Ein Benefit für alle
Interview mit Bastian Krause, Geschäftsführer der BLS Bikeleasing-Service GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Krause, wie sind Sie persönlich aufs Dienstrad gekommen?
Bastian Krause: Eigentlich habe ich einen ganz anderen Background. Ich habe als Fliesenleger gearbeitet und die Meisterprüfung gemacht. Bei einem Sportunfall habe ich mir die Hände so kompliziert gebrochen, dass ich mir einen anderen Beruf suchen musste. So bin ich vor 20 Jahren in die Fahrradbranche in den Vertrieb gewechselt. 2012 wurde das Dienstrad dem Dienstwagen gleichgestellt. Darüber habe ich mit Fachhändlern gesprochen und die Chancen für das Modell gesehen, das allen einen Vorteil bringt. Der Fachhandel hat das damals anders gesehen und gemeint, das lohnt sich nicht. Da ich Unternehmerblut in mir habe, habe ich meine Garage mit Fahrrädern vollgestellt und mir eine Leasinggesellschaft gesucht, mit der ich das Modell umsetzen konnte. Das Geschäftsmodell war aber nicht so skalierbar. Nach etwa zwei Jahren habe ich daher ein neues Unternehmen mit dem jetzigen Geschäftsmodell gegründet.
Wirtschaftsforum: Wie sieht das genau aus?
Bastian Krause: Mit dem Dienstrad-Leasingmodell führen wir mehrere Zielgruppen zusammen. Dazu gehören die Arbeitgeber als unsere Kunden, die Arbeitnehmer als Dienstradnutzer sowie unsere Partnerhändler, die die Fahrräder haben. Den ganzen administrativen Aufwand nehmen wir den Händlern ab und bieten Arbeitgebern sowie Arbeitnehmern umfangreiche Versicherungs- und Servicepakete, die das Modell zusätzlich attraktiv machen. So haben wir durch viel Mund-zu-Mund-Propaganda Tag für Tag viele neue Händler hinzugewonnen und sind sehr schnell gewachsen. Nachdem wir regional begonnen hatten, haben wir uns auch lokal überall dort ausgebreitet, wo wir einen guten Vertriebsmitarbeiter oder einen guten Draht zu einem Fahrradhändler hatten.
Wirtschaftsforum: Wie haben die Unternehmen die Idee mit dem Dienstrad aufgenommen?
Bastian Krause: Viele hatten eher den Auto-Blickwinkel und waren skeptisch. Das Dienstauto bringt immer Kosten und Aufwand mit sich. Wenn der Mitarbeiter kündigt, steht es auf dem Hof, dazu der Ärger, wenn es einen Unfall gibt. Wir mussten sehr viel Aufklärungsarbeit leisten und erklären, dass der ganze Aufwand nicht im Unternehmen bleibt. Mit unseren Versicherungspaketen haben wir ihnen alle Risiken abgenommen. Die Unternehmen haben also einen großen Benefit, den sie den Mitarbeitern bieten können, ohne Kosten und Aufwand. Alles, was Unternehmen sonst für die Mitarbeitergesundheit machen, sei es der Obstkorb oder Yogastunden, kostet Geld. In Bezug auf den Mitarbeiter hat das Dienstrad einen großen Effekt und sorgt für eine starke Bindung ans Unternehmen.
Wirtschaftsforum: Worin liegt der finanzielle Vorteil für den Mitarbeiter?
Bastian Krause: Wenn er sich privat ein Fahrrad für sagen wir 4.000 EUR inklusive Mehrwertsteuer kauft, muss er dazu 4.000 EUR sauer verdientes Nettoentgelt in die Hand nehmen. Bei unserem Modell least der Arbeitgeber das Fahrrad für 4.000 EUR und bekommt die Umsatzsteuer vom Finanzamt zurück. Er zahlt also nur die Netto-Leasingrate. Diese holt er sich über eine Entgeltumwandlung vom Bruttogehalt des Mitarbeiters wieder. Dieser verzichtet also auf einen Teil seines Bruttogehalts im Austausch gegen das Dienstfahrrad, und so ist es für den Arbeitgeber kostenneutral. Der Mitarbeiter wiederum bezahlt nur den Nettowert des Fahrrads, und das auch noch aus seinem Bruttogehalt. Er spart also doppelt. Je nach Steuerklasse sind das zwischen 30 und 40% im Vergleich zum Barkauf.
