Die Schlüsseltechnologie der Zukunft
Interview mit Gunnar Clemenz, Geschäftsführer der Frigotrol Kältemaschinen GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Clemenz, die Frigotrol Kältemaschinen GmbH ist mit einem breiten Portfolio an Maschinen und Anlagen im Bereich Temperier- und Kältetechnik am Markt. Wie verlief die Entwicklung des Unternehmens und wodurch hebt es sich von anderen Anbietern ab?
Gunnar Clemenz: Die Frigotrol gibt es seit 1980. Ursprünglich gestartet als Tochterunternehmen eines Plastverarbeiters, ging es zunächst um industrielle Erhitzung für die Kunststoffherstellung. Frigitrol hat sich dann zum Hersteller von Sondermaschinen für die industrielle Anwendung weiterentwickelt und Maschinen gefertigt, die einerseits erhitzen, andererseits aber auch kühlen können. Im Laufe der Jahre wurde das Produktangebot zunehmend erweitert, zuletzt in Richtung Wärmepumpentechnik, also Wärmepumpen und Kältemaschinen für die Gebäudekonditionierung.
Dass wir natürliche Kältemittel einsetzen, die ein deutlich niedrigeres Global Warming Potential haben als synthetische Kältemittel, unterscheidet uns in diesem Bereich vom Wettbewerb. Andererseits fertigen wir die Anlagen komplett, inklusive Inbetriebnahme, also in serieller Vorfertigung in Mannheim. Die Maschine kommt dann schlüsselfertig zum Kunden.
Wirtschaftsforum: Wo, würden Sie sagen, liegt der Schwerpunkt im Portfolio von Frigotrol?
Gunnar Clemenz: Momentan verschiebt sich unser Schwerpunkt stark in Richtung Wärmepumpen für Gebäude und Quartiere. Gerade für die kommunale Wärmeplanung sind Wärmepumpen die Schlüsseltechnologie. Überall dort, wo es keine Fernwärme gibt, kommen Wärmepumpen zum Einsatz. Die Luft-Wärmepumpe hat aktuell einen Marktanteil von fast 95%. Daran lässt sich ablesen, dass andere Wärmepumpentechnologien wie Geothermie sich sehr wahrscheinlich nicht durchsetzen werden.
Wirtschaftsforum: Wie kann man sich diesen Transformationsprozess im Unternehmen vorstellen?
Gunnar Clemenz: Es ist letztlich eine Transformation vom Sonderbau, also der Einzelfertigung, hin zu einer Serienfertigung. Wir haben erkannt, dass diese Entwicklung notwendig ist, um eine höhere Standardisierung zu erreichen. Das dazu notwendige Know-how haben wir im Haus, denn wir haben mit den Temperiergeräten und Verbundverdichtern, die wir in den letzten Jahrzehnten hergestellt haben, die gleiche Technik wie bei den Wärmepumpen. Letztlich ist diese Umstellung auch ein Schritt nach vorn im Kampf gegen den Klimawandel, denn die Hinwendung zur Wärmepumpe bedeutet gleichzeitig die Abkehr von der Verbrennung fossiler Gase – eine Entwicklung, die wir mit unseren Produkten entscheidend unterstützen.
Wirtschaftsforum: Ihre Branche wird dementsprechend in den nächsten Jahren ein starkes Wachstum erfahren. Produktion und Fertigung werden angepasst werden müssen, um dieser Nachfrage zu begegnen. Wie werden Sie das angehen?
Gunnar Clemenz: Durch unseren Fokus auf natürliche Kältemittel haben wir in der Leistungsklasse ab 60 kW bis mehr als 1MW momentan wenige Mitbewerber – die meisten setzen noch auf synthetische Kältemittel. Insofern haben wir in diesem Bereich eine recht gute Marktposition. Wir fertigen wie gesagt fast alles inhouse, können bei Kapazitätsengpässen einzelne Teile der Wärmepumpe aber auch outsourcen und uns diese Teile vorgefertigt zuliefern lassen. Unsere Flexibilität werden wir uns bewahren können, weil wir eben das Know-how für alle Arbeitsschritte, denen unsere Produkte unterzogen werden, im eigenen Haus haben. Wir sind also nicht abhängig von externen Kompetenzen, obwohl wir uns wie gesagt auch unserer Fertigungspartner bedienen. Durch unsere in 43 Jahre gewachsene Kenntnis in unserem Bereich haben wir den Vorteil, dass wir es schaffen, uns in einer relativ kurzen Zeit umzustellen, denn die Technik – hier Temperiergeräte, dort Wärmepumpen – hat sich nicht wesentlich verändert. Was es in so einem Prozess jedoch immer braucht, sind hoch ausgebildete Fachkräfte.
Wirtschaftsforum: Das ist ein Stichwort: Spürt Ihr Unternehmen den allgegenwärtigen Fachkräftemangel?
Gunnar Clemenz: Wir haben viele Mitarbeitende, die teilweise schon über Jahrzehnte bei uns sind, und sehr wenig Fluktuation. Das spricht denke ich für eine hohe Konstanz; unsere Teammitglieder stehen hinter dem Unternehmen und wollen diesen Umgestaltungsprozess, in dem wir uns gerade befinden, auch mittragen.
Wirtschaftsforum: Wärmepumpen sind von der Arbeitsleistung her schon jetzt sehr effizient. Wird sich diese Effizienz in den kommenden Jahren noch steigern lassen?
Gunnar Clemenz: Die Wärmepumpentechnik gibt es ja schon sehr lange. Vergleicht man Anlagen, die vor 40 Jahren hergestellt wurden, mit heutigen Modellen, zeigt sich ein deutlicher Effizienzgewinn. Denkt man weiter im Hinblick auf die Kältemittel, die maßgeblich sind für die Effizienz der Anlage, so arbeiten wir heute mit Propan als natürlichem Kältemittel. Es ließe sich aber auch CO2 verwenden, bei dem das Global Warming Potential noch geringer ist.