Mut zu echter Nachhaltigkeit
Interview mit Michael Oberfeichtner, Geschäftsführer der O. K. Energie Haus GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Oberfeichtner, O. K. Energie Haus ist seit 20 Jahren Synonym für individuelle, ökologische Holzhäuser. Vor 20 Jahren waren Sie mit dieser Idee ein Pionier. Wie konnten Sie sich durchsetzen?
Michael Oberfeichtner: Als wir 2004 mit der Herstellung der Holzhäuser begannen, waren diese komplett anders als alles, was man bisher kannte, denn bis dahin hatte es nur Fertighausmodelle von der Stange gegeben. Dass mein Partner Erich Krukenfellner und ich auf individuelle, ökologische Holzhäuser setzen, kam nicht von ungefähr. Wir waren beide immer schon sehr naturnah und wussten, wie sich schädliche Baumaterialien auf die Gesundheit auswirken können. Dennoch stießen wir anfangs auf große Skepsis, viele Banken lehnten uns ab. Erst als als ein junger Banker, der selbst ein Haus bauen wollte, unser Konzept verstand, konnten wir unsere Ideen umsetzen.
Wirtschaftsforum: 20 Jahre später ist O.K. Energie Haus Gewinner des Nachhaltigkeitspreises Österreichs und wurde unlängst in Brüssel als eine der zehn nachhaltigsten Firmen Europas geehrt. Wie haben Sie es geschafft, mit Ihrem Konzept zu überzeugen?
Michael Oberfeichtner: Anfangs ähnelten wir einem Start-up, hatten allerdings keine Investoren. Um bekannter zu werden und Kunden zu gewinnen, besuchten wir große Baumessen in Österreich und hielten dort Vorträge – mit mäßigem Erfolg. Unsere Idee, mit Zellulosedämmung zu arbeiten, wurde eher belächelt. Wir haben trotzdem nicht aufgegeben, mit Politikern gesprochen, sind in Schulen gegangen, um das Bewusstsein für die Natur zu wecken. Nicht zuletzt kooperieren wir mit Forschungseinrichtungen und Hochschulen, um das Thema nachhaltiger Holzbau weiter
voranzubringen. So haben wir Schritt für Schritt ein neues Bewusstsein geschaffen und sind bekannter geworden.
Wirtschaftsforum: Gab bestimmte Ereignisse, die als Booster wirkten?
Michael Oberfeichtner: Ja. Um 2010 herum begann die Förderung von Passivhäusern, die zu einem Run auf Passivhäuser führte. Weil diese jedoch von unerfahrenen Firmen errichtet wurden, war die Qualität schlecht und der Ruf runiniert, sodass sie schließlich durch qualitativ hochwertigere Niedrigenergiehäuser ersetzt wurden. Befeuert wurde der Nachhaltigkeitsgedanke auch durch die durch Greta Thunberg ausgelöste Klimabewegung. Plötzlich wurde das Thema Nachhaltigkeit für die breitere Öffentlichkeit interessant. 2020 und 2021 war die Nachfrage nach unseren Häusern so groß, dass wir Lieferzeiten von 1,5 Jahren hatten.
Wirtschaftsforum: Wie sieht die Nachfrage heute aus?
Michael Oberfeichtner: In Österreich haben wir das dritte Rezessionsjahr in Folge. Weil wir in Boomzeiten strategisch langfristig geplant und weiter auf organisches Wachstum und konstante Qualität gesetzt haben, mussten wir in schwierigen Zeiten keinen Mitarbeiter kündigen und haben uns stattdessen neue Nischen gesucht. Jetzt hoffen wir auf den Aufschwung. Dank unserer hervorragend geschulten Mitarbeiter, von denen wir niemanden verlieren möchten, sind wir darauf gut vorbereitet.
Wirtschaftsforum: Langfristig zu planen ist ein wichtiges Unternehmensmotto. Gleichzeitig arbeiten Sie konstant an neuen Entwicklungen. Können Sie Beispiele für Innovationen geben?
Michael Oberfeichtner: Wir beschäftigen uns unter anderem mit vorgehängten Fassaden. Ökologische Alternativen zu Styropor kommen hierzulande erst allmählich auf den Markt. Der Vorteil ist, dass eine thermische Sanierung dank neuer Technologien wie 3D-Lasern sehr schnell gehen. Ein Haus kann in wenigen Tagen ökologisch gedämmt werden.
Wirtschaftsforum: Sie konnten sich also den Pioniergeist der Anfangszeit erhalten?
Michael Oberfeichtner: Ja, wir haben immer wieder neue Ideen und arbeiten nach dem Kaizen-Prinzip, dem natürlichen Verbesserungsprinzip. Deshalb motivieren wir zum Beispiel unsere Mitarbeiter, neue Ideen und Verbesserungsvorschläge einzubringen, die unsere Produkte und generell die Welt etwas besser machen können. Dafür habe ich Mitarbeiter gesucht, die in bestimmten Unternehmensbereichen besser sind als ich, die spezialisiert und ideenreich sind.
Wirtschaftsforum: Steckt hinter dieser Entwicklung ein besonderer Geist?
Michael Oberfeichtner: Lebensqualität für unsere Mitarbeiter und unsere Kunden hat für uns Priorität. Wir bauen weitsichtig, basierend auf dem Sieben-Generationen-Prinzip der Irokesen, das besagt, dass jede Entscheidung, die man fällt, noch sieben Generationen später positive Auswirkungen haben soll. Neben unternehmerischer Weitsicht halte ich Mut für ein wichtiges Merkmal. Während der Finanzkrise hatten wir trotz schwieriger Umstände den Mut weiterzumachen. Menschen vertrauen uns; wir setzen das Vertrauen um und am Ende bekommt der Kunde etwas mehr als er erwartet hatte.
Wirtschaftsforum: Wie soll es weitergehen?
Michael Oberfeichtner: Wir haben es geschafft, klimapositiv zu sein, das heißt, wir speichern mehr CO2 in unseren Gebäuden im Holz aus nachwachsenden Wäldern, als wir beim gesamten Produktions- und Montageprozess ausstoßen. Für die rund 20.000 Bäume, die wir in den letzten 20 Jahren verwendet haben, haben wir etwa 35.000 neue Bäume gepflanzt. Diesen echten Nachhaltigkeitsgedanken wollen wir weiteleben.