Sauberes Wasser für Mensch und Umwelt

Interview mit Dipl.-Ing. Ingo Mayer, Geschäftsführer der Steinhardt GmbH Wassertechnik

Wirtschaftsforum: Herr Mayer, seit wann existiert Steinhardt, und wie hat sich das Unternehmen bis heute entwickelt?

Ingo Mayer: Die Firma wurde 1981 gegründet, um Produkte im Abwasserbereich, speziell für die Regenwasserableitung, zu entwickeln und herzustellen. Die Produktentwicklung hat mit Abflusssteuerungen begonnen. Das sind Systeme, die den Abfluss in Kanalhaltungen kontrollieren beziehungsweise begrenzen können. Sie bilden den Grundstein für unseren Erfolg und sind heute in sämtlichen Varianten und Größen verfügbar. In den darauf folgenden Jahren haben wir zahlreiche Produkte für die Kanalbewirtschaftung und die Regenwasserbehandlung entwickelt. Hierzu zählen beispielsweise spezielle Spülsysteme für Becken und Kanäle oder Rechensysteme und Partikelabscheider für den Feststoffrückhalt an Schnittstellen zu Gewässern. Die Zielkunden für diese Produkte sind überwiegend im kommunalen Bereich angesiedelt. Mittlerweile bedienen wir auch weitere Marktsegmente mit Produkten für den Hochwasserschutz und industrielle Anwendungen.

Steinhardt ist 2019 an die ABIONIK-Gruppe verkauft worden, die wiederum Anfang 2021 vom Wilo-Konzern übernommen wurde. Die Zugehörigkeit zu dem Konzern stärkt uns, da wir Synergieeffekte nutzen können und in Zukunft die Möglichkeit haben werden, auch Produkte für andere Anwendungsbereiche zu entwickeln.

Wirtschaftsforum: Seit wann sind Sie im Unternehmen?

Ingo Mayer: Ich bin seit zwölf Jahren bei Steinhardt, seit 2019 als Geschäftsführer. Zuvor habe ich im siedlungswasserwirtschaftlichen Bereich zu den Themen Schadstoffeinträge in Gewässer und Wirksamkeit von Partikelabscheidern geforscht.

Wirtschaftsforum: Wie ist Steinhardt heute aufgestellt?

Ingo Mayer: An unserem Firmensitz beschäftigen wir rund 50 Mitarbeiter. Für den Vertrieb besteht eine internationale Struktur mit Vertretungen im Ausland. Wir sind heute weltweit vernetzt. In China haben wir ein Joint Venture mit eigener Fertigung, um unsere Systemlösungen flexibel und in gleich hoher Fertigungsqualität an den chinesischen Markt anpassen zu können.

Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihr Produktportfolio heute aus?

Ingo Mayer: Unser Produktportfolio gliedert sich in drei Teile. Produkte für die Regen- und Abwasserbehandlung haben die Funktion, Abwasser in geeigneter Form zu kontrollieren, zu leiten oder zu behandeln. Vor dem Hintergrund der aktuellen Richtliniengebung hervorzuheben sind beispielsweise sogenannte Schrägklärer, die in der Lage sind, einen nennenswerten Anteil schadstoffbeladener Feinpartikel in dafür vorgesehenen Regenbecken zurückzuhalten, sodass diese empfangende Gewässer nicht übermäßig belasten. Die zweite Produktsparte bilden Systeme für den technischen Hochwasserschutz. Neben nicht-baulichen und vorsorglichen Maßnahmen dienen diese der Hochwassergefahrenabwehr am Ende der Maßnahmenkette. Aktuell entwickeln wir auch Produkte für die Prozesswasserbehandlung, die überwiegend im industriellen Bereich ihren Einsatz finden. Darüber hinaus bieten wir Service- und Beratungsleistungen.

Wirtschaftsforum: Intensive Dürreperioden und die zunehmende Gefahr durch Hochwasser auf der anderen Seite sind gerade im Hinblick auf den Klimawandel hochaktuelle Themen. Wirkt sich das auf Ihr Geschäft aus?

Ingo Mayer: Ja, bedingt durch den Klimawandel ist seit einigen Jahren zu beobachten, dass neben regional auftretenden Hitzeperioden und einer damit gegebenenfalls einhergehenden Wasserknappheit auch die Intensität und Häufigkeit von Starkregenereignissen zunimmt. Wir stellen in den letzten Jahren einen starken Anstieg von Anfragen nach Produkten für den Hochwasserschutz fest. Technische Systeme wie beispielsweise Hochwasserschutzwände oder Objektverschlüsse werden immer häufiger in Planungen berücksichtigt, um Hochwassergefahren in urbanen Räumen abzuwehren beziehungsweise zu reduzieren.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielen F&E-Projekte für Sie?

Ingo Mayer: Es ist uns sehr wichtig, regelmäßig mit Hochschulen und anderen Industriepartnern im Rahmen von F&E-Projekten zusammenzuarbeiten, um unser Entwicklungspotenzial zu steigern. Die Entwicklungen einiger unserer bewährten Produkte basieren auf Erkenntnissen aus erfolgreich durchgeführten F&E-Projekten.

Wirtschaftsforum: Was zeichnet Steinhardt und seine Produkte besonders aus?

Ingo Mayer: Wir haben einen hohen Qualitätsanspruch an unsere Produkte, da sie dem materialbeanspruchenden Abwassermedium standhalten müssen. Weiterhin entwickeln wir unsere Systeme dahingehend, dass sie nach Möglichkeit fremdenergiefrei – ausschließlich unter Nutzung der Wasserkraft – betrieben werden können. Beide Ansätze verbinden wir mit dem Nachhaltigkeitsgedanken; unsere Produkte haben einen langen Lebenszyklus und schonen Ressourcen. Der Betreiber erhält darüber hinaus eine hohe Betriebssicherheit durch die autarke Funktionalität unserer robusten Systeme.

Wirtschaftsforum: Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Welche Punkte stehen noch auf Ihrer Agenda?

Ingo Mayer: Im Produktbereich wird es in Zukunft zunehmend um digitale Anwendungen zur Überwachung und Steuerung von Anlagensystemen gehen. Die Digitalisierung wird uns auch helfen, interne Prozesse transparenter abzubilden und die Effizienz zu steigern. Unser Ziel ist, bestehende Marktanteile zu sichern bzw. weiter auszubauen sowie neue Märkte zu erschließen. Dies sowohl im Hinblick auf neue Produktbereiche als auch auf weitere Länder und Regionen.

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