„Hinter mir steht kein Großkonzern!“

Interview mit Otmar Pribitzer, Geschäftsführer der Technische Gebäudebetreuung GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Pribitzer, Ihre Person und die Technische Gebäudebetreuung GmbH sind untrennbar miteinander verbunden. Erzählen Sie uns doch bitte etwas zur Historie Ihres Unternehmens.

Otmar Pribitzer: Nach langjährigen Tätigkeiten im Anlagenbau und in der Haustechnik sowie als Bauleiter habe ich 1992 die Technische Gebäudebetreuung, kurz TGB, als Facility Management-Unternehmen mit fünf Beschäftigten gegründet. Die Zahl der Mitarbeiter und der Tätigkeitsbereiche hat sich im Laufe der Jahre stark erweitert. Heute beschäftigen wir rund 140 Mitarbeiter. Unser Schwerpunkt ist die Haustechnik – also Kälte- und Klimatechnik sowie Sanitär-, Elektro-, Mess- und Regeltechnik – und nach wie vor das Facility Management. Das umfasst die technische Wartung sowie auch die technische Betriebsführung kompletter Wohnanlagen. Dabei beschränken wir uns ganz bewusst auf das technische Facility Management. Deshalb gehören Aufgaben wie Reinigung oder Pflege von Gartenanlagen nicht zu unserem Portfolio. Neben unseren festen Beschäftigten kommen – je nach Bedarf – noch 20 bis 30 Leihkräfte hinzu. Außerdem betreibe ich unabhängig von der TGB ein Ingenieurbüro, das sich mit der Planung haustechnischer Anlagen beschäftigt.

Wirtschaftsforum: Wir groß ist Ihr Einzugsgebiet? Umfasst es nur den Großraum Wien?

Otmar Pribitzer: Bis vor drei Jahren hatten wir eine Niederlassung in der Schweiz, die wir jedoch mittlerweile geschlossen haben. Aktuell konzentrieren wir uns mit unseren Kernaufgaben ausschließlich auf ganz Österreich.

Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihr typischer Kunde aus?

Otmar Pribitzer: Wir arbeiten für große Bauträger ebenso wie für den Staat und für Landesregierungen. Zu unseren Kunden gehören auch große Bauunternehmen. Unsere Auftraggeber können General- und Totalunternehmer sein, aber auch ein Pharmakonzern oder eine Krankenhausgesellschaft.

Wirtschaftsforum: Nennen Sie uns doch bitte ein typisches Projekt.

Otmar Pribitzer: Es sind zwei große Bereiche, in denen wir aktiv sind. Das ist der private Wohnbau und das sind Projekte für die öffentliche Hand.

Wirtschaftsforum: Was macht eigentlich den Unterschied zwischen Ihnen und anderen Anbietern der Branche aus?

Otmar Pribitzer: Wir sind ein familiengeführtes Unternehmen mit mir als Eigentümer. Hinter mir steht kein Großkonzern und diese Struktur schafft ein hohes Maß an Vertrauen. Darüber hinaus bieten wir die gesamte Bandbreite an Haustechnik an. Es gibt etliche Firmen, die sich nur auf einzelne Bereiche konzentrieren. Außerdem arbeiten wir produktneutral und wählen entsprechende Systeme ausschließlich nach den Bedürfnissen unserer Kunden aus.

Wirtschaftsforum: Inwieweit spielt die Digitalisierung eine Rolle für Ihr Unternehmen?

Otmar Pribitzer: Viele Auftraggeber schreiben ihre Projekte mittlerweile ausschließlich auf der Basis von BIM aus. Ich bin da etwas skeptisch, denn hinter jedem Programm steckt auch ein denkender Mensch. Wenn die Menschen, die das Programm anwenden, nicht mitdenken, nutzt das beste BIM-Programm nichts. Wir sind bereits in der BIM-Schiene aktiv und bieten das auch an. Auch für uns in der Haustechnik kann BIM ein Hilfsmittel sein. Bei der Gesamtgebäudeplanung sehe ich das etwas differenzierter, da viele der dort eingesetzten EDV-Anwendungen nicht zu 100% miteinander kompatibel sind.

Wirtschaftsforum: Wie sieht es bei Ihnen mit dem Fachkräftemangel aus?

Otmar Pribitzer: Katastrophal. Man hat den Eindruck, dass es immer weniger Leute in die Technik zieht. Ich bin mir sicher, dass ich unseren Umsatz von rund 15 Millionen EUR in einigen Monaten verdoppeln könnte, wenn ich die entsprechenden Fachkräfte hätte. Und das gilt für Handwerker ebenso wie für Techniker. Wegen dieses Mangels bilden wir auch selbst aus. Aktuell haben wir 20 Auszubildende in fünf unterschiedlichen Berufen. Wir bilden Elektrotechniker aus, technische Zeichner, Sanitärinstallateure, Bürokaufleute und Kältetechniker.

Wirtschaftsforum: Wie beurteilen Sie die Zukunft für Ihr Unternehmen?

Otmar Pribitzer: Nach meiner Einschätzung wird sich der Wohnbau in den nächsten zwei bis drei Jahren abschwächen, denn zurzeit ist der Boom in Wien und in anderen Großstädten einfach gigantisch. Wir sind dabei, uns vorsichtig zu internationalisieren und arbeiten momentan an einem Projekt in Prag. Das ist eine große Anlage zum Sortieren von Müll, für die wir die Haustechnik liefern. Ein weiteres Projekt ist eine Wasseraufbereitungsanlage in Sri Lanka. Deshalb schauen wir vorsichtig wieder in Richtung Anlagenbau, also weg von der ausschließlichen Fokussierung auf das technische Facility Management. Gerade mit Blick auf die Klimadiskussion und auf die Nachhaltigkeit wird dieses Thema wegen des Bedarfs an entsprechenden Anlagen in den kommenden Jahren sicherlich massiv an Bedeutung gewinnen.

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