Wirtschaftsforum: Eine Win-win-Situation also.
Bastian Krause: Genau. Manche Menschen leasen auch ein hochwertiges Lastenrad und verzichten dafür tatsächlich auf ihren Zweit- oder sogar Erstwagen. Dann sind die Einsparungen natürlich immens. Übrigens bedeutet das Dienstrad nicht, dass der Mitarbeiter damit zur Arbeit fahren muss. Er kann es auch zu 100% privat nutzen.
Wirtschaftsforum: Der Umstieg aufs Rad hat ja noch mehr positive Aspekte...
Bastian Krause: Richtig. Fahrradfahren ist, das belegen Studien, die beste körperliche Betätigung für das Herz-Kreislauf-System. Gerade bei Pedelecs ist die Spitzenbelastung nicht so hoch. In der Konsequenz führt regelmäßiges Fahrradfahren zu weniger Krankheitstagen in den Unternehmen. Neben dem Gesundheitsaspekt ist das nächste große Thema die Reduzierung des Autoverkehrs in den Städten. Oft ist man dort mit dem Rad viel schneller unterwegs. Die Unternehmen brauchen außerdem weniger Parkplätze vorzuhalten. Und natürlich hilft jede Fahrt, die mit dem Rad statt dem Auto zurückgelegt wird, der Umwelt.
Wirtschaftsforum: Was passiert eigentlich nach Ablauf des Leasingvertrags?
Bastian Krause: Ungefähr 90% der Mitarbeiter behalten das Rad nach Ablauf der dreijährigen Laufzeit. 10% der Räder kommen zu uns zurück. Viele holen sich dann das nächste Rad, weil es inzwischen wieder Innovationen gibt. Die zurückgegebenen Räder bereiten wir auf und bringen sie wieder in den Umlauf. Das ist Teil unseres Nachhaltigkeitskonzepts. Zu diesem Zweck haben wir im letzten Jahr das Unternehmen BIKE2FUTURE gegründet.
Wirtschaftsforum: Wie viele Unternehmen nutzen bisher Ihr Angebot?
Bastian Krause: Wir haben rund 75.000 Kunden aus allen Bereichen der Wirtschaft in Deutschland und Österreich. Insgesamt arbeiten wir mit etwa 8.000 Händlern zusammen.
Wirtschaftsforum: Wie viele Unternehmen nutzen bisher Ihr Angebot?
Bastian Krause: Wir haben rund 75.000 Kunden aus allen Bereichen der Wirtschaft in Deutschland und Österreich. Insgesamt arbeiten wir mit etwa 8.000 Händlern zusammen.
Wirtschaftsforum: Welche Entwicklung erwarten Sie für Ihr Unternehmen in den kommenden Jahren?
Bastian Krause: Es gibt noch viel Potenzial in den Unternehmen. Daher sehe ich für uns in Deutschland und Österreich sehr große Wachstumschancen. Wir sind aber immer auch vom Markt abhängig. Wenn der Handel viele Räder verkauft, machen wir auch viel Umsatz. Hat er dagegen ein kleines Tief, betrifft uns das ebenfalls. Bei einer angespannten Wirtschaftslage ist die Bonität bei vielen Unternehmen nicht so gut. Dann können wir unter Umständen nicht alle interessierten Unternehmen bedienen, weil die refinanzierenden Banken das nicht hergeben. Wir schauen immer über den Tellerrand, auch mit Blick auf den Einstieg in weitere Länder. Bei den Unternehmen sehen wir die Herausforderung, immer mehr Benefits zu verwalten. Deshalb haben wir 2024 das Softwareunternehmen Probonio in die Bikeleasing-Gruppe integriert. Damit bieten wir eine Multi-Benefit-Plattform an, die direkt in die Lohnbuchhaltung integriert wird. Das macht es den Unternehmen sehr einfach, neben dem Dienstrad-Leasing weitere Benefits wie Sachbezug, Firmenfitness, Essensgutschein und vieles mehr aus einer Hand anzubieten. Auch das hilft uns, uns schneller und noch besser weiterzuentwickeln.
Wirtschaftsforum: Was macht Ihrer Meinung nach Bikeleasing so erfolgreich?
Bastian Krause: Das ist in erster Linie unser Team, das zu 100% hinter dem steht, was wir machen und Spaß daran hat.