Klimaschutz als Chance, nicht als Problem

Interview mit Renat Heuberger, CEO der South Pole Carbon Asset Management AG

Wirtschaftsforum: Herr Heuberger, was sind Ihre wichtigsten Geschäftsbereiche?

Renat Heuberger: Wir konzen-trieren uns auf Climate Solutions und Projekte. Im Bereich Climate Solutions geht es grundsätzlich darum, den CO2-Fußabdruck zu verbessern, zum Beispiel ein Zero Target oder Klimaneutralität zu erreichen. Dabei begleiten wir unsere Kunden auf ihrer gesamten Climate Journey, ganz gleich, von welchem Ausgangspunkt aus. Manche Unternehmen sind schon sehr weit, andere stehen noch am Anfang.

Wirtschaftsforum: Wie genau sieht dann Ihre Wertschöpfungskette aus?

Renat Heuberger: Wir starten mit einer Analyse des Ist-Zustandes, zum Beispiel der Menge an CO2-Emissionen, und vergleichen diesen mit den Werten anderer, ähnlicher Unternehmen. Anhand des Fußabdrucks denken wir über interessante Ziele nach, die zu dem Unternehmen passen, und erarbeiten gemeinsam eine langfristige Roadmap. Dabei bieten wir eine ganze Palette an Lösungen. Grüner Strom, die Verbesserung der Supply Chain, Kühlhäuser, Flugreisen, Mobilität und Produktion sind hier nur einige Themen. Daraus entsteht dann eine Einsparungskurve. Klima ist nicht nur ein Problem, sondern auch eine Chance. Deshalb haben wir ein Team zusammengestellt, das sich nur mit der Circular Economy auseinandersetzt. Es erstellt Szenarien für Unternehmen, wie ihre Firma in Zukunft einmal aussehen könnte.

Wirtschaftsforum: Viele Beratungsunternehmen entdecken das Thema zurzeit für sich. Was unterscheidet South Pole von anderen Anbietern?

Renat Heuberger: Wir verfügen in einem sehr jungen Markt bereits über mehr als zehn Jahre Erfahrung und bringen ein hohes Maß an Wissensdichte mit. Noch gibt es am Markt wenige Berater mit langer Erfahrung. Darüber hinaus denken wir konsequent holistisch und sind global aufgestellt.

Wirtschaftsforum: Worauf konzentrieren Sie sich im Projektgeschäft?

Renat Heuberger: Auch hier analysieren wir zunächst, wo große Potenziale zur Einsparung liegen, zum Beispiel in der Energieeffizienz, der Abfalltrennung, im Recycling oder in der Lagerung, um nur einige Beispiele zu nennen. Dann wählen wir Partner aus, die Experten in den jeweiligen Gebieten und Themen sind. Wir übernehmen das gesamte Projektmanagement selbst, bauen aber immer auf bestehende Strukturen im Gastland auf.

Wirtschaftsforum: Auf welche Regionen konzentrieren Sie sich aktuell mit Ihren Projekten?

Renat Heuberger: Das Thema Klimaschutz muss auch für Schwellenländer wichtig werden, nicht nur für Deutschland und die anderen westlichen Industrienationen. Im Bereich unserer Climate Solutions konzentrieren wir uns zurzeit noch auf Europa. Aber wir werden immer stärker in den USA, in Singapur und auch in Australien. Im Projektbereich haben wir unseren Fokus bislang auf Asien und Südamerika gelegt. Wir sind in China, Indien, Thailand, Indonesien, Mexiko und Kolumbien gut aufgestellt. Aktuell investieren wir stark in die afrikanische Natur, insbesondere in den Waldschutz. Wir haben erst jüngst in Südafrika ein Büro eröffnet. Zudem haben wir Regionen wie Kenia, Ghana oder Madagaskar auf der Agenda. Insgesamt betreiben wir 27 Büros weltweit und haben zusätzlich Repräsentationen.

Wirtschaftsforum: South Pole behauptet sich seit Jahren sehr erfolgreich am Markt und wächst. Vielen Unternehmen in Ihrem Bereich gelingt das nicht. Worauf führen Sie den Erfolg von South Pole zurück?

Renat Heuberger: Wir haben nicht aus finanziellem Antrieb gegründet. Wir sind als Stiftung gestartet. Wir hatten eine Mission und wollten ein Problem lösen. Wir haben, auch wenn das Thema Klima immer wieder ins Hintertreffen geraten ist, darauf beharrt, dass es wichtig ist. Nicht zuletzt tun wir das mit einem großartigen Team, das weltoffen und positiv ist. Unsere Leute sind Mission-driven und arbeiten hart, um ihre Mission zu erfüllen.

Wirtschaftsforum: Was haben Sie sich für das zweite Halbjahr 2022 vorgenommen?

Renat Heuberger: Wir werden in Kürze auf dem World Economic Forum in Davos eine Plattform für die Einlagerung von CO2 lancieren. Für diese Plattform haben wir mehrere große Firmen an einen Tisch gebracht, die das Projekt gemeinsam finanzieren. Darüber hinaus sind Afrika und die Digitalisierung weitere Fokusthemen.

