Der Plastikflut etwas entgegensetzen
Interview mit Lotte Schöpf, Gründerin und Gesellschafterin der Wildwax Tuch GbR

Wirtschaftsforum: Das Motto von Wildwax Tuch ist klar formuliert: „Plastic is over“. Wann hatten Sie genug von Plastik beziehungsweise was war die konkrete Initialzündung für die Unternehmensgründung?
Lotte Schöpf: Omar und ich haben vor einigen Jahren den Film „Plastic Planet“ gesehen. Danach waren wir regelrecht geschockt. Entsprechend sensibilisiert haben wir angefangen, unseren Alltag anders wahrzunehmen und es war schnell klar: So kann es nicht weiter gehen. Für mich war der Erhalt der Umwelt schon immer ein zentrales Thema und ich halte Plastik für eines der größten Probleme unserer Zeit.
Sabrina hat ungefähr zur selben Zeit in einem Reformhaus gearbeitet und war schockiert über die Plastikberge, die selbst dort täglich anfallen. Als wir uns 2017 zusammentaten, hatten wir das gemeinsame Ziel der Plastikflut etwas entgegenzusetzen.

„Man hat nicht nur den Vorteil, dass man Plastik vermeidet, sondern auch eine bessere Qualität an Lebensmitteln.“ Lotte SchöpfGründerin und Gesellschafterin
Wirtschaftsforum: Ihr Produkt kommt auf den ersten Blick eher schlicht daher als ein mit Bienenwachs überzogenes Baumwolltuch. Welche Vorteile hat es gegenüber normaler Frischhaltefolie?
Lotte Schöpf: Natürliche Dinge sind meiner Erfahrung nach oft die besten. Das Wildwax Tuch besteht ohne Einschränkung aus natürlichen Rohstoffen und vor allem aus Bienenwachs von ausschließlich Demeter zertifizierten Imkereien. Die antibakteriellen Eigenschaften dieses qualitativ hochwertigen Wachses und die Atmungsaktivität der Baumwolle haben wir uns zu Nutze gemacht und halten dadurch Lebensmittel länger frisch. Man hat also nicht nur den Vorteil, dass man Plastik vermeidet, sondern auch eine bessere Qualität an Lebensmitteln.
Wirtschaftsforum: Das Bio-Label wirkt im Einzelhandel überstrapaziert, praktisch alles gibt es „bio“. Was halten Sie von solchen Zertifikaten und wie stellen Sie sicher, dass Wildwax Tuch ein reines Naturprodukt ist?
Lotte Schöpf: Wir haben ausschließlich verlässliche Lieferanten, viele von Ihnen haben wir schon persönlich besucht. Das Demeter Siegel und das GOTS Siegel sind grundsätzlich gut geprüft und an sich ein Vertrauensgarant. Leider ist „bio“ in Deutschland kein Standard, sondern muss extra mit Siegeln gekennzeichnet werden. Das kann natürlich zu Missbrauch führen. Als Verbraucher kann man sich leider nicht einfach auf irgendein Siegel verlassen, sondern muss bewusst schlau konsumieren. Für mehr Transparenz beziehungsweise bessere Standards müsste sich die Gesetzeslage ändern und die Politik etwas tun.
„Als Verbraucher kann man sich leider nicht einfach auf irgendein Siegel verlassen, sondern muss bewusst schlau konsumieren.“ Lotte SchöpfGründerin und Gesellschafterin

Wirtschaftsforum: Oft entsteht der Eindruck, dass bei Start-ups unternehmerische Kennzahlen eine Nebenrolle spielen. Sie schreiben schon jetzt nach der Gründung in 2017 schwarze Zahlen. Zufall oder Businessplan?
Lotte Schöpf: Wir haben das erste halbe Jahr fast jedes Wochenende auf Messen uns Märkten das Wildwax Tuch vorgestellt und konnten so viele wertvolle Kontakte knüpfen und uns zu einer Marke aufbauen. Außerdem sind wir sehr sparsam und haben unsere ganze Kraft in die Gründung gesteckt. Wir hatten aber auch großes Glück gehabt und den Nerv der Zeit getroffen.

„Konventionelle Landwirtschaft zu subventionieren, halte ich nicht für sinnvoll. Stattdessen muss sich grundlegend etwas in unserem Umgang mit unserer – einzigen – Welt ändern.“ Lotte SchöpfGründerin und Gesellschafterin
Wirtschaftsforum: Egal ob Vermüllung durch Plastik oder Bienensterben. Viele ökologische Probleme sind mit ökonomischen Prozessen verbunden. Wo sehen Sie aktuell den größten Handelsbedarf, um hier eine Balance herzustellen?
Lotte Schöpf: Plastik gehört verboten. Massentierhaltung, Monokulturen und Neonicotinoide auch. Konventionelle Landwirtschaft zu subventionieren, halte ich nicht für sinnvoll. Stattdessen muss sich grundlegend etwas in unserem Umgang mit unserer – einzigen – Welt ändern.
Interview: Redaktion, Fotos: Wildwax Tuch