Mit Metallschrott zur besseren CO2-Bilanz

Interview mit Dirk Sauter, Geschäftsführer der Schrott Wetzel GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Sauter, Schrott Wetzel ist nun schon seit über 70 Jahren in der Recycling-Branche aktiv. Wo genau liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt?

Dirk Sauter: Wir haben uns auf die Aufbereitung von Eisenschrott spezialisiert, womit wir über 90% unseres Umsatzes erzielen. Das Vormaterial beziehen wir dabei vornehmlich aus der Maschinenbau- und Abbruchindustrie, bevor wir es an unseren Standorten in Baden-Württemberg und Ostdeutschland mit großen Schrottscheren verarbeiten. Mit einer Druckkraft von bis zu 2.100 t auf dem Messersitz können unsere Anlagen dabei auch schwerste Teile wie Eisenbahnschienen und Stahlträger zerkleinern, womit uns eine vollkommene Anpassung an die spezifischen Anforderungen unserer Abnehmer möglich ist. Vornehmlich beliefern wir dabei Stahlwerke und Gießereien in Europa und Ostasien.

Wirtschaftsforum: Ist der globale Export Ihrer Endprodukte auch in Zeiten allgemeiner Lieferkettenstörungen noch ein rentables Unterfangen?

Dirk Sauter: Wir arbeiten hauptsächlich mit Bulk-Schiffen, beziehungsweise mit sogenannten Schüttguttransportern, die anders als Containerschiffe nach wie vor noch gut verfügbar sind. Die Frachtpreise erfahren derzeit natürlich eine gewisse Volatilität, wovon wir aufgrund der weltweiten Verknappung jedoch bei der Beschaffung unserer Rohstoffe deutlich stärker betroffen sind. Durch ein engmaschiges Controlling und entsprechende Dispositionsprozesse konnten wir unsere Lagerposition aber stets gut an die Marktgegebenheiten anpassen und somit glücklicherweise unsere Lieferfähigkeit ausnahmslos aufrechterhalten.

Wirtschaftsforum: Diese Flexibilität zeigt Schrott Wetzel auch in seiner Logistik vor Ort – Ihr Standort in Mannheim ist schließlich über die Straße wie die Schiene und sogar per Binnenschiff erreichbar.

Dirk Sauter: Die Philosophie der trimodalen Logistik verfolgen wir schon seit vielen Jahren, wobei wir nicht zuletzt aus Gründen des Umweltschutzes versuchen, immer mehr Verkehr von der Straße auf Bahn und Schiff zu verlagern – und gerade die Schifffahrt hat in unserem Unternehmen aufgrund unseres hohen Exportanteils wie unserer günstigen Lage an einem Wasserweg eine lange Tradition. Für den Schienenverkehr ist derweil eine enge Abstimmung mit der Deutschen Bahn nötig, was auf unserer Seite mitunter eine gewisse Flexibilität erfordert. Durch unsere langjährige Erfahrung können wir jedoch auch diesen Logistikweg sehr effizient bespielen.

Wirtschaftsforum: Als Recyclingunternehmen, das Metallschrott wiederaufbereitet, sitzen Sie auch aus ökologischer Sicht an einer besonders wichtigen Stelle der Wertschöpfungskette. Welche Rolle spielt die ökologische Nachhaltigkeit in Ihrem Geschäftsalltag?

