Vom Reststoff zur Ressource – eine Erfolgsgeschichte im Kreislauf

Interview mit Dirk Kopplow, Geschäftsführer und Benjamin Fiekens, Vertrieb der GVÖ Gebinde-Verwertungsgesellschaft der Mineralölwirtschaft mbH

Als Anfang der 1990er-Jahre die Verpackungsverordnung eingeführt wurde, stand auch die Mineralölwirtschaft vor neuen Aufgaben. Die Lösung: 1995 gründeten 33 Unternehmen die GVÖ Gebinde-Verwertungsgesellschaft der Mineralölwirtschaft mbH, um Verpackungen aus der Branche gesetzeskonform und ressourcenschonend zu entsorgen. „Die Mineralölwirtschaft hat früh erkannt, dass sie Verantwortung übernehmen muss“, erklärt Dirk Kopplow, seit 2016 Geschäftsführer der GVÖ. „Noch bevor die Herstellerverantwortung gesetzlich verankert war, haben wir sie bereits gelebt.“

Pionierarbeit für nachhaltige Entsorgung

Heute ist die GVÖ mit 39 Gesellschaftern das weltweit größte Branchen-Joint-Venture ihrer Art. Für Benjamin Fiekens, der im Vertrieb tätig ist, liegt der Reiz der Arbeit in der Sinnhaftigkeit: „Wir beschäftigen uns mit problembehafteten Materialien wie Öl- oder Kühlmittelgebinden – und sorgen dafür, dass sie nicht zur Umweltbelastung werden. Das hat einen echten Mehrwert.“ Kernaufgabe der GVÖ ist die Rücknahme leerer Gebinde – Verpackungen von Schmierstoffen, Bremsflüssigkeiten oder Kühlmitteln – und deren Rückführung in den Materialkreislauf. Kunststoff- und Blechgebinde werden getrennt gesammelt, geschreddert, gewaschen und zu neuem Rohmaterial verarbeitet. „Wir haben bundesweit über 35.000 Sammelstellen, von Tankstellen bis zu Industriebetrieben, und organisieren rund 24.000 Abholungen pro Jahr“, erläutert Dirk Kopplow. „Die transparenten Sammelsäcke stellen sicher, dass nur entleerte, unbeschädigte Verpackungen zurückgegeben werden.“ Das aufbereitete Material findet anschließend vielfältige Verwendung – etwa in Rasengittern, Abwasserrohren oder Dachabdeckungen. „Damit sparen wir nicht nur Primärrohstoffe, sondern auch CO2“, so Dirk Kopplow. Für Benjamin Fiekens liegt der Reiz der Arbeit auch in der Vielfalt: „Ich erlebe jeden Tag neue Betriebe, Menschen und Ideen – von der kleinen Werkstatt bis zum Großbetrieb. Überall sieht man, wie Kreislaufwirtschaft funktioniert.“

Innovation mit Sinn und System

Mit nur sechs Mitarbeitenden und einem Umsatz von rund 5,5 Millionen EUR arbeitet die GVÖ effizient, aber eng vernetzt mit spezialisierten Partnern. Aktuell treibt das Unternehmen gemeinsam mit der Kunststoffindustrie ein Projekt voran, bei dem aus dem gewonnenen Mahlgut ein Regranulat entsteht – ein homogener Kunststoff, der künftig wieder in neuen Ölbehältern eingesetzt werden soll. „Unsere Vision ist es, aus alten Gebinden wieder neue herzustellen“, sagt Dirk Kopplow. „Die Herausforderung liegt darin, den Ölgeruch vollständig aus dem Material zu entfernen. Doch wir sind mit unseren Partnern auf einem guten Weg.“ Benjamin Fiekens ergänzt: „Das zeigt, dass Kreislaufwirtschaft keine Theorie ist, sondern gelebte Praxis. Wenn aus Abfall wieder ein wertvoller Rohstoff wird, entsteht echter Fortschritt.“

Gemeinschaft als Erfolgsmodell

Ein zentrales Erfolgsrezept der GVÖ ist die Struktur: Sie ist eine Gesellschaft der Mineralölwirtschaft – für die Mineralölwirtschaft. „Unsere Gesellschafter tragen die Verantwortung organisatorisch und finanziell“, erklärt Dirk Kopplow. „Das schafft Vertrauen und ermöglicht, Entsorgungsdienstleistungen zu besonders günstigen Konditionen einzukaufen.“ Rund 150 Lizenzpartner – mit Unterlizenzierungen etwa 250 Unternehmen – nutzen das System. „Ein einzelnes Unternehmen könnte nie dieselben Mengen und damit dieselben Preise erzielen“, so Dirk Kopplow. „Die Gemeinschaft ist unsere größte Stärke.“ Auch im Markt ist das System etabliert. „Es kommt vor, dass Ausschreibungen die Teilnahme am GVÖ-System voraussetzen“, berichtet Dirk Kopplow. Fiekens fügt hinzu: „Unsere Partner wissen, dass sie bei uns Teil einer funktionierenden Gemeinschaft sind, die Verantwortung ernst nimmt. Das ist heute wichtiger denn je.“

Zukunft im Zeichen der neuen EU-Verordnung

Aktuell richtet die GVÖ den Blick auf die neue europäische Verpackungsverordnung (PPWR), die ab 2025 in Kraft tritt. Sie schreibt vor, dass ab 2030 Kunststoffverpackungen mindestens 30% Recyclinganteil enthalten müssen. „Das betrifft nicht nur die Mineralölwirtschaft, sondern alle, die Verpackungen in Verkehr bringen“, warnt Dirk Kopplow. „Unternehmen sollten sich frühzeitig vorbereiten.“ Benjamin Fiekens betont: „Viele unterschätzen, wie tiefgreifend die neuen Vorgaben sind. Wer jetzt handelt, verschafft sich klare Wettbewerbsvorteile – und zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht nur Pflicht, sondern Haltung ist.“ Für die GVÖ ist die PPWR Bestätigung und Ansporn zugleich. „Wir leben Produzentenverantwortung seit 30 Jahren“, sagt Kopplow. „Wir stehen für eine Kreislaufwirtschaft, die funktioniert – effizient, praxisnah und zukunftsorientiert.“ Die GVÖ Gebinde-Verwertungsgesellschaft der Mineralölwirtschaft mbH zeigt, wie Wirtschaft und Nachhaltigkeit sich ergänzen können. Was 1995 als Brancheninitiative begann, ist heute ein Erfolgsmodell gelebter Verantwortung. Oder, wie Dirk Kopplow sagt: „Wir sorgen dafür, dass aus Abfall wieder Wert entsteht – im Sinne der Umwelt, der Unternehmen und der Zukunft.“ Und Benjamin Fiekens ergänzt: „Das ist echte Kreislaufwirtschaft – sinnvoll, praxisnah und nachhaltig.“

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