit 29 Jahren bei Rodriguez. Wie lange gibt es das Unternehmen in Deutschland bereits?
Jörg Schulden: Wir sind 1978 entstanden, als Tochtergesellschaft des US-Unternehmens R.A. Rodriguez, Inc. Man wollte amerikanische Wälzlager im deutschen Markt vertreiben. Seit 1984 sind wir eine eigenständige GmbH, sodass wir auch andere, europäische Produkte anbieten konnten. Vor 30 Jahren haben wir begonnen, den Bereich Lineartechnik aufzubauen. Später kam die Produktion von eigenen Wälzlagern hinzu. Das Ziel war, zum Vollsortimenter zu werden. Wir haben den Fertigungsbereich kontinuierlich über 20 Jahre ausgebaut, parallel zum Handel. Aktuell bauen wir eine neue Fabrik mit zwei großen Hallen auf der anderen Straßenseite, mit Photovoltaik und Wärmepumpe, um ökologischer und kosteneffizienter zu produzieren. Die Produktionserweiterung ist wichtig für unsere zukünftige Entwicklung und erfolgt maßgeblich auf Initiative unseres Geschäftsführenden Gesellschafters Gunther Schulz.
Wirtschaftsforum: Wie haben Sie die letzten Jahre erlebt, mit der Coronapandemie und dem Ukrainekrieg?
Jörg Schulden: Corona hat keine nachhaltigen Veränderungen für uns mitgebracht. Für uns ist die Nähe zum Kunden wichtig und dass wir früh in die Entwicklung neuer Produkte eingebunden werden. Wir haben viele beratungsintensive Produkte. Deshalb sind wir froh, dass der persönliche Kontakt wieder uneingeschränkt möglich ist. Der Ukrainekrieg hat zu einer gewissen Investitionszurückhaltung geführt, wir selbst sind allerdings nicht so stark in Russland und der Ukraine vertreten wie manche unserer Kunden. Für 2024 rechnen wir ab Mitte des Jahres mit einem leichten Aufschwung. Das Ziel sind 40 Millionen EUR Umsatz für das aktuelle Jahr.
Wirtschaftsforum: Wie stellt sich das Verhältnis zwischen Ihren beiden großen Produktbereichen, Präzisionslager und Lineartechnik, dar?
Jörg Schulden: Beides hält sich die Waage. Wir wollen die Präzisionslagerproduktion weiter ausbauen. Wir versuchen immer, besondere Produkte anzubieten, also nicht unbedingt Standard-Rillenkugellager. Zum Beispiel besonders präzise Lager mit besonderen Querschnitten oder für spezielle Anwendungsbereiche, also nicht der normale Katalogbedarf. Im Produktsegment Dünnringlager sind wir Marktführer. Dünnringlager zeichnen sich durch einen großen Bohrungsdurchmesser bei kleinem Querschnitt aus und kommen in der Luft- und Raumfahrt oder der Medizintechnik zum Einsatz. Unsere Stärke sind Produktspezifikationen, die man sonst nicht findet, wir nennen diese Produkte ‘Value Added Products’, die dem Kunden einen echten Mehrwert bieten. Kunden können auch mit individuellen Wünschen kommen, hier sind wir sehr flexibel. Die Entwicklung erfolgt dann immer in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden.
Wirtschaftsforum: Und der Bereich Lineartechnik?
Jörg Schulden: Der zieht in die neue Fabrik um, sodass wir die Produktion von Präzisionswälzlagern in der jetzigen Halle ausweiten können. Wir sind Vollsortimenter und bieten ein breites Sortiment von Rund- und Profilschienenführungen für jede Bewegung sowie komplette Linearsysteme als Einheit aus Linearführung und Antrieb. Auch hier sind wir sehr flexibel, was individuelle Kundenanforderungen angeht.
Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist für Sie das Thema Digitalisierung?
Jörg Schulden: Ganz wichtig, neben dem aktuellen Neubau der Fabrik. Wir führen 2025 ein neues ERP-System ein und beschäftigen uns intensiv mit der Verbesserung aller Prozesse im Unternehmen. Auch die Kundenanforderungen nehmen diesbezüglich zu.
Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre hauptsächlichen Kunden?
Jörg Schulden: Zu rund 80% sind es OEM-Hersteller aus nahezu allen industriellen Bereichen, vom allgemeinen Maschinenbau über die Robotik, die Medizintechnik und die Luft- und Raumfahrtindustrie bis zu Werkzeugmaschinenbauern.
Wirtschaftsforum: Auch im Ausland?
Jörg Schulden: Deutschland ist unser Hauptmarkt, aber wir haben eine eigene Niederlassung in Frankreich und wollen in Zukunft stärker internationalisieren.
Wirtschaftsforum: Spüren Sie den zunehmenden Fachkräftemangel?
Jörg Schulden: Es wird zunehmend schwierig, qualifiziertes Personal zu gewinnen. Aber wir machen auf uns aufmerksam, unsere Tätigkeit hat einen Zweck, nämlich dem Kunden einen einzigartigen Mehrwert zu verschaffen. Jeder kann sich bei uns einbringen und sich entwickeln. Unser Erfolg beruht darauf, dass wir Menschen mit Ideen und Produkte mit Mehrwert zusammenbringen. Wir wollen für unsere Kunden der Partner sein, zu dem sie kommen, wenn es um besondere Anforderungen geht, und sie mit unserer Erfahrung und Kompetenz unterstützen. Immer wenn echter Mehrwert gefordert ist, ist Rodriguez die erste Adresse.
Wirtschaftsforum: Wie blicken Sie auf das aktuelle Jahr?
Jörg Schulden: Mit dem Neubauvorhaben für die zusätzliche Fabrik und der Einführung eines neuen ERP-Systems haben wir zwei große Projekte, die wir realisieren wollen. Das ist eine große Herausforderung, wir sind jedoch sehr gut vorbereitet und sicher, das gut zu meistern.
Des Weiteren möchten wir unsere starke Marktposition im Bereich der Präzisionslager-Anwendungen als auch bei den Lineartechnik-Anwendungen ausbauen und mit unserer Erfahrung und Kompetenz unsere Kunden bei Spezialanforderung bestmöglich beraten.