Ladelösungen mit System: Elektromobilität zuverlässig gestalten
Interview mit Konrad Benze, Geschäftsführer der ChargeHere GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Benze, wie schätzen Sie die aktuelle Marktsituation für Ladeinfrastruktur ein?
Konrad Benze: Der Markt befindet sich in einer dynamischen Wachstumsphase, getrieben von Regulatorik, Kundeninteresse und Klimabewusstsein. Gleichzeitig herrscht Unsicherheit: Viele wissen nicht, wie sie Ladeinfrastruktur konkret umsetzen sollen. Netzkapazitäten, Standardisierung und Fachkräftemangel sind Herausforderungen, die intelligente Planung und nachhaltige Umsetzung erfordern. Genau da setzen wir an – mit technisch und wirtschaftlich überzeugenden Komplettlösungen.
Wirtschaftsforum: Was genau umfasst Ihr Leistungsspektrum?
Konrad Benze: ChargeHere wurde 2017 als Innovationsprojekt der EnBW gegründet und später als eigenständige GmbH ausgegliedert. Als EnBW-Tochter entwickeln wir seither zuverlässige, komfortable Ladelösungen für Unternehmen, Hotels, Mehrfamilienhäuser, Gewerbestandorte und Projektentwickler – überall dort, wo Infrastruktur dauerhaft betrieben wird.
Dabei liefern wir nicht nur Hardware, sondern ein vollständiges Betriebsmodell: von Planung und Installation über Monitoring, Wartung und Abrechnung bis hin zur Betriebsführung mit Laststeuerung. Unsere Zuverlässigkeitsgarantie stellt sicher, dass die Ladeinfrastruktur im Alltag reibungslos funktioniert.
Wirtschaftsforum: Welche technischen Schwerpunkte setzen Sie dabei?
Konrad Benze: Ein großer Fokus liegt auf dem konsequenten Monitoring aller Ladepunkte. Damit können wir nicht nur Störungen frühzeitig erkennen, sondern auch aktiv eingreifen. Gerade beim Thema Lastmanagement ist das entscheidend – also der Steuerung, wann und wie viel Strom über die einzelnen Ladepunkte fließt. Diese Flexibilisierung ist notwendig, um Gebäude nicht zu überlasten und dennoch die Bedürfnisse der Nutzer zu erfüllen. Unsere Systeme sind dafür ausgelegt, komplexe Anforderungen automatisiert zu steuern – sowohl auf technischer als auch auf betrieblicher Ebene.
Wirtschaftsforum: Wer zählt zu Ihrer Zielgruppe?
Konrad Benze: Unsere Kunden sind meist Unternehmen mit eigenen Parkflächen – vom Mittelstand bis zum Großkonzern. Sie suchen Ladeinfrastruktur als Service, nicht als technische Baustelle. Auch Hotels, Wohnungswirtschaft und Projektentwickler zählen dazu. Entscheidend sind passgenaue Lösungen – ob für 50 Ladepunkte am Bürostandort oder zehn in der Tiefgarage.
Wirtschaftsforum: Wie sehen typische Kundenprojekte bei Ihnen aus?
Konrad Benze: Wir realisieren deutschlandweit Projekte – vom industriellen Umfeld über Dienstleistungsunternehmen bis hin zum Einzelhandel. Besonders gefragt sind aktuell Neubauten und die Nachrüstung von Ladeinfrastruktur in bestehenden Wohnquartieren. Dabei geht es nicht nur um die Technik selbst, sondern um deren reibungslose, passgenaue Integration in vorhandene Strukturen. Auf Wunsch übernehmen wir die komplette Betriebsführung – unsere Kunden laden, wir übernehmen den Rest.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt Digitalisierung für Ihr Geschäftsmodell?
Konrad Benze: Eine zentrale. Unsere gesamte Betriebsführung ist digital gesteuert – angefangen bei der Nutzer-App bis hin zur Echtzeitüberwachung der Ladepunkte. Wir ermöglichen sowohl das Tracking von Ladevorgängen als auch die automatische Abrechnung. Für uns ist Digitalisierung kein Selbstzweck, sondern ein Instrument, um den Betrieb effizient, skalierbar und störungsfrei zu gestalten. Gerade bei größeren Kunden mit mehreren Standorten ist diese Transparenz ein echter Mehrwert.
Wirtschaftsforum: Gibt es Auslandsaktivitäten oder internationale Ambitionen?
Konrad Benze: Aktuell konzentrieren wir uns bewusst auf den deutschen Markt. Hier kennen wir die regulatorischen Bedingungen, die Netzgegebenheiten und die Förderlandschaft sehr genau. Das ist ein wichtiger Vorteil. Langfristig ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur jedoch auch von verlässlichen politischen Rahmenbedingungen abhängig – etwa vergleichbaren Fördermodellen wie in anderen Ländern. Hier beobachten wir die Entwicklungen sehr genau.
Wirtschaftsforum: Wohin entwickelt sich ChargeHere strategisch in den kommenden Jahren?
Konrad Benze: Wir sehen nach wie vor großes Potenzial im Unternehmensumfeld, aber auch im Bereich Mehrfamilienhäuser. Die Wohnungswirtschaft wird künftig stärker in Ladeinfrastruktur investieren müssen – und wir entwickeln bereits heute die passenden Modelle dafür. Unser Anspruch ist, auch dort zuverlässige, wirtschaftlich tragfähige und digital integrierte Systeme bereitzustellen. Perspektivisch wollen wir der Standardanbieter für Ladeinfrastruktur im gewerblichen und wohnungswirtschaftlichen Bereich sein – mit hoher technischer Kompetenz, operativer Exzellenz und einem Serviceversprechen, das hält, was es verspricht. Unser Team umfasst aktuell rund 30 Mitarbeiter und wir erwirtschaften jährlich einen einstelligen Millionenbetrag – mit weiterem Wachstum vor Augen.