Glänzende Aussichten für die Metallverarbeitung

Interview mit Alexander Döring, Geschäftsführer der OTTO FUCHS Dülken GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Döring, Sie sind seit 2024 Geschäftsführer bei OTTO FUCHS Dülken. Was zeichnet das Unternehmen für Sie besonders aus?

Alexander Döring: OTTO FUCHS Dülken vereint Tradition und Innovation auf eine außergewöhnliche Weise. Wir verfügen über eine beeindruckende Fertigungstiefe: Von der eigenen Gießerei und der selbst entwickelten Legierung bis hin zum einbaufertigen Produkt liefern wir alles aus einer Hand. Diese hohe Wertschöpfung macht uns flexibel und stark im Wettbewerb. Außerdem haben wir ein hervorragendes Team mit großem Know-how, das für Qualität, Präzision und Zuverlässigkeit steht.

Wirtschaftsforum: Welche Branchen beliefern Sie aktuell mit Ihren Produkten?

Alexander Döring: Unsere Hauptmärkte sind die Automobilindustrie, Sanitär und Bauindustrie, Hydraulik und der Maschinen- und Anlagenbau. Besonders stark sind wir bei Messingrohren und -stangen, die beispielsweise in Trinkwasserleitungen, der Gebäudetechnik oder in Fensterverrahmungen eingesetzt werden. Außerdem entwickeln wir Bauteile für Großmotoren und Gasturbinen, was gerade mit Blick auf die Energiewende ein wachsender Markt ist.

Wirtschaftsforum: Sie haben die Eigenentwicklung von Legierungen angesprochen. Können Sie dazu ein Beispiel geben?

Alexander Döring: Aktuelle Projekte sind die Neu- und Weiterentwicklung bleifreier Legierungen für den Sanitär- und Automobilsektor, wie zum Beispiel Mercedes Truck-Motoren. Diese Legierungen sind nicht nur umweltfreundlich, sondern auch abriebfester und langlebiger als bestehende Produkte. Dass wir in der Lage sind, solche Werkstoffe eigenständig zu entwickeln, zu prüfen und zur Serienreife zu bringen, verschafft uns klare Wettbewerbsvorteile.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?

Alexander Döring: Eine sehr große. Messing ist ein nachhaltiger Werkstoff, der zu 100% recycelt werden kann, ohne Qualitätsverlust oder aufwendige chemische Aufbereitung. Alte Teile können einfach wieder eingeschmolzen und neu verarbeitet werden. Außerdem ist Messing korrosionsbeständig und langlebig – daraus bestehende Produkte haben oft eine Lebensdauer von Jahrzehnten. Das spart Ressourcen und passt hervorragend in die Kreislaufwirtschafts-Strategien unserer Kunden.

Wirtschaftsforum: Wird Messing Ihrer Meinung nach als Werkstoff unterschätzt?

Alexander Döring: Ja, absolut. Fragt man Menschen nach Messing, denken viele an alte Kronleuchter oder Armaturen. Dabei hat dieser Werkstoff enorme Vorteile: Er ist nicht nur recycelbar und widerstandsfähig, sondern auch optisch sehr attraktiv. Messing lässt sich gut veredeln, polieren oder brünieren, was es für Architektur, Interior Design oder exklusive Bauprojekte interessant macht. 

Wirtschaftsforum: Wie wollen Sie OTTO FUCHS Dülken für die Zukunft aufstellen?

Alexander Döring: Wir setzen stark auf Diversifizierung. Neben den bestehenden Märkten wollen wir im Bereich der Großmotoren für Gasturbinen und andere nachhaltige Energieerzeugungen wachsen. Hier sehe ich großes Potenzial für unsere Produkte und Legierungen. Außerdem bauen wir unsere Vertriebsstruktur aus, auch international, um näher am Kunden zu sein und unsere Flexibilität als Vorteil stärker zu nutzen.

Wirtschaftsforum: Wie sehen Ihre Wachstumsziele in Zahlen aus?

