„Unser Purpose? Wir schützen Menschen, Anlagen und die Umwelt!“
Interview mit Jörg de la Motte, CEO HIMA Group
Wirtschaftsforum: Herr de la Motte, seit vielen Jahrzehnten steht die HIMA Group für ‘Smart Safety’. Wo genau sorgen Sie für Sicherheit?
Jörg de la Motte: Safety ist sicherlich der unverrückbare Kern unserer DNA, und unsere Produkte, Lösungen und Dienstleistungen sollen im Grundsatz die funktionale Sicherheit bei kritischen Verfahren sicherstellen. Dabei engagieren wir uns vorwiegend in der Prozesstechnik und in der Bahntechnik, wobei wir unseren Kunden mit über 20 Landesgesellschaften in den meisten relevanten Märkten in Europa, Nord- und Südamerika, Middle East sowie in Asien und im Pazifikraum zur Verfügung stehen – in Indien werden wir noch in diesem Jahr eine neue Niederlassung eröffnen.
Wirtschaftsforum: Wie hebt sich HIMA dabei von anderen Marktteilnehmern ab?
Jörg de la Motte: Mit unserem ausschließlichen Fokus auf die sicherheitsrelevante Automation können wir nicht nur durch eine besonders tiefgreifende Expertise in diesem Themenfeld, sondern auch durch eine umfassende und offene sichere Automatisierungsplattform mit den entsprechenden Produktionskapazitäten sowie einer eigenen Programmiersoftware und umfassenden ergänzenden Dienstleistungen überzeugen.
Die meisten unserer Wettbewerber sind deutlich größere, weltweit operierende Konzerne, die jedoch als Generalisten in der Automatisierungstechnik im Vergleich mit dem Leistungsspektrum von HIMA jeweils nur eine relativ kleine Sparte betreiben. Diese besonders starke thematische Fokussierung unseres Unternehmens setzt demzufolge auch eine große Offenheit unserer Systeme gegenüber der holistischen Automatisierungsumgebung bei unseren Kunden voraus, in deren Kontext unsere Lösungen eingebettet sind.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?
Jörg de la Motte: Mit unserer Kampagne „Safety Goes Digital“ unterstreichen wir viele Aspekte, bei denen die Digitalisierung im Hinblick auf die funktionale Sicherheit über den gesamten Lebenszyklus der jeweiligen Anlagen hinweg einen wichtigen Mehrwert für unsere Kunden bereithält. Besonders deutlich wird dies etwa im Kontext der hohen regulatorischen Dokumentationsanforderungen, die für unsere Kunden im Wege der Enduring Compliance einen bisweilen beachtlichen Aufwand bedeuten.
Dank digitaler Lösungen müssen die einzelnen Prüfungen nun nicht mehr mühsam auf Papier erfasst und archiviert werden. Stattdessen lässt sich bei einer Auditierung inzwischen mit einem einzigen Knopfdruck der Nachweis über die vollständige Compliance erbringen – das ist ein großer und wichtiger Schritt hin zu schlankeren Prozessen.
Wirtschaftsforum: Welcher Einfluss geht von der Digitalisierung zudem für Ihre Lösungen und Systeme selbst aus?
Jörg de la Motte: Der Entwicklungsaufwand für unsere eigene Programmierumgebung SILworX hat in den letzten Jahren sicherlich deutlich zugenommen, um die vielfältigen Möglichkeiten, die sich aus der digitalen Exzellenz inzwischen ergeben, zielführend abzubilden und neue Funktionalitäten immer schneller bereitzustellen. Ein wichtiges Anwendungsfeld liegt dabei etwa in der automatisierten Wiederholungsprüfung, wo über die Sicherheitssteuerung automatisch ein Test initiiert und vor allem auch dokumentiert werden kann, ohne dass physisch im Feld am jeweiligen Gerät Messungen vorgenommen werden müssen. Gleichzeitig ist es uns heute möglich, die ohnehin von unseren Systemen erhobenen Daten viel effektiver zu nutzen – so kann ein Anlagenbetreiber in seinem Cockpit inzwischen leicht überblicken, ob Rückstände im Bereich der wiederkehrenden Prüfungen erkannt wurden und kann diese dann leicht kompensieren.
Darüber hinaus ergeben sich zahlreiche fallspezifische Anwendungsfelder, in die wir unsere digitale Expertise einfließen lassen. So ist in Großbritannien inzwischen eine automatische Geschwindigkeitsbegrenzung im Straßenbahnverkehr vorgeschrieben – hier konnten wir etwa in Manchester ein entsprechendes System erfolgreich implementieren.
Wirtschaftsforum: In der über 100-jährigen Geschichte von HIMA wurde im Jahr 2021 eine Geschäftsführung, deren Mitglieder nicht aus der Gesellschafterfamilie stammen, bestellt – eine Zäsur?
Jörg de la Motte: Das war damals eine sehr bewusste Entscheidung der Gesellschafter, um die HIMA Group bereit für die nächste Stufe ihrer Entwicklung zu machen, einschließlich der Fähigkeit, Unternehmen zu akquirieren und zu integrieren. Unverändert sind dabei unser Purpose und unsere Haltung geblieben: Mit unseren Lösungen schützen wir Menschen, Anlagen und die Umwelt. Die ökologische Nachhaltigkeit war dabei schon immer sehr präsent in unserem Unternehmen, auch wenn entsprechende Ansätze in den letzten Jahren vielleicht noch intensiver verfolgt wurden.
So haben die Mitarbeiter unserer chinesischen Niederlassung im Zuge einer Spendenkampagne für den Erhalt der örtlichen Feuchtbiotope kürzlich ein nachhaltiges Event organisiert – ein derartiges Engagement unterstützen wir inzwischen ganz gezielt!