Unternehmenskultur meets Digitalisierung

Interview mit Ulrike Meyer, Geschäftsführerin der Willenbrock Fördertechnik GmbH

Aus zwei hat Willenbrock gerade erfolgreich eins gemacht und seine vier Gesellschaften in Bremen und Hannover als ein Unternehmen unter demselben Namen zusammengeführt. ONE Willenbrock heißt das Projekt, in dem ein Team von 86 Mitarbeitenden ein Jahr lang daran gearbeitet hat, zusammenzuführen, was zusammengehört.

Vor dem Hintergrund steigender Kundenanforderungen und eines dynamischen makroökonomischen Umfeldes war es das Ziel, die eigenen Prozesse zu optimieren und bestehende Ressourcen zu bündeln, um sich zielgerichteter auf die Kunden konzentrieren zu können. Der Wegfall von interner Administration, der effiziente Zugriff auf Bestände sowie einheitliche operative Prozesse zwischen den Vertriebseinheiten wurde zudem durch die parallele Zusammenführung der unterschiedlichen ERP-Mandanten forciert.

Die Geschäftsführerin Ulrike Meyer berichtet von dem komplexen Unterfangen: „Es wurden mehr als 1.300 Einzelaufgaben definiert, an denen in wöchentlicher Abstimmung gearbeitet wurde. Über 3.000 Datenbanken wurden für die Übernahme analysiert, 1.500 Stunden Programmieraufwand wurden investiert, um optimierte Daten in das System für das neue Unternehmen zu übergeben. Am 02.01.2023 konnte unser Core Team den Go Live der Willenbrock Fördertechnik GmbH melden. Ich bin sehr stolz, dass wir dieses Projekt parallel zum Tagesgeschäft in sehr herausfordernden Zeiten und ohne externe Berater erfolgreich und innerhalb des gesteckten Zeitrahmens realisiert haben.“

Neuer Standort in Großburgwedel

Und es gibt noch eine Veränderung im Hause Willenbrock: Aufgrund des stark gestiegenen Flächenbedarfes hat das Unternehmen die bisherigen Standorte Hannover-Anderten und Kirchhorst am neuen Unternehmenssitz in Großburgwedel konsolidiert. Der neue Standort mit 3.000 m² Verwaltungsgebäude sowie einer 10.000 m² großen Halle für Produktausstellung, Lagerung und Werkstatt bietet Arbeitsplätze für 140 Mitarbeitende.

„Durch die Ansiedlung zentrieren wir uns stärker in unserem Vertragsgebiet und erzielen eine noch größere räumliche Kundennähe. An unserem neuen Standort wollen wir weiterwachsen und neue Geschäftsfelder entwickeln“, sagt Ulrike Meyer. In Braunschweig unterhält Willenbrock auch zukünftig eine Dependance.

Eine starke Marke

„Vor 30 Jahren waren Gabelstapler einfach aus Stahl und Eisen. Jetzt werden sie immer digitaler. Automatisierung, Robotics und autonomes Fahren sind die Zukunft. Dafür haben wir schon die ersten Produkte“, berichtet Ulrike Meyer. In seinen Regionen verfügt Willenbrock über ein engmaschiges Netz von circa 300 Servicetechnikern. „Das ist in unserer Branche außergewöhnlich, aber wenn der Kunde sich mit einem Problem meldet, wollen wir so schnell wie möglich vor Ort sein“, betont die Geschäftsführerin. Willenbrock profitiere außerdem davon, dass es im Unternehmen immer selbstverständlich gewesen sei, sich verändern zu müssen. „In jedem Einzelnen von uns steckt das Unternehmertum und der Wunsch, die Firma und sich selbst stetig weiterzuentwickeln“, sagt sie.

