Von der Landwirtschaft bis zum internationalen Konzern – alles aus einer Hand bei Wolf System

Interview mit Georg Wenzl, Geschäftsführer, der Wolf System GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Wenzl, Sie sind seit dem 1. Januar 2025 Geschäftsführer der Wolf System GmbH. Wie war Ihr Weg ins Unternehmen?

Georg Wenzl: Ich bin bereits seit 1999 im Unternehmen und habe in der Personalabteilung angefangen. Dort war ich für den gesamten Personalbereich zuständig, von der Lohnabrechnung bis zur Einstellung neuer Mitarbeiter. 2014 wurde ich zum Prokuristen berufen und nun zum Jahresbeginn neben Jean-Luc Herrmann und Alois Konrad als dritter Geschäftsführer berufen.

Wirtschaftsforum: Wolf System ist ja eine internationale Unternehmensgruppe. Wie ist sie strukturiert?

Georg Wenzl: Die Wolf Holding GmbH umfasst 31 Standorte in 19 Ländern und hat ihren Sitz in Österreich, wo auch die Inhaberfamilie Wolf ansässig ist. Der Konzern ist in zwei Mutterfirmen aufgeteilt – Wolf Österreich und Wolf Deutschland.

Wirtschaftsforum: Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie am Standort Osterhofen?

Georg Wenzl: In Osterhofen arbeiten 1.000 Mitarbeiter, davon 500 im Büro und 500 in der Produktion. Weitere 450 Mitarbeiter sind als Monteure deutschlandweit im Einsatz. Die Büromitarbeiter decken alle Bereiche ab – von der Planung über die Statik bis zur Arbeitsvorbereitung und Logistik. In der Produktion fertigen wir vor allem Stahl- und Holzkomponenten.

Wirtschaftsforum: Womit hat bei Wolf System alles angefangen?

Georg Wenzl: Der Ursprung liegt im Stahlbetonbau für die Landwirtschaft. Unser Gründer, Johann Wolf, entwickelte Mitte der 1960er-Jahre auf seinem heimischen Bauernhof ein eigenes Schalungssystem für Güllebehälter und war damit der Erste, der diese Behälter in Beton fertigte. Damals wurden auch viele Hochsilos für Gras-Silage gebaut, bevor später die Fahrsilos kamen. Von da aus haben wir unser Portfolio kontinuierlich erweitert.

Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihr Leistungsangebot heute aus?

Georg Wenzl: Wir sind heute in verschiedenen, sich ergänzenden Sparten tätig, die es uns ermöglichen, wirklich alle Kundenbedürfnisse abzudecken. Im Stahlbetonbau bedienen wir sowohl die Landwirtschaft als auch die Industrie, etwa mit hochmodernen Späne- oder Pellet-Silos, die den neuesten technischen Standards entsprechen. Der Gebäudebau umfasst ein breites Portfolio von landwirtschaftlichen Bauten wie Kuh-, Schweine- und Pferdeställe bis hin zu komplexen Industrie- und Gewerbebauten, die wir nach individuellen Kundenanforderungen realisieren. Dazu kommen der anspruchsvolle Hausbau und als wichtige Unterabteilung der Fundamentbau, der die Basis für alle unsere Projekte bildet.

Wirtschaftsforum: Was macht Sie als Anbieter besonders?

Georg Wenzl: Unser größter Vorteil ist, dass wir alle Sparten aus einer Hand anbieten können. Wenn wir beispielsweise einen kompletten Aussiedlerhof bauen, liefern wir den Stall, die Maschinenhalle, das Fahrsilo, die Biogasanlage und das Wohnhaus – das ist einzigartig, kein anderer Mitbewerber kann das. Zudem gehören wir mit etwa 35.000 t verarbeitetem Stahl pro Jahr zu den größten Stahlverarbeitern in Deutschland.

Wirtschaftsforum: Wie haben Sie die Krisen der letzten Jahre gemeistert?

