Luxus, der Leben rettet: SalutoCare in Bad Kissingen

Interview mit Michael Presl, Geschäftsführer der Klinik Bavaria GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Presl, stellen Sie sich bitte kurz vor. Was ist Ihre Rolle bei der Klinik Bavaria?

Michael Presl: Ich bin Geschäftsführer und auch Gesellschafter der Klinik Bavaria GmbH & Co. KG. Das ist auch etwas Besonderes, mal mit einem Eigentümer zu sprechen. Im Gesundheitsbereich sind heutzutage, genau wie in jeder anderen Branche, nicht mehr viele Einrichtungen eigentümergeführt, sondern es gibt große Konzerne. Die Klinik Bavaria ist eigentlich ein mittelständischer Familienbetrieb. Ich leite die Klinik Bavaria in Bad Kissingen seit 22 Jahren. Vorher hat das mein Bruder Christian Presl getan, der leider vor 20 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Dieser Umstand hat uns dazu ermutigt die Christian-Presl-Stiftung, mit der wir uns um Menschen kümmern, die schnell einen Angehörigen verloren haben, zu gründen.

Wirtschaftsforum: Wie kam es zur Gründung der Klinik?

Michael Presl: Mein Vater war früher beim Rhön-Klinikum tätig und hat dort rund zehn Jahre als Assistent des Geschäftsführers Eugen Münch gearbeitet. Gemeinsam begannen sie, Krankenhäuser aufzubauen. Später machte sich mein Vater im Bereich der Rehabilitation selbstständig. So entstanden mehrere Reha-Kliniken – eine davon in Bad Kissingen. Dieses Haus war zuvor ein Hotel, das ‘2002’ hieß, und wurde 1986 von meinem Vater übernommen. Dort legte er den Grundstein für seine Arbeit in der Rehabilitation.

Wirtschaftsforum: Wie haben Sie die Klinik weiterentwickelt?

Michael Presl: Die Klinik entstand aus einem ehemaligen Sport- und Wellnesshotel mit bereits vorhandenen Einrichtungen wie Schwimmbad, Turnhalle und großzügigen Allgemeinflächen – ideale Voraussetzungen für eine Reha-Einrichtung. Wir starteten mit orthopädischer Rehabilitation und haben uns über die Jahre zu einer sehr individuellen Klinik mit rund 300 Betten weiterentwickelt. Heute verfügen wir über zwei Intensivstationen, spezialisierte Pflegebereiche sowie vielfältige Angebote für Privatpatienten und Selbstzahler. Besonders in der Versorgung schwerer Fälle sind wir stark gewachsen.

Wirtschaftsforum: In Ihrer Klinik verfolgen Sie mit ‘SalutoCare’ ein besonderes Konzept. Was genau steckt dahinter und was macht es aus Ihrer Sicht so besonders?

Michael Presl: Wir haben vermutlich europaweit die schönste Intensivstation. SalutoCare bietet Menschen, die sehr schwer betroffen sind, ein besonderes Ambiente und eine besondere Betreuung, wie man sie selbst gerne hätte oder wie man es sich für einen Angehörigen wünschen würde. Es ist kein Modell der privaten oder gesetzlichen Krankenkassen, sondern eine Ergänzung. Vergleichbar mit einem Hotel – man kann sich für drei Sterne oder fünf Sterne entscheiden. In der medizinischen Welt gibt es das sonst nicht. Wenn man leicht betroffen ist, kann man Premiumangebote wählen, aber bei schweren medizinischen Problemen ist dies bisher nicht möglich. Diese Marktlücke füllen wir. Das Schöne daran ist, dass ein Gleichgewicht entsteht: Diese Menschen bekommen eine gute Leistung für ihr Geld, was sich am Markt orientiert, und wir können dann auch das Niveau für Normalversicherte anheben. Der Name leitet sich von der Salutogenese ab – der Lehre der Gesundheit. Wir betrachten den ganzen Menschen, nicht nur die Krankheit. Das Besondere: Die Patienten bleiben in ihren Suiten, und die medizinische Versorgung kommt zu ihnen – sei es Orthopädie, Neurologie oder eine andere Fachrichtung.

Wirtschaftsforum: Spielt künstliche Intelligenz bereits eine Rolle in Ihrer Klinik?

Michael Presl: Nein, aber sie wird bald eine riesige Rolle in der Medizin spielen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis man medizinische Daten eingibt und die KI Behandlungsvorschläge macht, die erschreckend gut sein werden. Schon heute kann man fünf Symptome eingeben und erhält eine erstaunlich gute Diagnose. Das wird ein großer Vorteil sein. Ich glaube nicht, dass ein Roboter einen Menschen betreuen wird, aber die Qualität der Behandlung im Gesundheitssystem wird sich deutlich verbessern, sowohl in Praxen als auch in Krankenhäusern.

Wirtschaftsforum: Wie steht es um das Thema Nachhaltigkeit in Ihrer Klinik?

Michael Presl: Wir sind zertifiziert und das Thema Nachhaltigkeit gibt es bei uns auf jeder Ebene – sowohl bei Energie als auch beim Personal. Wir versuchen zum Beispiel, dass die Kinder unserer Mitarbeiter auch bei uns arbeiten können. Wir bieten viele Programme an, von elternfreundlichen Diensten bis hin zu Aus-, Fort- und Weiterbildung. Wir haben mittlerweile drei Blockheizkraftwerke und arbeiten am Thema Recycling, was in der medizinischen Welt wegen der Hygieneanforderungen eine Herausforderung ist. Wir versuchen, Hygiene und Nachhaltigkeit in Balance zu bringen. Allerdings ist das im Gesundheitswesen sehr schwierig, weil die Patientensicherheit immer Vorrang vor Ressourcenschonung hat.

Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Michael Presl: Wir wollen das Thema SalutoCare ausbauen. Aktuell haben wir fünf große Betten und planen, in den nächsten zwei Jahren auf 22 Betten zu erweitern. Dafür wird eine ganze Station auf etwa 3.000 m2 ausgebaut.

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