Man ist bei Willenbrock stolz auf seine Leistung und auf das Produkt. „Mit Linde haben wir eine innovative, starke Marke, die wir mit einem umfangreichen Dienstleistungsspektrum flankieren“, erklärt Ulrike Meyer. „Wir möchten unseren Kunden alle Leistungen bieten, die den innerbetrieblichen Materialfluss unterstützen – beispielsweise Fahrerausbildung, Sicherheitslösungen, Sonderbau, Energieberatung, Lagerplanung sowie die Digitalisierung oder Automatisierung von einzelnen Fahrzeugen oder einer ganzen Flotte.“

Eine Technikbegeisterte in einer Männerdomäne

Für Geschäftsführerin Ulrike Meyer ist die erfolgreiche Zusammenführung der vier Gesellschaften auch menschlich gesehen ein Erfolg: „Die Mitarbeitenden sind unsere große Stärke – die Menschen, die eigenverantwortlich denken, Entscheidungen treffen, die für den Kunden kämpfen und füreinander einstehen.“ Ulrike Meyer ist selbst ein ‘Eigengewächs’ und eine Ausnahmeerscheinung in ihrer Branche.

Vor zehn Jahren begann sie bei Willenbrock als Verkäuferin für Gabelstapler, nachdem sie zuvor im Bereich Showtrucks gearbeitet hatte. „Ich wollte wieder in den technischen Vertrieb. Nach 50 Jahren Unternehmensgeschichte war ich bei Willenbrock die erste Verkäuferin“, erzählt sie.

Das Verständnis und die Begeisterung für Technik wurden schon in ihrer Kindheit geweckt. „Mit meinem Vater habe ich Rechner auseinandergebaut, und mit zehn Jahren habe ich mein erstes Programm geschrieben. Ich habe dann später bei Willenbrock Software an Kunden verkauft und war der Nerd unter den Verkäufern“, sagt Ulrike Meyer. Ihrem Chef fiel das Engagement der jungen Frau auf – vor sieben Jahren vertraute er ihr den Aufbau des Geschäftsbereiches ‘Digitale Lösungen’ an. In dieser kleinen, schnellen Einheit wurden auf Basis der Kundenanforderungen Produkte entwickelt und später im großen Konzern skaliert.

Vor fünf Jahren übernahm Ulrike Meyer zusätzlich die Verantwortung für die interne IT. Ihre Leidenschaft als ‘Digital Immigrant’ und die Erfordernisse der Coronapandemie nutzte sie, um das Unternehmen intern weiter zu digitalisieren und agiles Arbeiten zu implementieren. Im Mai 2022 wurde Ulrike Meyer zur Willenbrock-Geschäftsführerin ernannt.

Führung und Unternehmenskultur

Ulrike Meyer kann sich keinen schöneren Job vorstellen. „Es gibt nichts Besseres, als das Geschäft und den Erfolg selbst in der Verantwortung zu haben“, findet sie. Zwei Dinge lebt sie lieber vor, als sie anderen aufzudiktieren: Empathie und Selbstreflektion. „Das ist mir extrem wichtig, ebenso wie eine gute Kommunikation. Ich bin maximal transparent“, betont sie. Und sie setzt auf Führung: „Wenn alle Verantwortlichen gute Führungskräfte sind, sind wir zusammen unschlagbar.“

Für die Zukunft strebt sie weiteres Wachstum an. Sie möchte außerdem dafür sorgen, dass die Kunden schneller bedient werden. In den kommenden Jahren steht eine SAP-Einführung an. Aktuell treibt Ulrike Meyer vor allem ein Thema an: „Mir ist es eine Herzensangelegenheit, einfache Arbeiten durch Robotics und Prozessautomation zu ersetzen. Ich möchte dazu mit den Mitarbeitenden zusammen Lösungswege erarbeiten, damit sie mehr Zeit für spannende und komplexe Aufgaben haben.“

Mehr zum Thema Automobil & Fahrzeugbau

Automatisch besser unterwegs

Interview mit Volker Rankl, Leiter Logistik und Gabi Schiller, Spezialist Logistik der LINHARDT GmbH & Co. KG

Automatisch besser unterwegs

Die LINHARDT GmbH & Co. KG aus dem bayerischen Viechtach ist immer dann gefragt, wenn es um die Entwicklung, Verpackung und Produktion von Aluminiumtuben, Kunststofftuben, Aerosoldosen und anderen Verpackungen für…

