„Die Kreislaufwirtschaft hat handfeste finanzielle Vorteile!“

Interview mit Jana Walker, CEO der Resilux Schweiz AG

Wirtschaftsforum: Frau Walker, die gewachsene Kompetenz von Resilux liegt primär in der Herstellung von Kunststoffflaschen und den dafür erforderlichen Preformern – in jüngster Vergangenheit lag der Kern der Aufmerksamkeit Ihres Unternehmens jedoch auf der Schließung der damit verbundenen Rohstoffkreisläufe.

Jana Walker: Um ehrlich zu sein, haben wir in den letzten Jahren wohl kaum einen Neukunden allein mit unseren Preformern und Flaschen gewonnen, sondern vielmehr dank des Umstandes, dass wir inzwischen eine umfassende Verpackungslösung für PET-Getränkeflaschen mit einem in sich geschlossenen Kreislauf anbieten können.

Die Nachfrage nach entsprechenden Leistungen zog schon einige Jahre lang merklich an und wurde mit großem Nachdruck von der Kundenseite getrieben – spätestens mit der Zero-Plastic-Strategie der Europäischen Union aus dem Jahr 2019, laut der ab 2025 alle Plastikflaschen einen Mindest­recycelanteil enthalten müssen, setzte dann ein noch intensiverer Nachfrageschub ein, sodass wir unsere Kapazitäten in den letzten Jahren deutlich erweitert haben, um unsere gewachsene Expertise auch in der geforderten Breite im Markt anbieten zu können.

Wirtschaftsforum: Ihr Standort in Bilten gilt gemeinhin als das modernste Recyclingwerk für PET-Flaschen in Europa.

Jana Walker: Ich habe die genauen Zahlen dahinter nie überprüft, weil das für unser Tagesgeschäft auch völlig unerheblich ist. Wir sind bestimmt nicht der größte Anbieter, aber wir beliefern ohne Frage namhafte Unternehmen mit höchsten Qualitätsansprüchen und sind technisch in der Lage, PET-Flaschen herzustellen, die zu 100% aus recyceltem Material bestehen. Das ist heute möglich, setzt jedoch voraus, dass man die dahinterstehenden Prozesse bis ins letzte Detail versteht und verlässlich umsetzen kann, damit auch eine vollumfänglich bedenkenlose Anwendung im Lebensmittelkontext möglich ist. Die beständige Investitionsbereitschaft und die damit verbundene Innovationskraft von Resilux sind unabdingbare Voraussetzungen, um diesen Ansprüchen konsequent gerecht zu werden.

Wirtschaftsforum: Welchen Teil der Wertschöpfungskette nimmt Ihr Unternehmen genau ein?

Jana Walker: Laut dem Bundesamt für Umwelt werden 83% aller PET-Getränkeflaschen in der Schweiz gesammelt und dem Recycling zugeführt – dieser erste Schritt wird durch die vorgezogene Recyclinggebühr finanziert, die sich als eines der effizientesten und kostengünstigsten Systeme erwiesen hat. Die in diesem Rahmen gesammelten Flaschen werden dann einer von drei Sortieranlagen in der Schweiz zugeführt, bevor sie schließlich uns als Betreiber der Verwertungsanlage erreichen, nachdem schon eine gewisse Dekontamination erfolgt ist.

Wir führen dann erneut eine genaue Prüfung durch, ob es sich tatsächlich um eine PET-Flasche mit der jeweils richtigen Farbe handelt, bevor in den nächsten Schritten die Etiketten entfernt und die Flaschen zusammen mit den Deckeln im Flotationstank getränkt werden. Anschließend finden chemische Wasch- und Trocknungsprozesse statt, bevor schließlich nach der Extrusion neues PET-Material entsteht, aus dem wiederum unsere Preformer gefertigt werden, die dann die Grundlage für die neuen PET-Flaschen darstellen. So können wir inzwischen einen Closed Loop unter einem Dach an einem Standort abbilden.
 

Wirtschaftsforum: Inwiefern ist dieser Ansatz – neben einer besseren Nachhaltigkeitsbilanz – auch in ökonomischer Hinsicht sinnvoll?

Jana Walker: Tatsächlich wird in diesem Diskurs bisweilen übersehen, dass die Kreislaufwirtschaft im Vergleich zur traditionellen linearen Wertschöpfung mit handfesten finanziellen Vorteilen einhergeht – insbesondere für ein rohstoffarmes Land wie die Schweiz. Die hierzulande gesammelten und im Anschluss wiederaufbereiteten Flaschen bleiben im Land und stehen dauerhaft dem hiesigen Kreislauf zur Verfügung. Dadurch wird unsere gesamte Volkswirtschaft weniger anfällig für Lieferkettenunterbrechungen oder Materialknappheit. Gerade die Verwerfungen der Coronapandemie haben in aller Deutlichkeit gezeigt, dass eine lokale Wertschöpfung insbesondere in Krisenzeiten von essenzieller Bedeutung ist, um beständig als verlässlicher Partner im Markt auftreten zu können. Durch die Schließung der Kreisläufe im PET-Bereich ist dies nun auch in unserem Segment möglich.

Wirtschaftsforum: Worin sehen Sie das größte Weiterentwicklungspotenzial in den nächsten Jahren? 

Jana Walker: Schon heute laufen viele unserer Prozesse hochautomatisiert ab. Gerade bei der Sortierung der Flaschen setzen wir zudem bereits seit etlichen Jahren eine entsprechende KI ein. Diese Technologien werden wir gemeinsam mit unseren Partnern sicherlich umfassend weiterentwickeln. Gleichzeitig war die Integration unseres Standorts, der ja eigentlich aus der Abfallverarbeitung kommt, in die Resilux-Gruppe auch auf organisationaler Ebene nicht trivial, und bei der Definition einer gemeinsamen Kultur, die wir als Gruppe nach innen und außen transportieren können, ist durchaus so mancher Schweißtropfen geflossen. Nun wollen wir aus dieser konsolidierten Position der Stärke heraus weiter wachsen – um damit noch einen höheren Impact im Kunststoffrecycling zu erzielen.

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