Wirtschaftsforum: Sie sind mit einer Mission gestartet. Welche Vision haben Sie jetzt für South Pole?

Renat Heuberger: Unsere Hoffnung ist, dass man in spätestens zehn Jahren gute Ansätze hat, um Klimaschutz zu betreiben. Die Klimaschutz-Themen müssen auf ein Niveau mit Wirtschaftsthemen kommen, wie zum Beispiel dem Arbeitskräftemangel. Ich würde mir wünschen, dass Klimaschutz als Chance und nicht als Problem angesehen wird.

Mehr zum Thema Energie & Umwelt

Die Energiewende aktiv gestalten

Interview mit Lothar Beckler, Geschäftsführer der stadtWERKE Feuchtwangen

Die Energiewende aktiv gestalten

Die Stadtwerke Feuchtwangen sind als lokaler Anbieter von Strom, Wasser und Gas fest etabliert und spielen eine entscheidende Rolle im Bereich der nachhaltigen Energiegewinnung. Angesichts der rechtlichen Vorgaben zur Erhöhung…

„Brauchen Verlässlichkeit in der Energiewende“

Interview mit Dipl.-Ing. (FH) Michael Raschemann, geschäftsführender Gesellschafter der Energiequelle GmbH

„Brauchen Verlässlichkeit in der Energiewende“

Sonne und Wind sinnvoll zu nutzen, darin sieht die Energie­quelle GmbH mit Sitz in Kallinchen bei Berlin ihre Hauptaufgabe. Der Inhaber und Gründer Dipl.-Ing. (FH) Michael Raschemann sprach mit Wirtschafts­forum…

LEAG‘s grüne Transformation

Interview mit Matthias Vette, Geschäftsführer der LEAG Pellet GmbH

LEAG‘s grüne Transformation

Von der Kohle zu CO2-neutralen Brennstoffen: Die LEAG vollzieht einen dynamischen Wandel. Mit der Übernahme von vier deutschen und sechs skandinavischen Pelletwerken steigt der Konzern zum europäischen Marktführer auf. Mit…

Spannendes aus der Region Zürich

Fabelhafte Gewebe

Interview mit Daniel Odermatt, Ventile Brand Director der Ventile Fabrics Stotz & Co. AG

Fabelhafte Gewebe

Eine exklusive Faser ist es, die die Ventile Fabrics Stotz & Co. AG mit Sitz in Zürich verarbeitet und die ihre Produkte außergewöhnlich machen. Ventile Brand Director Daniel Odermatt erzählt…

„Klein und fein – ein Kongresshaus wie die Schweiz“

Interview mit Michel Loris-Melikoff, CEO der Kongresshaus Zürich AG

„Klein und fein – ein Kongresshaus wie die Schweiz“

Auf 5.300 m2 multifunktionaler Veranstaltungsfläche finden im Kongresshaus Zürich nicht nur Tagungen, Workshops und Hauptversammlungen, sondern auch erlesene Konzerte und spannende Kultur-Events statt. Welche Veränderungen die Pandemie mit sich brachte…

Zahntechnik mit Vision für morgen

Interview mit Jurand Zagorowski, Inhaber der ESS Zahntechnik AG

Zahntechnik mit Vision für morgen

Die Zahntechnikbranche erlebt einen stetigen Wandel, angetrieben durch technologische Innovationen und die wachsenden Ansprüche der Kunden. Jurand Zagorowski, der Inhaber der ESS Zahntechnik AG, hat diese Herausforderungen angenommen und das…

Das könnte Sie auch interessieren

Intelligenz im Stromnetz: Neue  Maßstäbe im Energiemanagement

Interview mit Marijan Valic, Geschäftsführer der Berg GmbH

Intelligenz im Stromnetz: Neue Maßstäbe im Energiemanagement

Wie lässt sich die Energiewende konkret vorantreiben? Die Berg GmbH aus dem bayerischen Martinsried zeigt es mit einem klaren Ansatz: Energie effizient steuern, Kosten senken und neue Technologien sinnvoll nutzen.…

Stadtwerke Südholstein: Als regionaler Energieversorger in der Energiewende

Interview mit Thomas Behler, Geschäftsführer der Stadtwerke Südholstein GmbH

Stadtwerke Südholstein: Als regionaler Energieversorger in der Energiewende

Pandemie, Energiekrise, Infrastrukturprobleme – während viele auf die nächste Krise warten, schaffen die Stadtwerke Südholstein längst Lösungen und trotzen dem Dauerstress der Versorgungsbranche. Geschäftsführer Thomas Behler erklärt, warum er früh…

Auf Kurs zur Energiewende

Interview mit Ruwen Konzelmann, Managing Director und Marco Sauer, Director of Business Development & Regulation der Theben Smart Energy GmbH

Auf Kurs zur Energiewende

Die Digitalisierung ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Mit ihr verbunden ist nicht nur die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energien, sondern auch eine intelligente Steuerung der Energieverteilung und…

TOP