Dirk Sauter: Unser Unternehmen kommt traditionell aus dem Recycling, und das Prinzip des Stoffkreislaufs – sozusagen nach dem Motto: Aus Alt mach Neu – ist eine zentrale Triebfeder unseres Handelns. Als Metallbetrieb sind wir für diese Haltung besonders prädestiniert, denn gerade bei Eisen- und Metallschrott wird das Altmaterial zu 100% wiederaufbereitet und anschließend neuen Verwertungszwecken zugeführt, was nur bei sehr wenigen Grundstoffen der Fall ist. In unserem Wertschöpfungsprozess wird so gut wie nichts endgültig zu Abfall; die gesamte Ausgangsmasse kommt zurück in den Kreislauf. Dabei hat die Bedeutung der Produkte aus unserem Wiederaufbereitungsprozess, die wir an unsere Kunden liefern, in den letzten Monaten noch einmal sehr stark zugenommen. Denn wie auch die Stahlindustrie mittlerweile festgestellt hat, sind enorme Energieeinsparungen und eine wesentliche Herabsetzung des CO2-Ausstoßes im Vergleich mit der herkömmlichen Technologie erreichbar, wenn der neue Stahl in modernen Elektroöfen mit Sekundärrohstoffen wie Schrott produziert wird. Dies haben jüngst auch einschlägige Studien des Fraunhofer-Instituts bestätigt. Für die Klimabilanz ist der Einsatz von Schrott also nicht mehr wegzudenken, und dieses Thema wird uns in den nächsten Jahren sicherlich noch viel intensiver beschäftigen als bisher.

Wirtschaftsforum: Vor welche Herausforderungen stellt dieser wachsende Bedarf Ihr Unternehmen?

Dirk Sauter: Um der stetig steigenden Nachfrage gerecht zu werden, versuchen wir, unsere Lagerlogistik immer effizienter zu gestalten. Dazu investieren wir im Wesentlichen in neue Aufbereitungs- und Transportanlagen, mit denen wir in der gleichen Zeit mit weniger Energie einen höheren Umschlag gewährleisten können, sodass wir für die größeren Mengen keine zusätzlichen Lagerkapazitäten benötigen, sondern die Geschwindigkeit in den Verarbeitungsprozessen noch weiter erhöhen können. Im Zuge dieser Ambition haben wir schon letztes Jahr mehrere Millionen EUR investiert und auch 2022 bereits neue Aggregate bestellt, die aufgrund der allgemeinen Lieferproblematik aber wahrscheinlich erst nächstes Jahr an uns ausgeliefert werden können. Diese neuen Geräte, die vornehmlich mit Elektroantrieben ausgestattet sind, sollen unsere derzeit im Einsatz befindlichen Dieselmaschinen ersetzen und dadurch auch die von uns direkt verursachten Emissionen weiter reduzieren. Zu diesem Ziel tragen auch schon lange die zahlreichen Photovoltaikanlagen bei, die wir auf den Dächern unserer Liegenschaften installiert haben. Aktuell haben wir weitere PV-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 3 MW in Planung und Aufbau.

Wirtschaftsforum: Welche Werte bestimmen neben Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit das Selbstverständnis der Schrott Wetzel GmbH?

Dirk Sauter: Sicherlich unser besonderer Qualitätsanspruch, der sich vor allem in der weitreichenden Qualifikation unserer Mitarbeiter widerspiegelt. So bieten wir beständig zahlreiche interne Schulungen und Seminare an, um unsere Mitarbeiter bestmöglich auf ihre jeweiligen Aufgaben vorzubereiten und ihre Fachkenntnisse stets an den aktuellen Stand der Technik und etwaige Neuerungen der Gesetzeslage anzupassen. Zudem legen wir großen Wert auf die Umsetzung von Klimaschutzprojekten und die konsequente Verfolgung weiterer Effizienzsteigerungen in der Logistik, wobei sich beide Elemente stark wechselseitig bedingen. Damit wollen wir unser Möglichstes tun, um jeden denkbaren Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels zu leisten – nicht nur bei unseren Abnehmern mit einer Verbesserung ihrer CO2-Bilanz durch den Einsatz unseres Metallschrotts, sondern auch in unserem eigenen Unternehmen. Seit dem 02.11.2021 produzieren wir CO2-neutral, indem wir zum Ausgleich unserer CO2Ausstöße Emissionszertifikate aus einem Klimaschutzprojekt erworben und stillgelegt haben (www.zukunftswerk.org/co-2-50904 )

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