Spitzenmedizin aus Wien – weltweit gefragt & geschätzt
Interview mit Thomas-Peter Ebm, Geschäftsführer der Wiener Privatklinik Betriebs-Ges.m.b.H. & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Ebm, die Wiener Privatklinik blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Welche Etappen waren aus heutiger Sicht besonders prägend?
Thomas-Peter Ebm: Die Ursprünge reichen ins 19. Jahrhundert zurück, als das Haus während der Monarchie ein Zentrum für Gynäkologie war. Nach den massiven Einschnitten durch zwei Weltkriege und mehreren Eigentümerwechseln drohte 1995 die Insolvenz. In dieser Situation übernahm eine Gruppe von Ärzten die Klinik – nicht nur als Mediziner, sondern auch als Investoren. Damit wurde der Grundstein für eine unabhängige, ärztegeführte Klinik gelegt. Heute sind wir das einzige Privatspital in Österreich, das vollkommen unabhängig agiert. Unser Leitmotiv „Aus der Ärzteschaft für die Ärzteschaft“ ist dabei mehr als ein Slogan – es ist gelebtes Prinzip.
Wirtschaftsforum: Wie ist Ihr Haus heute strukturiert und was unterscheidet Sie von anderen Einrichtungen?
Thomas-Peter Ebm: Wir arbeiten mit über 400 freiberuflichen Belegärzten und rund 100 Ordinationen direkt am Standort. Ergänzt wird das durch ein kleines angestelltes Ärzteteam für Notfälle. Wir betreiben Institute für Radiologie, Strahlentherapie und Nuklearmedizin – bis hin zu Liquid Biopsies. Mit unserem eigenen European Academic Cancer Center und dem grenzüberschreitenden Tumor Board sichern wir höchste diagnostische und therapeutische Qualität. Unsere Patientenstruktur ist einzigartig: Etwa 50% der Patienten kommen aus dem Ausland, überwiegend aus Osteuropa und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Im Inland wiederum ist der Arzt unser primärer Kunde. Diese doppelte Ausrichtung prägt unsere Strategie. Zur Gruppe gehört auch die Seniorenresidenz Schloss Liechtenstein in Maria Enzersdorf, die das medizinische Angebot um hochwertige Pflege ergänzt.
Wirtschaftsforum: Welche wirtschaftliche Entwicklung verzeichnen Sie derzeit?
Thomas-Peter Ebm: Wir erzielen jährlich über 77 Millionen EUR Umsatz ausschließlich aus medizinischer Leistung und Unterbringung; ärztliche Honorare laufen treuhändisch. Nach der pandemiebedingten Delle wachsen wir wieder deutlich. Derzeit realisieren wir unsere größte Expansion: sechs neue OP-Säle – zwei davon als Hybridräume – eine Intensivstation, zwei Stationen mit Einzelzimmern und ein Servicecenter für internationale Patienten. Auf dem Nachbargrundstück entstehen zudem Flächen für Forschung und medizinische Partner. Parallel dazu investieren wir in Digitalisierung und Prozessoptimierung, auch zur administrativen Effizienz. Zudem entlasten wir mit der Übernahme öffentlicher Patienten das Gesundheitssystem – aus Verantwortung, nicht aus Profitstreben.
Wirtschaftsforum: Was ist das Erfolgsrezept Ihres Hauses – gerade international?
Thomas-Peter Ebm: An erster Stelle steht die medizinische Exzellenz. Bei uns arbeiten laut Stanford-Ranking mehr als zehn Ärzte, die zu den besten 2% weltweit zählen – dauerhaft, auf freiberuflicher Praxis. Unser Scientific Board überprüft regelmäßig die Qualität und Passgenauigkeit unseres medizinischen Angebots und sorgt dafür, dass wir medizinische Megatrends frühzeitig aufgreifen. So konnten wir als erstes Privatspital in Österreich robotergestützte Da Vinci-Operationen auch an der Lunge umsetzen, ebenso wie eine eigene Strahlentherapie. Diese Innovationskraft ist möglich, weil wir unabhängig entscheiden, schnell handeln und konsequent in Qualität investieren. Unsere Rolle als Diagnostikzentrum mit umfassender Behandlungskompetenz im privaten Setting ist unser Wettbewerbsvorteil.
Wirtschaftsforum: Wie würden Sie Ihre Unternehmenskultur beschreiben?
Thomas-Peter Ebm: Wir verstehen uns als große Familie mit flachen Hierarchien, direkter Kommunikation und hoher Eigenverantwortung. Unsere Mitarbeiter sind bereichsübergreifend einsetzbar, vom Pflegebereich bis zur Verwaltung. Es gibt keine starren Abteilungen, sondern flexible, dynamische Strukturen. Das macht uns schnell, anpassungsfähig und resilient. Wir nennen uns selbst die ‘WPK-Familie’, und das ist nicht nur ein Begriff, sondern gelebter Umgang. Ich selbst habe als Praktikant begonnen, war später im Controlling, im Einkauf, in der internationalen Projektentwicklung – heute bin ich Geschäftsführer, aber zugleich Teil eines Teams, das gemeinsam Verantwortung trägt. Unser zwölfköpfiges Marketingteam ist direkt der Geschäftsführung zugeordnet und auf allen relevanten Kanälen präsent – ein wichtiger Faktor für unsere internationale Sichtbarkeit.
Wirtschaftsforum: Welche Vision verfolgen Sie für die nächsten Jahre, und was treibt Sie persönlich an?
Thomas-Peter Ebm: Unsere Vision ist klar: Wir wollen Europas führendes Zentrum für Diagnostik und Spitzenmedizin werden – nicht als Großkonzern, sondern als hoch spezialisierte, unabhängige Institution. Persönlich ist dieses Haus für mich mehr als ein Arbeitgeber: Mein Vater war einer der Gründungsärzte. Ich bin hier aufgewachsen, habe das Unternehmen von der Pike auf kennengelernt. Heute sehe ich es als meine Aufgabe, ein Umfeld zu schaffen, in dem exzellente Medizin möglich ist – wirtschaftlich nachhaltig, menschlich geprägt und strategisch klar. Das ist keine Arbeit im klassischen Sinne. Es ist ein Lebensprojekt – und ich mache das mit voller Leidenschaft, 365 Tage im Jahr.