Profi und Pionier mit Persönlichkeit
Interview mit Sebastian Schels, Geschäftsführender Gesellschafter RATISBONA Handelsimmobilien


Wirtschaftsforum: Herr Schels, Sie sind Geschäftsführer der 1987 gegründeten RATISBONA Handelsimmobilien, kommen aus einer erfolgreichen Unternehmerfamilie und haben damit das Unternehmer-Gen mit in die Wiege gelegt bekommen. Wie sieht Ihr Selbstverständnis als Unternehmer aus?
Sebastian Schels: Dass meine Familie seit Generationen erfolgreich im Lebensmittelhandel tätig ist, hat mich natürlich geprägt. 2005 begann ich im Unternehmen, ging schnell in die Niederlassung nach Spanien und trug als Geschäftsführer relativ früh die Gesamtverantwortung. In einem inhabergeführten Familienunternehmen kann man nicht von klassischer Rollenverteilung für den Geschäftsführer sprechen; alles hängt davon ab, wie man diese Rolle mit Leben füllt, wie man in Abhängigkeit von Märkten und Rahmenbedingungen seinen größten Input leisten will. Da jeder Tag Überraschungen bereithält, muss man agil, anpassungsfähig und offen für Neues sein. Man darf niemals müde werden, bei Bedarf Dinge anzupassen und Entscheidungen zu hinterfragen. Mir persönlich ist die konsequente Unternehmensausrichtung auf kreislauffähiges Bauen besonders wichtig; deshalb pushen wir unsere eigens entwickelte RATISBONA.ECO.BAUWEISE und arbeiten mit Green Lease Verträgen. Es geht darum, Antworten auf die großen Fragen der Zeit zu finden, eine langfristige Perspektive einzunehmen und diese auf das Tagesgeschäft zu übertragen.
Wirtschaftsforum: Heute verlangt der Klimawandel nach neuen Antworten in der Baubranche. Wie sah die Entwicklung des Unternehmens bis dahin aus?
Sebastian Schels: Heute können wir mit unserer unternehmerischen Stärke dem Klimawandel den Kampf ansagen. Diese Stärke fußt auf einem klaren Fokus und beständiger Weiterentwicklung. Seit der Gründung 1987 sind wir unserem Kernprodukt, dem Lebensmittelmarkt, treu geblieben und besetzen hier erfolgreich eine Nische. Wichtige Meilensteine in diesen knapp 35 Jahren waren der Einstieg in die Märkte Portugal 2004 und Spanien 1999 sowie eine vor sieben Jahren eingeleitete Neuorientierung von Neubauprojekten auf der grünen Wiese hin zur Revitalisierung von Bestandsimmobilien. Vor etwa fünf Jahren haben wir begonnen, mit der BIM-Methode (Building Information Modeling) zu arbeiten, um uns weiterzuentwickeln und Innovationen voranzubringen. Seit drei Jahren steht der Holzbau im Fokus, bestimmt unser Denken und Handeln und ist wegweisend für die Zukunft.
Wirtschaftsforum: RATISBONA hat Niederlassungen in Erfurt, Düsseldorf, Valencia und Cascais, 130 Mitarbeiter in Deutschland, 20 im Ausland und einen Umsatz von 120 Millionen EUR. Was steckt hinter dem Erfolgskurs?
Sebastian Schels: Wir sind besonders und anders. Die hochmotivierten Mitarbeiter, die sich mit dem Unternehmen identifizieren und mit ihm und der Unternehmerfamilie eng verbunden sind, sind ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg; ebenso der pragmatische, lösungsorientierte Ansatz, der RATISBONA seit jeher prägt, und die langfristige Ausrichtung.
Wirtschaftsforum: Gibt es Referenzobjekte, die die Unternehmensexpertise aber auch die Philosophie besonders gut veranschaulichen?
Sebastian Schels: In Regensburg haben wir auf einem beengten Grundstück einen Netto-Markt mit Parkdeck auf dem Dach erstellt. In Portugal, genauer in Porto, konnten wir ein herausragendes Hotelprojekt realisieren; ein denkmalgeschütztes Objekt, bautechnisch hochkomplex, direkt am Douro mit Blick auf die Altstadt gelegen - ein echter Leuchtturm. In Haimhausen bei München entsteht der erste Edeka-Vollsortimenter Bayerns in Holzbauweise und mit Green Lease Vertrag. In Lauterbach arbeiten wir an einem bestehenden, mehrgeschossigen Fachmarktzentrum. Auf bestehender Bausubstanz entsteht ein Lebensmittelvollsortimenter in Holzbauweise - auch das ein Highlight-Projekt. Hier liegt die Herausforderung darin, bestehende Gebäudeteile zu erhalten und gleichzeitig im Obergeschoss einen Lebensmittelmarkt in Leichtbauweise zu realisieren.
Wirtschaftsforum: Wie sieht der Blick in die Zukunft aus?
Sebastian Schels: Märkte verändern sich und Wirtschaft entwickelt sich weiter. Für uns war es ein langer Weg zum Holzbau, der mit viel Überzeugungsarbeit verbunden war. Wir haben Geld, Energie und Mühe investiert, um den Holzbau als kreislauffähige, Kohlenstoff speichernde Leichtbaumethode zu etablieren. Als Vorreiter wollen wir zeigen, dass eine Bauwende gelingen kann, dass es erfolgsversprechend ist, in Einklang mit Mensch und Natur zu wirtschaften. Ein verantwortungsvolles Unternehmen ist am Ende profitabler als ein rein gewinnorientiertes. Wir sind davon überzeugt, dass Verantwortung die neue harte Währung einer künftigen Wirtschaftsordnung ist. Als Unternehmen werden wir unserem Kernprodukt treu bleiben und weiter daran arbeiten, uns als Anbieter rund um das Thema kreislauffähiges Bauen einen Namen zu machen. Für mich hat diese konsequente Unternehmensneuausrichtung wenig mit Gutmenschentum als vielmehr mit Verantwortung für die Zukunft zu tun: Verantwortung für das eigene Unternehmen, meine Familie und die Gesellschaft. Wir haben den Hebel für ein nachhaltiges Morgen. Mir persönlich ist es wichtig, die lange Erfolgsgeschichte des Unternehmens fortzuführen und etwas mit Substanz an meine Kinder weiterzugeben.