Sondermaschinenbau mit System für die Weltmärkte
Interview mit Andreas Ewald, Geschäftsführer der K.R. Pfiffner AG

Wirtschaftsforum: Herr Ewald, Sie haben eine langjährige Laufbahn in der Maschinenbaubranche hinter sich. Wie sind Sie zur KR Pfiffner AG gekommen?
Andreas Ewald: Ich bin Elektroingenieur mit Weiterbildungen in Software Engineering und Wirtschaft, unter anderem mit einem Executive-MBA der Universitäten Bern und Rochester. Technisch geprägt, war ich lange in technologiegetriebenen Unternehmen tätig – etwa bei Bystronic und Rofin, wo ich viel mit anwendungsorientierter Systemtechnik und Turnkey-Lösungen gearbeitet habe. 2019 kam ich zur KR Pfiffner AG, zunächst als Standortleiter und Leiter des globalen Service. Seit 2020 verantworte ich als CEO die gesamte Gruppe mit drei Standorten in der Schweiz und Deutschland.
Wirtschaftsforum: Die Marken Pfiffner und Witzig & Frank blicken auf eine bewegte Geschichte zurück. Wie kam es zur heutigen Unternehmensstruktur?
Andreas Ewald: Die heutige Struktur ist Teil eines schrittweisen Zusammenwachsens unter dem Dach der taiwanesischen FFG Group. Witzig & Frank stießen 2014 dazu, Pfiffner wurde 2015 übernommen. Seit 2017 bilden wir eine eigene Maschinenbaugruppe, spezialisiert auf Rundtaktmaschinen. Pfiffner konzentriert sich auf kleinere Teile bis Faustgröße, Witzig & Frank bauen größere Systeme. Beide ergänzen sich hervorragend – technologisch und auch in der Marktbearbeitung.
Wirtschaftsforum: Die Automobilindustrie war über Jahrzehnte ein wichtiger Kunde. Wie reagieren Sie auf die aktuellen Umbrüche?
Andreas Ewald: Die Transformation trifft viele Zulieferer hart – auch uns. Die Investitionszyklen haben sich verkürzt, das Vertrauen in langfristige Produktlinien wie den Verbrenner ist weg. Das zwingt zu einer breiteren Aufstellung. Wir bedienen heute vermehrt Industriekunden außerhalb des Automotive-Bereichs – etwa in der Produktion von Schmutzwasserpumpen. Dort gibt es stabile Volumina und langfristige Planungssicherheit. Unsere Maschinen sind ideal für solche Serienfertigung: hoch automatisiert, platzsparend, energieeffizient.
Wirtschaftsforum: Wie nachhaltig ist Ihre Technologie im Produktionsalltag?
Andreas Ewald: Unsere Systeme brauchen im Schnitt nur 20% der Energie vergleichbarer Einzelmaschinen. Gleichzeitig reduzieren wir Platzbedarf und Personaleinsatz drastisch – ohne Abstriche bei der Qualität. Unsere Kunden können mit einer einzigen Rundtaktmaschine enorme Stückzahlen bei maximaler Präzision realisieren. Gerade in Ländern mit hohen Lohnkosten bleibt das ein Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit.
Wirtschaftsforum: Digitalisierung und Industrie 4.0 sind Schlagworte. Wie setzen Sie diese Themen konkret um?
Andreas Ewald: Mit Augenmaß. Nicht jede digitale Innovation bringt echten Mehrwert. Für unsere Kunden – die oft Millionen identischer Teile fertigen – stehen Zuverlässigkeit und Sicherheit im Vordergrund. Cloudlösungen oder voll vernetzte Maschinen stoßen oft auf Skepsis, etwa aus Sorge vor Cyberangriffen. Wir setzen gezielt dort an, wo es Nutzen bringt: zum Beispiel im Remote Service oder mit KI-gestützten Tools zur Fehlerdiagnose. Der Kunde entscheidet dabei selbst, welche Funktionen er aktiviert.
Wirtschaftsforum: Wie begegnen Sie dem Fachkräftemangel, insbesondere im technischen Bereich?
Andreas Ewald: Wir setzen stark auf eigene Ausbildung. Aktuell beschäftigen wir 30 Auszubildende – bei 220 Mitarbeitern insgesamt ein hoher Anteil. Wir arbeiten eng mit Schulen zusammen, bieten Schnuppertage an und fördern individuelle Weiterbildungen. Dabei geht es nicht nur um Fachwissen, sondern um Haltung: Wir suchen junge Menschen mit dem Willen, etwas zu leisten – egal ob auf dem Meisterweg oder mit einem berufsbegleitenden Studium.
Wirtschaftsforum: Welche Werte prägen Ihre Führungskultur – intern wie extern?
Andreas Ewald: Wir halten unsere Versprechen – das ist essenziell im Sondermaschinenbau. Wir verkaufen keine Maschinen von der Stange, sondern komplexe Lösungen, die über Jahre hinweg reibungslos funktionieren müssen. Qualität, Teamwork und Durchhaltevermögen stehen im Zentrum. Probleme lösen wir gemeinsam, nicht durch Schuldzuweisungen. Dieser Geist prägt unsere Kundenbeziehungen ebenso wie unsere interne Zusammenarbeit.
Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihre Perspektive auf die Zukunft der Industrieproduktion aus?
Andreas Ewald: Innovation wird sich immer durchsetzen. Auch wenn sich globale Rahmenbedingungen verändern – mit Druck auf die Währungen, wachsendem Wettbewerb aus Asien oder kürzeren Investitionszyklen. Wir müssen flexibel bleiben, von Ländern wie Indien lernen, wo Dienstleistungen mit hoher Qualität zu deutlich geringeren Kosten möglich sind. Zugleich glaube ich an den Wert lokaler Kompetenz: Schweizer und deutsche Ingenieurskunst, gepaart mit strategischem Denken und kooperativer Haltung, werden weiterhin gefragt sein. Dafür stehen wir.