Innovative Kreislaufwirtschaft durch Recycling
Interview mit Beatrice Bartels, Geschäftsführende Gesellschafterin der DRH Deutsche Rohstoff Handelsgesellschaft mbH
Wirtschaftsforum: Frau Bartels, Ihr Unternehmen hat sich in den letzten acht Jahren beachtlich entwickelt. Welche Meilensteine waren besonders prägend?
Beatrice Bartels: Unser Weg begann als klassisches Großhandelsunternehmen, das sich auf den Handel mit Sekundärmetallen konzentrierte. 2020 haben wir mitten in der Coronapandemie ein entscheidendes Kapitel aufgeschlagen: die Eröffnung unseres eigenen Lagers unter der Tochtergesellschaft DRR Deutsche Rohstoffrecycling. Hier können wir nun die Aufbereitung von Mischmetallen selbst durchführen, was uns mehr Flexibilität und Kontrolle über die Qualität unserer Produkte gibt. Ein weiterer Meilenstein war die Gründung der SRHG GmbH in der Schweiz, die unseren Markt dort abdeckt.
Diese Schritte haben uns nicht nur wirtschaftlich gestärkt, sondern auch unser Know-how im Recyclingsektor erweitert. Unser Umsatz liegt inzwischen im hohen zweistelligen Millionenbereich, was unseren Wachstumskurs bestätigt.
Wirtschaftsforum: Sie und Ihr Partner führen das Unternehmen gemeinsam. Wie teilen Sie sich die Aufgaben auf?
Beatrice Bartels: Mein Partner, Jovis Bartels, bringt die Expertise aus der Branche mit, während ich mich auf den kaufmännischen Bereich und den Export konzentriere. Ein großer Teil meiner Arbeit ist das Controlling und die Prozessoptimierung. Bei einem wachsenden Unternehmen ist es wichtig, dass die internen Abläufe klar strukturiert und effizient sind. In gewisser Weise bin ich die ‘Innenministerin’ und er der ‘Außenminister’. Zudem sorge ich dafür, dass wir uns stets weiterentwickeln und neue Märkte erschließen.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen?
Beatrice Bartels: Für uns ist die Digitalisierung ein zentrales Thema, insbesondere um unsere Prozesse effizienter zu gestalten. Wir haben kürzlich neue Softwarelösungen im Bereich Personalmanagement und Aufgabenmanagement eingeführt. In unserer Branche gibt es viele Unternehmen, die in Sachen Digitalisierung noch Nachholbedarf haben. Daher sehe ich es als unsere Aufgabe, hier eine Vorreiterrolle einzunehmen. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels ist es wichtig, durch digitale Tools die Abhängigkeit von zusätzlichem Personal zu reduzieren. Unsere Investitionen in moderne Technologien helfen uns, wettbewerbsfähig zu bleiben und gleichzeitig die Qualität unserer Dienstleistungen zu steigern.
Wirtschaftsforum: Wie setzen Sie Nachhaltigkeit in Ihrem Geschäftsmodell um?
Beatrice Bartels: Nachhaltigkeit ist tatsächlich das Herzstück unseres Geschäftsmodells. Wir arbeiten daran, den Kreislauf von Sekundärmetallen zu schließen, indem wir diese Materialien wieder aufbereiten und in die Indus-trie zurückführen. Das hat enorme ökologische Vorteile, wie zum Beispiel eine erhebliche Reduktion von CO2-Emissionen im Vergleich zum Einsatz von Primärmetallen. Unser Fokus liegt darauf, den Einsatz von Sekundärmetallen zu maximieren, um unsere Klimaziele zu erreichen. Für unsere eigene Produktion verwenden wir geschredderten Schrott, den wir aufbereiten, um unter anderem Materialien wie Aluminium, Kupfer und Messing wieder nutzbar zu machen.
Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung des europäischen Recyclingmarktes, und wie positioniert sich Ihr Unternehmen darin?
Beatrice Bartels: Europa ist im Recycling weltweit führend und technologisch sehr fortschrittlich. Dennoch spüren wir die Herausforderungen, die insbesondere durch hohe Energiepreise und regulatorische Hürden entstehen. Viele Unternehmen überlegen, ins Ausland zu verlagern, aber wir setzen weiterhin auf den europäischen Markt. Gleichzeitig sehen wir, dass der Markt für recycelte Materialien wächst und immer mehr Unternehmen auf Sekundärrohstoffe setzen, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, unseren Standort in Deutschland zu stärken und hier in die Zukunft zu investieren, da wir überzeugt sind, dass Europa auch weiterhin eine Schlüsselrolle im globalen Recy-
clingmarkt spielen wird. Besonders wichtig ist uns dabei, dass alle unsere Produkte den höchsten Qualitätsstandards entsprechen.
Wirtschaftsforum: Was sind Ihre langfristigen Ziele?
Beatrice Bartels: Wir möchten unseren Produktionsstandort weiter ausbauen und in die Forschung investieren, um unsere Recyclingprozesse noch effizienter zu gestalten. Unser Ziel ist es, die Kreislaufwirtschaft in Deutschland und Europa weiter zu stärken und so einen wesentlichen Beitrag zur Ressourcenschonung zu leisten. Darüber hinaus planen wir, unsere Kapazitäten zu erweitern und neue Absatzwege zu erschließen, um unseren Wachstumskurs fortzusetzen. Ein wichtiges Anliegen ist insbesondere mir auch, das Image der Recyclingbranche zu modernisieren und mehr Frauen für Führungspositionen in dieser Branche zu gewinnen. Wir sehen großes Potenzial in der Weiterentwicklung der Branche und befürworten das zunehmende Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung.