Stabilität statt Preiskampf: Energieversorgung mit Substanz
Interview mit Stefan Harder, Geschäftsführer der E.VITA GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Harder, Sie stehen seit der Gründung 2009 an der Spitze der E.VITA GmbH. Was hat Sie damals motiviert, in den liberalisierten Energiemarkt einzutreten?
Stefan Harder: Wir haben die Chancen gesehen, die sich aus der Marktöffnung ergaben. Nach meinem Studium der Betriebswirtschaftslehre und ersten Stationen bei den Hamburger Gaswerken sowie im Direct Marketing kam der Kontakt zu unseren heutigen Gesellschaftern zustande. Gemeinsam haben wir erkannt: Ein unabhängiger Energieanbieter kann mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell eine starke Alternative zu etablierten Versorgern sein. So haben wir E.VITA gegründet – und ich bin bis heute mit Begeisterung dabei.
Wirtschaftsforum: Wie würden Sie E.VITA heute beschreiben?
Stefan Harder: Wir sind ein mittelständischer Energieversorger mit Hauptsitz in Stuttgart und
einer Dependance in Hamburg. 62 Mitarbeiter kümmern sich bei uns um alle Prozesse selbst – vom Vertrieb über die Abrechnung bis zur Energiebeschaffung und dem Datenmanagement. Wir versorgen bundesweit vor allem Gewerbekunden und die Wohnungswirtschaft; Privatkunden beliefern wir gezielt mit Spezialprodukten wie Stromheizungen und Wärmepumpen. Letztere sind auch ein zentrales Element unserer Strategie für die Zukunft.
Wirtschaftsforum: Wo liegen aktuell die größten Herausforderungen für Ihr Unternehmen?
Stefan Harder: Die größte Herausforderung ist für uns die fehlende Kontinuität in der politischen Energiepolitik. Investitionen und strategische Entscheidungen brauchen Planungssicherheit. Doch leider erleben wir häufig, dass politische Weichenstellungen zu kurz gedacht und dann wieder über den Haufen geworfen werden. Das erschwert es uns, verlässlich zu planen – gerade bei Themen wie der Wärmewende oder CO2-Abgaben. Hier wünschen wir uns einen langfristigen und stabilen Rahmen.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die Digitalisierung dabei?
Stefan Harder: Eine sehr große. Wir setzen stark auf die Digitalisierung unserer Prozesse. Ein Beispiel ist unsere eigene KI ‘EVI’. Anfangs hat sie nur Anrufe entgegengenommen, inzwischen bearbeitet sie eingehende Anfragen fallabschließend und entlastet so unsere Teams. Auch unser Kundenportal wird im Zuge eines umfassenden Relaunchs modernisiert – mit dem Ziel, perspektivisch komplett papierlos zu arbeiten. Dabei gehen wir aber Schritt für Schritt vor, um die Qualität der Kundenkommunikation zu sichern.
Wirtschaftsforum: Viele Energieversorger setzen auf aggressive Preiskämpfe. Wie positioniert sich E.VITA hier?
Stefan Harder: Ganz klar: Wir beteiligen uns nicht an defizitären Preisschlachten. Schon in unseren Anfangsjahren haben wir festgestellt, dass manche Anbieter unrealistisch niedrige Preise angeboten haben – oft auf Kosten der Nachhaltigkeit. Solche Discounter kommen und gehen, während wir langfristig verlässlich am Markt bestehen wollen. Deshalb fokussieren wir uns auf stabile Geschäftsbeziehungen, vor allem mit kleinen und mittelständischen Unternehmen, und legen großen Wert auf persönlichen Kontakt statt Massenwerbung.
Wirtschaftsforum: Welche konkreten Produkte und Services bieten Sie an?
Stefan Harder: Unser Kerngeschäft bleibt die Energieversorgung – Strom und Gas. Aber wir entwickeln uns weiter: Der reine Commodity-Vertrieb hat seine Grenzen. Deshalb erweitern wir unser Portfolio um Lösungen im Bereich E-Mobility, Smart Metering und individuelle Beratungsangebote. Gemeinsam mit Partnern begleiten wir unsere Kunden auf dem Weg zum Prosumer, also zum aktiven Erzeuger und Verbraucher von Energie. So wollen wir Mehrwert schaffen und die Energiewende aktiv mitgestalten. Dabei werden wir weiterhin ein verlässlicher Partner für unsere Kunden sein, uns aber stärker vom klassischen Versorger zum Lösungsanbieter entwickeln. Digitalisierung und KI werden uns dabei helfen, Prozesse effizienter zu gestalten und Kunden noch individueller zu betreuen. Gleichzeitig setzen wir auf nachhaltige Energiequellen und bauen unser Partnernetzwerk aus. Mein Wunsch an die Politik: klare Rahmenbedingungen, die uns Planungssicherheit geben. Dann können wir unseren Beitrag zur Energiewende noch besser leisten.