Rückenwind für die Energiewende

Interview mit Thomas Winkler, Geschäftsführer der VSB Holding GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Winkler, mit der VSB Neue Energien Deutschland konzentrieren Sie sich auf Windkraftanlagen?

Thomas Winkler: Unser Fokus liegt auf Onshore-Windparks – je größer, desto besser. Mittlerweile sind wir deutschlandweit tätig. Am stärksten aufgestellt sind wir allerdings in Hessen und Sachsen-Anhalt. Hier haben wir bislang die meisten Projekte realisiert. Aber auch in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Sachsen und Thüringen sind wir aktiv. Aktuell verzeichnen wir auch eine steigende Nachfrage aus Bayern. Aufgrund der 10H-Regelung waren in Bayern lange Zeit kaum Flächenpotenziale sichtbar. Jedoch haben sich die Chancen inzwischen erheblich erweitert, und wir konnten bereits mehrere Projekte erfolgreich akquirieren. Natürlich prüfen wir immer, ob ausreichend Wind vorhanden ist. Regionale Unterschiede gleicht das EEG aus. Damit wird die Realisierung von Windparks in Regionen mit geringerem Windaufkommen erleichtert. Selbstverständlich übernehmen wir auch Repowering-Projekte.

Wirtschaftsforum: Bitte geben Sie uns doch einige Beispiele für Projekte, die Sie bereits entwickelt und umgesetzt haben.

Thomas Winkler: Im Windpark Elster in Sachsen-Anhalt realisieren wir derzeit eines der größten Onshore-Repowering-Projekte Europas. Repowering von Windenergieanlagen bezeichnet den Prozess, ältere Windenergieanlagen durch neuere, effizientere Modelle zu ersetzen. Beim Repowering-Projekt Elster geschieht dies an dem Standort, an dem wir in den Jahren 2000 bis 2003 50 Anlagen errichtet haben. Diese haben wir nun abgebaut und errichten dafür 16 neue Anlagen. Dadurch versechsfacht sich der Energieertrag. Der Repowering-Windpark wird eine Leistung von 105,6 MW haben und rund 235 GWh Strom pro Jahr erzeugen – genug, um 67.000 Drei-Personen-Haushalte mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Unser Ziel ist es, den Windpark Ende 2024 in Betrieb zu nehmen.

Wirtschaftsforum: Haben Sie auch schon Projekte im Ausland realisiert?

Thomas Winkler: Ja, als VSB-Gruppe sind wir europaweit in acht weiteren Ländern vertreten. In Finnland realisieren unsere Kollegen derzeit eines der größten Projekte von VSB - den Windpark Karahka. Dieser umfasst insgesamt 25 Windenergieanlagen mit einer beeindruckenden Leistung von 170 MW. Die Planung des Windparks Karahka begann im Jahr 2016. Ursprünglich bestand er aus zwei separaten Windprojekten. Im Zuge der Planung wurden alle erforderlichen rechtlichen Schritte unternommen, darunter die Zustimmung der Verwaltung und die Aufnahme in den regionalen Flächennutzungsplan. Parallel dazu wurde intensiv an einem lokalen Masterplan gearbeitet und Umweltauswirkungen sorgfältig bewertet. Dieser gleichzeitige Ansatz war in Finnland bis dato ein Novum. Der gesamte Planungsprozess wurde erfolgreich im Jahr 2022 abgeschlossen, und derzeit befindet sich das Projekt in der Bauphase. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2024 geplant.

Wirtschaftsforum: Sie agieren in einem Markt, der immer wettbewerbsintensiver wird. Was zeichnet VSB im Vergleich zu anderen Anbietern aus?

Thomas Winkler: Wir sind schon fast 30 Jahre am Markt und haben dadurch einen Erfahrungsvorsprung. Viele unserer Marktbegleiter sind noch jung am Markt. Wir haben uns im Laufe der Jahrzehnte einen sehr guten Ruf für eine konstant hohe Qualitätsleistung erworben und sind auch mit langfristigen Projekten erfahren. Seit 2017 sind wir ISO 9001 zertifiziert. Zudem arbeiten wir immer mit den neuesten Technologien und Anlagentypen. Darüber hinaus zeichnet sich VSB durch eine intensive Zusammenarbeit mit Stakeholdern vor Ort aus. Wir legen großen Wert auf partnerschaftliche Beziehungen zu den Gemeinden, in denen wir tätig sind, und arbeiten eng mit lokalen Behörden, Umweltschutzorganisationen und Anwohnern zusammen. Diese enge Verbindung zu den Regionen, in denen wir Projekte realisieren, ermöglicht es uns, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, die die Bedürfnisse und Anliegen der Menschen vor Ort berücksichtigen. Diese enge Zusammenarbeit trägt dazu bei, dass unsere Projekte nicht nur wirtschaftlich erfolgreich, sondern auch sozial und ökologisch nachhaltig sind.

Wirtschaftsforum: Wie beurteilen Sie die Arbeit unserer Regierung rund um das Thema erneuerbare Energien?

Thomas Winkler: Im Vergleich zur Vorgängerregierung hat die aktuelle Regierung bereits viele Maßnahmen umgesetzt. Viele Verfahren für Erneuerbare-Energie-Projekte wurden bereits erleichtert und beschleunigt. Die Flächenausweisung für Windenergie war ein wichtiger Impuls, damit die 2%-Ziele von den Bundesländern ernst genommen werden. Jedoch könnte die Kommunikation der Maßnahmen verbessert werden.

Wirtschaftsforum: Haben Sie schon konkrete Pläne für 2024?

Thomas Winkler: In Deutschland werden wir viele Projekte mit insgesamt bis zu 400 MW Leistung einreichen. Wir rechnen mit Genehmigungen für rund 100 MW. In den vergangenen Jahren haben wir die Grundlage für weitere Projekte durch intensive Flächenakquise geschaffen. Jetzt werden wir uns darauf konzentrieren, die gesicherten Flächen in die Umsetzung zu bringen.

Wirtschaftsforum: Welche Pläne verfolgen Sie langfristig mit der VSB Neue Energien Deutschland?

Thomas Winkler: Unser Ziel ist nach wie vor, einer der größten Entwickler von Projekten für erneuerbare Energien auf dem deutschen Markt zu sein. Dazu möchten wir auch unsere Aktivitäten im Photovoltaikbereich ausbauen. Unter anderem werden wir hybride Parks mit Wind und PV umsetzen. Die Vorteile sind ganzjährig stabile Erträge, Platz-ersparnis und effiziente Nutzung von gemeinsamen Netzanschlüssen. Dieser effiziente Energiemix ist ein bedeutsamer Schritt, da durch den Ausbau der erneuerbaren Energien Flexibilität in der Stromversorgung zunehmend an Bedeutung gewinnt.

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