Georg Wenzl: Während Corona hatten wir sogar Rekordumsätze, weil die Menschen Zeit hatten zu bauen. Die größten Herausforderungen waren die extremen Preissteigerungen und Lieferschwierigkeiten. Unsere Preisliste von vor Corona war innerhalb von fünf Monaten nichts mehr wert. Aber wir haben keinen Kunden im Stich gelassen und alles gebaut – auch wenn wir nicht bei jedem Projekt Gewinn gemacht haben. Das konnten wir uns leisten, weil wir in den Jahren zuvor gut gewirtschaftet hatten. Maßgeblich dazu beigetragen hat unsere Inhaberfamilie, die das Geld in der Firma gelassen und in diese investiert hat, statt sich selbst Geld auszuschütten.
 

Wirtschaftsforum: Spüren Sie aktuell die Zurückhaltung bei Bauinvestitionen?

Georg Wenzl: Entgegen allen Trends geht die Kurve bei uns momentan deutlich aufwärts. Die schwierigeren Jahre konnten wir durch unsere breite Aufstellung gut kompensieren.

Wirtschaftsforum: Wie steht es um das Thema Fachkräfte?

Georg Wenzl: Als eine der Größen im Baugewerbe und mit unserer finanziellen Stärke sind wir ein sehr attraktiver Arbeitgeber. Wir gehören laut Creditreform zu den 2% der finanzstärksten Unternehmen in Deutschland. Was uns ehrt ist, dass viele Bewerber uns als sicheren und zuverlässigen Arbeitgeber schätzen. Beispielsweise setzen wir auch die Tariferhöhung von 4,2% selbstverständlich um.

Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit für Sie?

Georg Wenzl: Sehr wichtig, besonders im Holzbau. Der Fertighausanteil in Deutschland ist auf 25% gestiegen, man geht also weg vom reinen Steinbau. Auch die Industrie springt zunehmend auf diesen Zug auf – wir bauen viele Bürogebäude, Sozialgebäude und Mehrgeschossbauten in Holzbauweise. Ein weiteres Zukunftsthema sind unsere Carport-Systeme mit integrierten PV-Anlagen. Ab 2026 müssen ja 50% der Parkflächen bei Industrie und Supermärkten überdacht und mit PV-Anlagen bestückt werden. Hier haben wir eigene Konzepte entwickelt, die bereits versiegelte Flächen sinnvoll nutzen.
 

Wirtschaftsforum: Wo soll die Reise in den nächsten Jahren hingehen?

Georg Wenzl: Wir sehen noch viele Möglichkeiten, sowohl bei den Produkten als auch bei den Stückzahlen. In Italien haben unsere Kollegen gerade das erste achtgeschossige Hochhaus gebaut, und in Finnland entstehen sogar zwölfgeschossige Gebäude in Holzbauweise. Ein wichtiger Trend ist auch die zunehmende Vorfertigung in der Halle, die bessere Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiter schafft als die Montage bei Wind und Wetter. Der Markt wird sich nach der Überhitzung der letzten Jahre bereinigen, und wir wollen uns mit unserer finanziellen Stärke noch weiter nach oben absetzen.

Wirtschaftsforum: Was macht für Sie persönlich den Reiz an Wolf System aus?

Georg Wenzl: Zum einen die familiäre Führung trotz der Größe des Konzerns. Wir haben flache Hierarchien und sehen uns als Partner auf Augenhöhe. Zum anderen der Erfolg – als ich 1999 anfing, hatten wir unter 500 Mitarbeiter und waren stolz auf 100 Millionen EUR Umsatz. Heute haben wir uns vervierfacht. Zum anderen macht mich unsere geringe Fluktuation stolz – ein Viertel der Belegschaft ist seit über 15 Jahren im Unternehmen, viele Monteure sogar seit 40 Jahren und mehr. Das ist im Bau sehr ungewöhnlich und zeigt, dass sich die Menschen bei uns wohlfühlen.

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