Nachhaltiger Neuanfang

Interview mit Matthias Haarer, Geschäftsführer der Eisenmann GmbH

Nachhaltiger Neuanfang

Seit dem Neustart im Oktober 2020 zählt die Eisenmann GmbH heute zu den renommierten Anbietern von industriellen Lackieranlagen. Vom Stammsitz in Böblingen sowie neu gegründeten Tochtergesellschaften pflegt das Unternehmen partnerschaftliche…

Spezialfahrzeuge für spezielle Aufgaben

Interview mit Timm Schwenn, Teamleiter Vertriebsinnendienst der Terberg Spezialfahrzeuge GmbH

Spezialfahrzeuge für spezielle Aufgaben

Besondere Anforderungen erfordern besondere Maßnahmen – und in vielen Fällen ganz besondere Fahrzeuge. Die Zugmaschinen der Terberg Spezialfahrzeuge GmbH mit Sitz in Hamburg sorgen dafür, dass der Betrieb in Häfen,…

Spannendes aus der Region Bremen

„So wie wir das machen, macht es niemand anders!“

Interview mit Amir Hallal, Leiter Vertrieb & Marketing, Prokurist der Hundhausen Kunststofftechnik GmbH

„So wie wir das machen, macht es niemand anders!“

Ob Food oder Pharma, Agrar oder Bau: Es sind viele Branchen, in denen die Produkte der Hundhausen Kunststofftechnik GmbH benötigt werden. Das Unternehmen aus dem niedersächsischen Achim entwickelt und fertigt…

Ein Autohaus mit Visionen

Interview mit Stephanie von Ahsen, Geschäftsführerin und Peter Zippler, Großkundenberater der Autohaus Brandt GmbH

Ein Autohaus mit Visionen

‘Autoverkäufer sind keine Blechverkäufer mehr’ – so beschreibt Peter Zippler, Großkundenberater bei der Autohaus Brandt GmbH, einem der führenden Volkswagen-Händler der Region Bremen, seine Rolle und die seiner Kollegen. Und…

Freude an den schönen Dingen des Lebens

Interview mit Kamran Yazdian, Geschäftsführer der Out of the blue KG

Freude an den schönen Dingen des Lebens

Es ist die Freude an Überraschungen, die zur Gründung der Out of the blue KG geführt und dem Unternehmen auch seinen Namen gegeben hat. Schließlich bedeutet ʻOut of the blue’…

Das könnte Sie auch interessieren

„Mehrfachnutzung ist die höchste Stufe der Nachhaltigkeit“

Interview mit Dominik Lemken, Geschäftsführer der WALTHER Faltsysteme GmbH

„Mehrfachnutzung ist die höchste Stufe der Nachhaltigkeit“

Durch den Ersatz von Einwegbehältern durch Mehrweglösungen lassen sich gerade in der Logistik durchgreifende Nachhaltigkeitsgewinne erzielen: Die Kompetenz der WALTHER Faltsysteme GmbH, die sich seit über 40 Jahren in der…

Bereit für den Wandel

Interview mit Hans-Peter Keller, Geschäftsführer und Stefanie Dubs, Mitglied der Geschäftsleitung der Hacontex AG

Bereit für den Wandel

Mehrgenerationen-Wohnen, Co-Working, Co-Living, erneuerbare Energien – Themen, die vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und dem Klimawandel aktueller denn je sind. Die Hacontex AG aus Zollikon bei Zürich arbeitet an…

Elektromobilität leicht gemacht

Interview mit Michael Erbar, Geschäftsführer der Stöhr GmbH

Elektromobilität leicht gemacht

Heute sind Fahrradgaragen und Ladestationen für Elektroautos und Elektrofahrräder aus den Innenstädten nicht mehr wegzudenken. Als die Stöhr GmbH aus Königsbach-Stein in Deutschland in den Jahren 2008 bis 2010 ihre…

TOP