Alexander Döring: Aktuell liegen wir bei rund 100 Millionen EUR Umsatz. Wir planen in den nächsten Jahren ein Wachstum von etwa 20%. Das Potenzial ist da: Unser Werk könnte deutlich mehr produzieren, wenn die Marktnachfrage steigt. Beispielsweise fertigen wir Rohre und Stangen für die Baubranche. Sobald sich diese erholt, können wir unsere Kapazitäten entsprechend hochfahren.

Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie Forderungen an die Politik, um Unternehmen wie Ihres zu stärken?

Alexander Döring: Hier gibt es zwei zentrale Punkte. Erstens: Die Politik sollte sich darauf konzentrieren, günstige Rahmenbedingungen zu schaffen, steuerlich und arbeitsrechtlich. Besonders das Arbeitsrecht, aber auch das Vertriebsverfassungsgesetz müssen modernisiert werden. Zweitens: Förderprogramme sind gut, aber mangelnde Kenntnis und vor allem die Bürokratie verhindern geradezu eine Nutzung und damit ihre Wirkung. Der benötigte Aufwand steht in keinem Verhältnis dazu. Als Unternehmer hat man oft kaum Möglichkeiten, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren. Wenn diese Rahmenbedingungen nicht verbessert werden, verlieren wir Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Ländern, in denen Entscheidungen schneller getroffen und umgesetzt werden.

Wirtschaftsforum: Sie sprechen von Tradition und Innovation. Wie verbinden Sie beides in der Unternehmenskultur?

Alexander Döring: Wir sind stolz auf unsere lange Geschichte, aber wir gestalten gleichzeitig eine Kultur des Miteinanders und der Offenheit. Jeder Mitarbeiter, egal ob in der Produktion oder Verwaltung, ist für uns gleich wichtig. Ohne den einen funktioniert der andere nicht. Deshalb legen wir großen Wert auf Respekt, klare Kommunikation und das Einbeziehen aller Mitarbeiter. In regelmäßigen Gesprächsrunden informieren wir transparent über Fortschritte, Herausforderungen und Ziele und nehmen auch Kritik sowie Anregungen auf. Nur gemeinsam können wir erfolgreich sein.

Wirtschaftsforum: Was treibt Sie persönlich an, solche Transformationsprozesse zu begleiten?

Alexander Döring: Mich motiviert es, wenn ich sehe, was durch Veränderung möglich ist. Ich gehöre zu den Menschen, die Herausforderungen annehmen, um gemeinsam mit den Teams etwas zu bewegen. Für mich gibt es in solchen Phasen kein Wetter, das zu kalt, kein Wasser, das zu tief und keinen Tag, der zu kurz ist. Ich sehe es als meine Aufgabe, Unternehmen wie OTTO FUCHS Dülken zukunftssicher aufzustellen und damit Arbeitsplätze sowie Know-how in Deutschland zu erhalten.

Wirtschaftsforum: Wenn Sie an OTTO FUCHS Dülken in fünf bis zehn Jahren denken – was wünschen Sie sich?

Alexander Döring: Ich wünsche mir, dass wir als Unternehmen weiter als zuverlässiger Partner wahrgenommen werden, der nicht nur mit bester Qualität, sondern auch mit nachhaltigen und innovativen Lösungen überzeugt. Ich sehe OTTO FUCHS Dülken dann mit einem breiteren Portfolio, starken internationalen Vertriebsstrukturen und als aktiven Treiber bei innovativen und leistungsfähigen Legierungen. Messing hat als Werkstoff eine große Zukunft – und wir werden mit unserem Know-how einen entscheidenden Teil dazu beitragen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Kunststoff, Metall, Holz & Co.

