Papier im Kreislauf – nachhaltig denken, effizient handeln

Interview mit Gerald Prinzhorn, CEO der PRINZHORN HOLDING GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Prinzhorn, wenn Sie auf die letzten Jahre zurückblicken – welche Entwicklungen haben die Prinzhorn Group besonders geprägt?

Gerald Prinzhorn: Ganz klar die Coronazeit. 2020 und 2021 erlebten wir durch den Online-Boom eine enorme Nachfrage nach Wellpappe. Doch was zunächst ein Hoch war, führte bald zur Überkapazität. Viele Hersteller investierten in neue Kapazitäten oder stellten Maschinen auf Verpackungspapier um. Das hat den Markt 2024 stark unter Druck gesetzt – eine Korrektur, die uns noch einige Jahre begleiten wird.

Wirtschaftsforum: Wie ist die Gruppe heute aufgestellt?

Gerald Prinzhorn: Wir sind europäisch tätig, nicht global. Unser Fokus liegt auf dem geschlossenen Kreislauf: Wir sammeln Altpapier, produzieren daraus neues Papier und fertigen daraus Wellpappe-Verpackungen, die wiederum recycelt werden. Dieser 100%ige Closed Loop zeigt, dass wir konsequent nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft arbeiten.

Wirtschaftsforum: Welche Kennzahlen beschreiben Ihr Unternehmen?

Gerald Prinzhorn: Wir beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter und erwirtschaften etwa 2,4 Milliarden EUR Umsatz. Für das kommende Jahr rechnen wir mit stabilen, aber wettbewerbsintensiven Märkten.

Wirtschaftsforum: Sie haben 2024 die Leitung übernommen – wie sehen Sie Ihre Rolle?

Gerald Prinzhorn: Ich bin die sechste Generation in einem 172 Jahre alten Familienunternehmen. Meine Aufgabe sehe ich darin, Stabilität und Zukunftssicherheit zu schaffen. Wir haben personelle Themen bereinigt, Strategien angepasst und die Effizienz gesteigert – das ist derzeit das Gebot der Stunde.

Wirtschaftsforum: Welche Schwerpunkte setzen Sie?

Gerald Prinzhorn: Effizienz und Kostenbewusstsein. Energiepreise und Lohnnebenkosten sind in Europa enorm hoch. Meine drei großen Wünsche an die Politik: leistbare Energie, geringere Lohnnebenkosten und weniger Bürokratie. Wir verlieren zu viel Zeit mit Regularien, das bremst Innovation.

Wirtschaftsforum: Inwiefern spielt Nachhaltigkeit für Sie eine Rolle?

Gerald Prinzhorn: Sie ist unser Kern. Wir verwenden 100% Altpapier und entwickeln Lösungen, die Kunststoff ersetzen können. Eine Papierfaser kann bis zu 25-mal wiederverwertet werden. Unser Ziel ist es, vollständig CO2-neutral zu werden. Wir arbeiten konsequent daran, Jahr für Jahr unseren Fußabdruck zu reduzieren.

Wirtschaftsforum: Ihr Sustainability Report 2024 betont Transparenz und Verantwortung.

Gerald Prinzhorn: Ja, wir wollen zeigen, wie ernst wir Nachhaltigkeit leben. Unser Kreislaufmodell bietet 100% recycelbare Produkte. Damit schaffen wir Vertrauen bei Kunden, Mitarbeitenden und Investoren – und eine solide Basis für professionelles Nachhaltigkeitsmanagement. Mit den drei Geschäftsbereichen Hamburger Recycling, Hamburger Containerboard und Dunapack Packaging decken wir die gesamte Wertschöpfungskette von der Altpapiersammlung über die Papierproduktion bis zur fertigen Verpackung ab.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die Digitalisierung?

Gerald Prinzhorn: Eine große. Aber Digitalisierung darf nicht über die Köpfe der Mitarbeitenden hinweg geschehen. Wir wollen befähigen statt überfordern, Enabling statt Top-down. Unsere Werte heißen People, Performance, Responsibility. Ich sehe mich dabei als Trainer, der das Team aufstellt, nicht als Spieler.

Wirtschaftsforum: Was ist Ihr Erfolgsrezept nach über 170 Jahren Unternehmensgeschichte?

Gerald Prinzhorn: Der Mensch. In Familienunternehmen zählt jeder Einzelne. Unsere Kultur basiert auf Vertrauen, Eigenverantwortung und Fehlerkultur. Nur wer Fehler machen darf, kann Innovation schaffen.

Wirtschaftsforum: Und Ihre persönliche Motivation?

Gerald Prinzhorn: Ich arbeite leidenschaftlich gern mit Menschen und Kulturen. Mich treibt der Wunsch an, andere zu inspirieren und gemeinsam das Unternehmen weiterzuentwickeln. Wenn jeder Prinzhorn als „sein Unternehmen“ empfindet, dann sind wir auf dem richtigen Weg.

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