„Niemand weiß, was Bauen wirklich kostet!“

Interview mit Christoph Berner, Geschäftsführer der Cosuno Ventures GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Berner, Cosuno Ventures ist ein sehr junges Unternehmen. Trotzdem haben Sie bereits viele renommierte Unternehmen von Ihrem Produkt überzeugen können. Welche Vorteile bietet Ihre Plattform den Kunden?

Christoph Berner: Niemand weiß, was Bauen wirklich kostet. Wir haben zusammen mit der Technischen Universität Graz eine KI entwickelt, die Baukosten auf Ebene der Leistungen prognostizieren kann. Die KI ‘übersetzt’ gewissermaßen unterschiedlich formulierte Leistungspositionen einer Ausschreibung in einen einheitlichen Standard und macht sie damit vergleichbar. Das bringt am Ende des Tages eine wesentlich höhere Preissicherheit. Viele Funktionen unserer KI erleichtern den Beteiligten im Bauprozess ihre Arbeit.

Sie hilft bei der Suche nach passenden Handwerksbetrieben, sie durchsucht zeitlich weiter zurückliegende Angebote und schlägt auf dieser Basis einen aktuellen Angebotspreis vor. Hier geht es vor allem um die Automatisierung von Prozessen, aber auch um Preissicherheit und das eigene Angebotsverhalten.

Wirtschaftsforum: Wie sieht es mit Betrieben aus, mit denen ein Kunde in der Vergangenheit schon erfolgreich zusammengearbeitet hat? Werden diese auch angezeigt?

Christoph Berner: Ja, die KI analysiert auch erfolgreiche Kooperationen in der Vergangenheit und betrachtet die aktuellen Preise dieser Partner. Da der Preis aber nicht der einzige ausschlaggebende Faktor ist, wird auch darauf geachtet, mit wem ich bereits erfolgreich Projekte abgewickelt habe. Aufgrund der kleinen Margen im Baugeschäft muss ich aber auch immer auf den Preis schauen und kann dann entscheiden, mit wem ich zusammenarbeiten möchte.

Wirtschaftsforum: Wie kann ich als Nutzer der Plattform sicher sein, dass ein Betrieb mit einem sehr guten Preisangebot auch qualitativ gute Arbeit abliefert?

Christoph Berner: Sämtliche Zertifizierungen und Audits eines Anbieters sind in unserem System hinterlegt. Die Plattform gibt unter anderem Informationen zur Bonität eines Unternehmens und zur Zahl der Mitarbeiter. Hier stellen wir sehr transparent verschiedene Daten zur Verfügung. Da sehr viele Projekte mithilfe unserer Plattform abgewickelt werden, können wir auch Referenzen kreieren. Ich bekomme also auch Informationen darüber, mit wem ein Betrieb schon erfolgreich zusammengearbeitet hat.
 

Wirtschaftsforum: Wie viele Kunden, die ausschreiben, finden sich auf Ihrer Plattform und wie viele Leistungserbringer, also Handwerksbetriebe?

Christoph Berner: Wir haben rund 500 Kunden, die ausschreiben. Hier reicht die Spanne vom kleinen Bauunternehmen über Projektentwickler und Architekten bis hin zu großen Filialisten – zum Beispiel ALDI Süd. Unser Netzwerk an Handwerkern umfasst etwa 250.000 Betriebe. 

Wirtschaftsforum: Erzählen Sie uns doch bitte etwas über die Historie von Cosuno Ventures. Wann und von wem wurde das Unternehmen gegründet und wie hat es sich seit der Gründung weiterentwickelt?

Christoph Berner: Zusammen mit Fritz Cramer habe ich Cosuno Ventures 2019 gegründet, etwas später kam unser jetziger CTO Maximilian Seifert dazu. Wir alle drei waren vorher schon in Berlin in digitalen Start-ups und Investments aktiv. Vor der Gründung haben Fritz Cramer und ich auch Digitalberatung angeboten und kamen in Kontakt mit dem Familienunternehmen PERI, dem Weltmarktführer für Schalungen und Gerüste. Das war für uns der Einstieg in die Baubranche. Seitdem bringen wir auf unserer Plattform die besten Handwerker mit den besten Bauunternehmen zusammen. In der Anfangsphase haben wir uns Finanzierungspartner gesucht, die 35 bis 40 Millionen EUR in unser Projekt investiert haben. Neben PERI waren das unter anderem Avenir Growth, Spark Capital und Cherry Ventures sowie die Gründer von Auto1 Group, Get Your Guide und Sennder.

Wirtschaftsforum: Und wie ist Cosuno Ventures heute aufgestellt?

Christoph Berner: Aktuell beschäftigen wir rund 80 Mitarbeiter und über unsere Plattform wurden bis dato etwa 50 Milliarden EUR an Bauvolumen abgewickelt. Fritz Cramer, Maximilian Seifert und ich sind Geschäftsführer und Mehrheitsgesellschafter, unsere Finanzierungspartner halten Minderheitsanteile. Aktuell laufen wir gerade auf die Profitabilität zu.

Wirtschaftsforum: Wo liegt das geografische Einzugsgebiet von Cosuno Ventures?

Christoph Berner: Wir konzentrieren uns auf den deutschsprachigen Raum, vor allem auf Deutschland und Österreich. Da manche unserer Kunden auch international unterwegs sind, wird unsere Plattform in über 20 Ländern genutzt.

Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie Cosuno Ventures in den kommenden Jahren, Herr Berner?

Christoph Berner: Wir möchten die größte Plattform der Branche in Deutschland und anschließend europaweit sein. Wir wollen die Möglichkeiten der KI weiter nutzen und auch in Zukunft die besten Teams zusammenbringen.

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