Eine kernige Sache
Interview mit Nicola Ricci, Verkaufs- und Exportleiter der Molitoria Umbra Srl

Pasta ist die tragende Säule der italienischen Küche. Weltweit liegen die Italiener im Pro-Kopf- Konsum auf Platz 3 hinter Brasilien und Russland. Studien zeigen jedoch, dass immer mehr Italiener ‘Basta, pasta’ sagen – nicht etwa, weil sie genug von den köstlichen Teigwaren hätten, sondern, weil sie immer mehr Wert auf eine ausgewogene Ernährung legen. Längst liegen in den Supermarktregalen Bio- und Vollkornprodukte neben Penne, Farfalle, Spaghetti und Tagliatelle aus Hartweizen. Auch Teigwaren aus Dinkel und anderen Getreidesorten steigen in der Gunst der Verbraucher.
Molitoria arbeitet konsequent daran, Teil dieser dynamischen Marktentwicklung zu sein – mit Produkten, die im Trend liegen, urigen Getreidesorten, die heute wieder hip sind. „Unsere Neugierde eröffnet uns neue Horizonte und unsere Leidenschaft für die Arbeit stärkt unsere Wurzeln“, heißt es explizit bei Molitoria.
Nie die Flinte ins Korn werfen
Neugierde auf Neues war stets Molitorias Antriebsfeder. Das Unternehmen wurde 1959 von Giuseppe Ricci gegründet. Für seine Söhne Franco, Enrico und Federico kaufte er eine Mühle zum Mahlen von Weichweizen. „Anfangs wurde sehr klassisch-traditionell gearbeitet“, betont Nicola Ricci, der die zweite Generation der Familie vertritt. „Nach und nach wurden schließlich immer mehr Prozesse automatisiert, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“
1992 wurden die Weichen neu gestellt. In einer zweiten Produktionsstätte begann Molitoria, sich auf die Verarbeitung von Hartweizen zu konzentrieren – eine wichtige Weichenstellung in Hinblick auf die weitere Entwicklung. Sechs Jahre lang wurden beide Mühlen gleichzeitig betrieben, die Kapazitäten weiter ausgebaut. Lagen diese anfangs bei 200 t pro Tag, produziert das Unternehmen heute die doppelte Menge – eine weitere Steigerung ist geplant.
„Im nächsten Jahr – unserem Jubiläumsjahr – werden wir dank einer zweiten Produktionslinie 600 t Hartweizen produzieren“, sagt Nicola Ricci. „Gleichzeitig haben wir unsere Lagerkapazitäten von 20.000 t auf 45.000 t mehr als verdoppelt.“

„Wir orientieren uns konsequent an den Bedürfnissen der Kunden. Individuelle, personalisierte Produkte und Services sind ein Markenzeichen.“ Nicola RicciVerkaufs- und Exportleiter
Der Kunde ist König
Nach dieser kontinuierlichen Weiterentwicklung sieht sich Molitoria heute bestens aufgestellt, um weitere Schritte nach vorn zu machen. Neue Produkte, neue Märkte lautet eine Herausforderung der Zukunft. Dafür steht ein Team von 24 Mitarbeitern geschlossen hinter dem Unternehmen.
„Wir sind nach wie vor ein Betrieb mit dem besonderen Geist eines Familienunternehmens“, so Nicola Ricci. „Darauf sind wir stolz.“ Im Wettbewerb mit großen Playern überzeugt Molitoria mit kundenspezifischen Produkten und Services – individuelle Kundenwünsche zu erfüllen, ist das A und O.
„In der Vergangenheit haben wir schwerpunktmäßig lose Ware an die Industrie geliefert“, so Nicola Ricci. „Nur rund 20% machen 25 kg Säcke für Vertriebspartner und große Warenhäuser aus. Mitte nächsten Jahres werden wir das Angebot gezielt ausdehnen und kleinere Größen wie 0,5, 1 und 5 kg Säcke in das Sortiment aufnehmen. Dahinter steht das Ziel, neue Verkaufskanäle zu erschließen.“
Momentan liegt der Umsatz bei 50 Millionen EUR; der Export schlägt mit 15% zu Buche. „Der Export steckt noch in den Kinderschuhen und soll in den nächsten Jahren verstärkt im Fokus stehen“, betont Nicola Ricci. „Aktuell exportieren wir vor allem nach Mitteleuropa. Länder wie Frankreich, Deutschland, Österreich und Belgien spielen dabei eine besondere Rolle. Künftig wollen wir uns deutlich breiter aufstellen. Erste Kontakte nach Nordamerika stimmen uns optimistisch, dort Fuß fassen zu können. Momentan gibt es viele verschiedene Ideen und Pläne, die dem Unternehmen neue Impulse geben können. Wir arbeiten an neuen Produkten, neuen Produktformaten, neuen Märkten und auch neuen Verpackungslösungen. Effiziente Transportlösungen sind essenziell. Dabei denken wir an Vakuumverpackungen oder Tiefkühllösungen, um die Haltbarkeit der Produkte zu verlängern. Dieses System soll Mitte nächsten Jahres auf den Weg gebracht werden.“
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst
Besonders intensiv beschäftigt sich Molitoria mit der Entwicklung neuer Produkte – Produkte, die Nischenmärkte und ein verändertes Verbraucherverhalten bedienen. „Alte Getreidesorten wie Kamut und Dinkel erleben momentan ein Comeback“, so Nicola Ricci. „Sie sind nicht nur sehr gesund, sondern haben außerdem einen besonders nussigen, würzigen Geschmack. Hier gilt natürlich ganz klar die Devise ‘Klasse statt Masse’. Gleichzeitig werden wir das Bio-Sortiment noch stärker in den Vordergrund rücken. Momentan arbeiten wir an der Naturland-Zertifizierung, über die wir neue Kunden ansprechen können. Kontakte zu Teigwarenherstellern in Deutschland könnten zum Beispiel sehr interessant werden.“
Spannende Herausforderungen
2019 dürfte damit ein spannendes Jahr werden – das 60-jährige Firmenjubiläum wird ausgiebig mit Mitarbeitern und Kunden gefeiert werden. Neue innovative Produkte und Formate werden für frischen Wind sorgen, neue Kunden im In- und Ausland akquiriert werden.
„In den nächsten drei bis fünf Jahren planen wir eine Verdoppelung des Umsatzes“, unterstreicht Nicola Ricci. „Wir werden den Export stärken und neue Kunden erschließen, die über die Industrie hinausgehen. Fachgeschäfte, das Handwerk und kleine Läden sind Zielgruppen, für die unsere neuen alten Getreidesorten spannend sind.“
Themen: Getreide, Mühle, Nudel, Weizen