Mit Leichtigkeit in die Zukunft

Interview mit Hinrich Hampe, Head of Governmental Affairs der Teijin Carbon Europe GmbH

Mit Leichtigkeit in die Zukunft

Carbonfasern haben viele Vorteile. Einer ist ihr geringes Gewicht. In der Entwicklung dieses Hightechmaterials steckt viel Know-how. Dieses ist in Deutschland nur bei der Teijin Carbon Europe GmbH mit Sitz…

Kabelschutz mit nachhaltigem Ansatz

Interview mit Antonio Fortunati, Gechäftsführer der Tubifor Srl

Kabelschutz mit nachhaltigem Ansatz

Ob Wohnungsbau, Gewerbe oder Industrie – elektrische Installationen erfordern höchste Sicherheit und Qualität. Die Tubifor SRL aus Buonabitacolo, Italien, kombiniert modernste Technologie mit nachhaltigen Materialien, um zukunftsweisende Kabelschutzlösungen zu bieten.…

Grüner Stahl – Hightech für den Klimaschutz

Interview mit Merlin Röttger, Geschäftsführer der GeisslerWista GmbH

Grüner Stahl – Hightech für den Klimaschutz

Stahl ist einer der wichtigsten Werkstoffe der modernen Welt – und seine Herstellung für rund neun Prozent der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich. Die GeisslerWista GmbH aus Witten ist Teil dieses für…

Spannendes aus der Region Kreis Viersen

Mehr als Metall

Interview mit Joep Boonen, Geschäftsführer und Thomas Bauer, Vertriebsleiter und Prokurist der MCB Deutschland GmbH

Mehr als Metall

Nicht nur der Handel mit Metallwerkstoffen steht bei der MCB im Fokus, auch der Mensch dahinter. Das Unternehmen mit Haupsitz in Valkenswaard in den Niederlanden und Niederlassungen in Deutschland, Belgien…

„Unsere Mission?  Wir erteilen Wärme eine Abfuhr!“

Interview mit Ulf-Guido Held, Leiter Vertrieb und Prokurist der CTX Thermal Solutions GmbH

„Unsere Mission? Wir erteilen Wärme eine Abfuhr!“

Leistungselektronische Bauteile, die in Anwendungen von der Energieversorgung bis zur Elektromobilität eingesetzt werden, erzeugen erhebliche Wärme, die effizient abgeführt werden muss, um Ausfälle zu vermeiden und die Lebensdauer der Komponenten…

Nichts läuft ohne Wälzlager

Interview mit Michael Hartmann, Geschäftsführer der FLT-Wälzlager GmbH

Nichts läuft ohne Wälzlager

Wälzlager sind extrem vielfältig. Sie stecken in Fahrzeugen, Aufzügen und Lüftern. Die FLT-Wälzlager GmbH in Viersen bietet sie in allen Größen und Ausfertigungen. Michael Hartmann hat am 1. April 2025…

Das könnte Sie auch interessieren

Grüner Stahl – Hightech für den Klimaschutz

Interview mit Merlin Röttger, Geschäftsführer der GeisslerWista GmbH

Grüner Stahl – Hightech für den Klimaschutz

Stahl ist einer der wichtigsten Werkstoffe der modernen Welt – und seine Herstellung für rund neun Prozent der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich. Die GeisslerWista GmbH aus Witten ist Teil dieses für…

Zukunft in Stahl – nachhaltig, digital und partnerschaftlich

Interview mit Gregory Rombaut, Sales- und Marketingmanager der KS Service Center B.V.

Zukunft in Stahl – nachhaltig, digital und partnerschaftlich

In einer Branche, die wie kaum eine andere unter globalem Wettbewerbsdruck steht, geht die niederländische KS Service Center B.V. eigene Wege. Das Unternehmen, Teil der KS Industries Gruppe, kombiniert effiziente…

Die Blechvirtuosen wollen „anders wirtschaften“

Interview mit Matthias Wiese, Geschäftsführer der alfred rexroth GmbH & Co. KG

Die Blechvirtuosen wollen „anders wirtschaften“

Ein Metalllohnfertiger, der einer Stiftung gehört und dessen Geschäftsführer im eigenen Unternehmens-Podcast offen über weiteres Verbesserungspotenzial spricht: An der al-fred rexroth GmbH & Co. KG aus Berlin ist vieles ein…

TOP