High-End-Leiterplattenkompetenz

Interview mit Holger Enke, Geschäftsführer der D. Kaupke Leiterplatten Service GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Enke, seit Oktober 2023 sind Sie Geschäftsführer der D. Kaupke Leiterplatten Service GmbH. Was zeichnet Ihr Unternehmen aus – und wie hat es sich über die Jahre entwickelt?

Holger Enke: Kaupke wurde vor über 30 Jahren gegründet und ist auf die Beschaffung und Beratung im Bereich Leiterplatten spezialisiert. Als Dienstleistungs- und Handelsunternehmen arbeiten wir eng mit Entwicklern zusammen, um technisch und logistisch optimale Lösungen zu realisieren. Seit 2022 sind wir Teil der EPnP Medical Group, einem Verbund aus sechs Unternehmen der EMS- und Metallverarbeitung. Derzeit beschäftigen wir 13 Mitarbeiter und erzielen rund 16 Millionen EUR Jahresumsatz – mit weiterem Wachstumspotenzial.

Wirtschaftsforum: Sie bedienen Kunden aus sehr unterschiedlichen Branchen. Wie schaffen Sie es, dieser Vielfalt gerecht zu werden?

Holger Enke: Unsere Kunden stammen aus der Medizintechnik, dem Automotive-Sektor, der Luft- und Raumfahrt, dem Schienenverkehr und der Industrieelektronik – bis hin zu Sonderanwendungen im Drohnenbereich. Wir arbeiten mit einem weltweiten Netzwerk von Fertigungspartnern, das unterschiedliche Zertifizierungen, Technologien und regionale Schwerpunkte abdeckt. So können wir individuelle Anforderungen – ob kurzfristige Verfügbarkeit, besondere Materialien oder spezifische Normen – flexibel erfüllen. Unser Erfolgsfaktor ist der ganzheitliche Service: Wir beraten bereits in der frühen Entwicklungsphase und sichern schnelle, zuverlässige Lieferfähigkeit – auch bei komplexen Bauteilen mit hohen Qualitätsanforderungen.

Wirtschaftsforum: Die vergangenen Jahre waren geprägt von Lieferengpässen, Unsicherheiten und geopolitischen Krisen. Wie ist Kaupke damit umgegangen?

Holger Enke: Wir haben schnell reagiert und unsere Rolle als Dienstleister erweitert – insbesondere durch aktive Beschaffung kritischer Komponenten in Asien. So konnten wir unseren Kunden die Produktion sichern und unsere Kundenbindung weiter ausbauen. Gleichzeitig haben wir unsere strategische Ausrichtung gestärkt: Wir setzen auf Diversifikation – sowohl bei den Märkten als auch bei unseren Lieferanten. Nachhaltigkeit ist ebenfalls ein großes Thema: Als Teil der EPnP-Gruppe sind wir an die CSRD-Berichtspflichten gebunden. Gemeinsam mit einer externen Agentur erfassen wir systematisch unseren CO2-Fußabdruck und entwickeln Maßnahmen zur Reduktion. Dabei geht es sowohl um Umwelt- als auch um Sozialstandards entlang der Lieferkette.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt Digitalisierung in Ihrem Unternehmen – und wie weit sind Sie bei Automatisierung und KI?

Holger Enke: Wir sind digital sehr gut aufgestellt: Unsere Prozesse sind weitgehend papierlos, wir arbeiten mit modernen ERP- und CRM-Systemen und wickeln große Teile unserer Kundenkommunikation über geschützte Portale ab. E-Rechnungen, digitale Logistik- und Bestellsysteme gehören längst zum Alltag. Künstliche Intelligenz ist bei uns noch kein zentrales Thema, da jedes Projekt sehr individuell und beratungsintensiv ist. Die Anforderungen unserer Kunden lassen sich nicht standardisieren – hier braucht es Erfahrung, technisches Verständnis und den direkten Austausch. Dennoch beobachten wir die Entwicklung genau und prüfen kontinuierlich, wo unterstützende Tools sinnvoll eingesetzt werden können.

Wirtschaftsforum: Was unterscheidet Kaupke von anderen Marktteilnehmern – auch in Bezug auf Kundenbindung und Mitarbeiterkultur?

Holger Enke: Unsere größte Stärke ist unsere Flexibilität. Wir bieten keine Massenware, sondern individuelle Lösungen – oft innerhalb kürzester Zeit. Für einige Kunden halten wir Sicherheitsbestände von kompletten Baugruppen vor, die bei Bedarf täglich abgerufen werden können. Das können große Anbieter in dieser Form meist nicht leisten. Gleichzeitig investieren wir stark in unser Team: Wir setzen auf flache Hierarchien, direkte Kommunikation und kontinuierliche Weiterbildung. Als aktives Mitglied im FED – dem Fachverband der Elektronikentwickler – nehmen wir regelmäßig an Konferenzen und Schulungen teil. So bleiben wir technologisch auf dem neuesten Stand und fördern die Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter gezielt.

Wirtschaftsforum: Welche strategischen Schwerpunkte setzen Sie für die kommenden Jahre?

Holger Enke: Die Elektronik ist in fast allen Lebensbereichen präsent – und damit auch der Bedarf an innovativen Leiterplattenlösungen. Wir rechnen mit weiterem Wachstum, sowohl im bestehenden Kundenkreis als auch durch neue Märkte. Dabei setzen wir auf Miniaturisierung, neue Materialien und Nachhaltigkeit – etwa durch recyclingfähige Komponenten oder optimierte Produktionsprozesse. Zugleich bauen wir unsere internationalen Aktivitäten aus, verstärken den Vertrieb und erweitern unsere Technologiebasis – auch durch Synergien innerhalb der EPnP-Gruppe. Einzige klare Grenze: Wir liefern nicht in die Rüstungsindustrie – alle anderen Branchen sind für uns offen. Unser Ziel ist es, weiterhin schneller und flexibler zu sein als viele unserer Wettbewerber.

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