Rehabilitation neu und nachhaltig gedacht

Interview mit Markus Frenzer, Geschäftsführer der Nanz medico GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Frenzer, Nanz medico steht für 34 Standorte deutschlandweit und über 2.500 Mitarbeitende – wie kam es zu dieser erfolgreichen Entwicklung?

Markus Frenzer: Das Unternehmen wurde 1996 von Helmut Nanz mit sehr viel Mut gegründet; aus heutiger Sicht würde man sagen, es war ein Start-up mit neuem Inhalt und einer neuen Form der Leistungserbringung. Rehabilitationen erfolgten in der Vergangenheit eher stationär; heute haben ambulante Angebote einen Marktanteil von 20%. Der Markt hat sich verändert, Nanz medico hat sich früh auf diese Veränderungen eingestellt und ist mit dem Markt gewachsen – nicht zuletzt dank der Unterstützung der Gesellschafterfamilie Nanz.

Wirtschaftsforum: Was ist das Besondere an den Angeboten von Nanz medico?

Markus Frenzer: Ich vergleiche uns gern mit einer verlängerten Werkbank, die durch ambulante Kliniken die Nähe zu den Patienten garantiert. Wir beschränken uns nicht auf die reinen Reha-Leistungen, sondern betrachten auch die Zeit vor und nach einer Reha: Das heißt, wir bieten Präventionsleistungen an, Heilmittel auf Rezept, Nachsorgeleistungen und Medical Fitness. Wir haben neue, innovative Services etabliert und setzen verstärkt auf digitale Leistungen.

Wirtschaftsforum: Können Sie diese digitalen Services näher beschreiben?

Markus Frenzer: Wir können heute sämtliche Leistungsformen mit digitalen Leistungselementen anreichern. Mit der TTK haben wir eine eigene Tele-Therapieklinik gegründet, um Patienten nach einer Reha über längere Zeit digital nachzubetreuen. Die Klinik wird von der Deutschen Rentenversicherung anerkannt und spielt für einen nachhaltigen Reha-Erfolg eine zentrale Rolle. Zudem ist unser gesamtes Leistungsangebot komplett durchdigitalisiert; es gibt seit Jahren keine Papierakten mehr.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich die Ausrichtung Ihres Unternehmens im Laufe der Zeit in Bezug auf das Präventionsangebot entwickelt?

Markus Frenzer: Für uns hat die Prävention mittlerweile einen hohen Stellenwert; mit RVfit gibt es zum Beispiel ein umfassendes Präventionsangebot, das jedem rentenversicherten Arbeitnehmer zusteht. Es ist unser erstes B2C-Produkt. Wir versuchen, Arbeitgeber und Betriebsräte davon zu überzeugen, dass Präventionsmaßnahmen wichtig sind und angesichts des großen Fachkräftemangels immer wichtiger werden.

Wirtschaftsforum: Sind die Themen Mitarbeiterbindung und langfristige Beschäftigung auch bei Ihnen wichtige Fragestellungen?

Markus Frenzer: Definitiv ja! Intern sprechen wir nicht mehr nur vom Recruiting, sondern vom ‘Behalting’. Um Mitarbeiter langfristig zu binden, gibt es unterschiedlichste Angebote. Bei Nanz medico muss zum Beispiel niemand an seinem Geburtstag arbeiten. Sämtliche Benefits, die zur Gesundheit beitragen, wie beispielsweise Training, Jobrad und Teamevents, sind bei uns selbstverständlich.

Wirtschaftsforum: Wie beurteilen Sie die weitere Entwicklung im Bereich der Rehabilitation?

Markus Frenzer: Wir sehen, dass sich immer mehr Patienten ambulante Reha-Angebote wünschen, weil die Einbeziehung des persönlichen Umfeldes und auch des beruflichen Kontextes viele Vorteile bietet. Angebote können individueller ausgerichtet werden, wenn sie nah am Geschehen sind. Was wir auch sehen und nicht unbedingt erwartet haben, ist, dass auch ältere Patienten einen selbstverständlichen Umgang mit digitalen Medien pflegen und offen für Neues sind. Eine zentrale Herausforderung der Zukunft wird deshalb sein, analoge und digitale Leistungsformen klug und mit Augenmaß zu verknüpfen.

Wirtschaftsforum: Wie sieht die Unternehmenskultur hinter dieser dynamischen Entwicklung aus?

Markus Frenzer: Wir haben gemeinsam mit den Mitarbeitenden eine Unternehmenskultur erarbeitet, die von den Werten Offenheit, Ehrlichkeit und Wertschätzung geprägt ist. Wir sind ein Familienunternehmen und nehmen dies sehr wörtlich. Vor allem ist uns bewusst, dass wir als Leitungsteam die Werte vorleben müssen. Mir persönlich ist es wichtig, dieses Unternehmen menschlich, offen und ehrlich zu führen.

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