FOLIEN von heute – innovativ und klimaneutral
Interview mit Thomas Eisemann, Geschäftsleitung der RHEIN-PLAST GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Eisemann, Folien sind Ihr Thema. Wie begann die Geschichte des Unternehmens?
Thomas Eisemann: Mein Großvater gründete RHEIN-PLAST 1959 und beschäftigte sich in der Aufbruchszeit von Polyethylen und Kunststoff mit einfachen Produkten wie der klassischen Tragetasche, und das sehr erfolgreich. Unsere erste Innovation war im Prinzip die Kleiderschutzhülle, so wie sie heute noch überall Verwendung findet, um Textilprodukte zu schützen. Allerdings sind wir nicht stehen geblieben, sondern haben uns Schritt für Schritt geöffnet.
Wirtschaftsforum: Sie sind heute stark im Bereich Pharma.
Thomas Eisemann: In den 1990er-Jahren kam der erste Kontakt zur Pharmaindustrie, die inzwischen zu unserer Kernindustrie avanciert ist. Sie nutzt hochreine PE-Beutel und -Säcke zur Abfüllung, und wir waren einer der Ersten, die diese Anforderung erfüllen konnten. Die Nachfrage nach unseren qualitativ hochwertigen Produkten wuchs, und heute beliefern wir zudem auch die Biotech-, Chemie- und Medizinbranchen.
Wirtschaftsforum: Wie ist der Stand heute?
Thomas Eisemann: 2018 haben wir die letzte Tragetasche produziert, was auch dem aufkeimenden Umweltbewusstsein geschuldet ist, und unsere Schwerpunkte verlagert. So sind neue, höchst innovative Produkte hinzugekommen, in die wir sehr viel Zeit und Arbeit investiert haben.
Wirtschaftsforum: Gibt es da besondere Produkte?
Thomas Eisemann: In der Pharmaproduktion werden Wirkstoffe in Pulver gemischt und zu Tabletten gepresst. In der Fertigungsumgebung finden sich feine Pulver und Stäube. Die Folie kann sich bei der Verpackung statisch aufladen. Durch Entladungsfunken kann die ganze Produktion in die Luft gehen. Wir haben also Beutel und Säcke entwickelt, die die elektrische Ladung ableiten, damit der Funke erst gar nicht entsteht.
Wirtschaftsforum: Wie sieht das Produkt aus?
Thomas Eisemann: Düpolex macht es unmöglich, dass Additive in den Wirkstoff migrieren. Es ist eine unabdingbare Forderung in der Pharmaindustrie. Wir lösen dies durch einen leitfähigen Gitterdruck auf der Außenseite und eine hochreine, keim- und partikelarme Innenseite. Wir finden, es ist ein wirklich pfiffiges Produkt, das auch in anderen Branchen zum Explosionsschutz eingesetzt wird. Unter anderem konnten Bayer, Sanofi und GSK bereits überzeugt werden, bei einigen anderen Unternehmen laufen derzeit die Stabilitätstests.
Wirtschaftsforum: Innovation beschäftigt Sie stark?
Thomas Eisemann: Wir sind ein Familienunternehmen mit 118 Mitarbeitern, bei dem oftmals Prozesse schneller und flexibler laufen als bei Großunternehmen. Ein Beispiel ist die kurzfristige Entwicklung eines Friseurumhangs im Lockdown letztes Jahr. Innerhalb von nur sieben Tagen haben wir einen neuartigen Friseur-Einwegumhang zur Marktreife gebracht, eine Art Poncho. Leider war uns durch ständig geänderte Verordnungen für diese Branche kein Happy End gegönnt. Aber das Beispiel zeigt, wie wir intern als Team gut und effizient zusammenarbeiten.
Wirtschaftsforum: Wie ist die aktuelle Lage?
Thomas Eisemann: Unser Umsatz zwischen 12 und 13 Millionen EUR ist in den letzten Jahren mehr oder weniger konstant geblieben, nur der Anteil bestimmter Branchen hat sich verschoben. Noch vor vier Jahren wurde 45% des Umsatzes mit der Pharmabranche generiert, heute sind es bereits an die 70%. Wir haben uns hier einen guten Namen gemacht. Die Geschäftsleitung teile ich mir mit meinem Cousin Roger Eisemann und dem Betriebsleiter Christian Gumpert, wobei ich mich vor allem auf Marketing und Vertrieb konzentriere.
Wirtschaftsforum: Welche Schwerpunkte sind Ihnen wichtig?
Thomas Eisemann: Ein für uns sehr wichtiger Punkt ist die Unternehmenskultur. Das Handeln nach ethischen Grundsätzen ist für uns unabdingbar, wird vom Management Tag für Tag vorgelebt und unsere Mitarbeiter übernehmen das. Nicht für Fehler, die wir gemacht haben, geradezustehen – so etwas gibt es bei uns nicht. Auch nicht unseren Kunden gegenüber. Weiterhin ist uns wichtig zu signalisieren, dass man auch in dieser Branche dem Thema Umweltschutz gerecht werden kann. Unser Engagement fußt auf drei Säulen: 100% der verwendeten Energie beziehen wir aus Wasserkraft, unsere Produkte sind 100% recycelbar und drittens, ganz neu: Seit 2019 sind unser Unternehmen und unsere Produkte klimaneutral. Das beweist, dass Kunststoff und Umweltschutz Hand in Hand gehen können. Man muss wissen, dass die Pharma-Verpackungsindustrie nicht auf Kunststoff verzichten kann. Deshalb müssen wir alles daransetzen, dass dieser umweltfreundlich und klimaneutral hergestellt wird.
Wirtschaftsforum: Das ist ein wichtiger Impuls, den Sie dem Unternehmen gegeben haben. Und die Kunden werden das sicherlich zu schätzen wissen.
Thomas Eisemann: Es ist auch für unsere Kunden wichtig, nachhaltig und möglichst klimaneutral zu agieren. Denn manchmal geht es eben nur mit Kunststoffverpackung, da es in vielen Bereichen einfach keine ‘grünere’ Alternative gibt, die die geforderten Funktionen ebenso gut erfüllt. Ganz neu bieten wir deswegen an: Unsere Kunden können sich die Klimaneutralität sogar kostenfrei für ihr eigenes Unternehmen mit ihrem Unternehmensnamen offiziell über uns zertifizieren lassen. Sie bekommen damit ein wirkungsvolles Nachhaltigkeitsargument und -dokument für ihre eigenen Kunden.
Wirtschaftsforum: Wo geht die Reise hin?
Thomas Eisemann: Gerade als Mittelständler haben wir auch das Thema Digitalisierung auf der Uhr. Zum Beispiel mit einer eigenen RHEIN-PLAST-App, mit der wir alle internen Schulungen abwickeln. Wir wollen in der Pharmabranche wachsen und noch umweltfreundlicher werden. Wenn es um intelligente Verpackungen geht, möchten wir als erster Ansprechpartner eine wichtige Rolle spielen. Auch Messen sollen in diesem Jahr wieder ein Thema werden, wie die Pharmapack in Paris und der Pharma Kongress in Berlin.