„Wir setzen Standards im Convenience-Bereich“

Interview mit Markus Laenzlinger, CEO der migrolino AG

Wirtschaftsforum: Herr Laenzlinger, migrolino-Shops stehen für den kleinen Einkauf zwischendurch vor allem an Orten mit viel Durchgangsverkehr, etwa Bahnhöfen oder Tankstellen. Beschreiben Sie uns das Konzept doch etwas näher.

Markus Laenzlinger: Das Ganze beruht auf einem Franchisesystem mit unserer Zentrale und individuellen Franchisenehmern, von denen jeder bis zu vier Shops betreiben kann. Tankstellenketten wie Shell und andere führen die Shops dagegen in Eigenverantwortung. Insgesamt arbeiten rund 4.200 Mitarbeiter für uns; in der Zentrale sind es 160 Vollzeitkräfte. Inzwischen betreiben wir etwa 360 Shops, davon gut 250 an Tankstellen, und haben Ende letzten Jahres die Marke von einer Milliarde CHF Umsatz geknackt.

Wirtschaftsforum: Eine beeindruckende Zahl! Warum ist Ihrer Meinung nach dieses Geschäftsmodell so erfolgreich?

Markus Laenzlinger: Ein migrolino-Shop ist ein kleiner, aber absolut kompletter Lebensmittelladen. Wir decken das ganze Spektrum dessen ab, was man unter der Woche einkauft: vom Basisbedarf wie Backwaren, Milchprodukten, Fleisch- und Wurstwaren, Obst und Gemüse bis hin zu Genussmitteln, Spirituosen und Zeitschriften. Ein Schwerpunkt sind hier auch Convenience-Produkte wie Salate und Sandwiches zum Mitnehmen. Der Convenience-Markt wächst nach wie vor und in Verbindung mit unserem breiten Sortiment ist das ein großes Plus. Hinzu kommt das kleine, kompakte Format: Die Ladenfläche überschreitet nicht 120 m2, wir experimentieren nicht viel, sondern konzentrieren uns auf unsere Schwerpunkte Convenience und das Tankstellengeschäft. Wir versuchen, die Bedürfnisse unserer Kunden zu erfüllen und sie dort abzuholen, wo sie häufig hinkommen. Dazu gehört natürlich auch eine Crew, die ‘mitzieht’, also für das schnelle Geschäft, das Convenience ist, brennt und verkaufen kann und will. Weil wir mit Franchisepartnern arbeiten, können wir außerdem sehr rasch skalieren. Und: Mit unseren Partnern haben wir ein sehr gutes Zusammenspiel. Wir schaffen die Voraussetzungen, auch die logistischen, damit sie gut verkaufen können, denn unser Konzept ist immer nur so gut wie unsere Partner.

Wirtschaftsforum: Wie schaffen Sie es auch in den aktuell wirtschaftlich schwierigeren Zeiten, diesen Erfolg zu sichern?

Markus Laenzlinger: Der Erfolg steht und fällt mit den Kunden. Deshalb ist es wichtig, dass wir für sie attraktiv bleiben! Das ist auch eine Frage einheitlicher und fairer Preisgestaltung. Der Kunde soll den Weg immer wieder zu uns finden und sich auch in Zeiten hoher Inflation nicht ‘abgezockt’ fühlen. In die Karten gespielt hat uns beispielsweise während Corona auch unsere mehrgleisige Aufstellung: Während der Pandemie wurde viel an Tankstellen eingekauft, was für uns einen Zuwachs von 20,8% bedeutete. Jetzt, wo die Konsumenten wieder Bahn fahren, läuft auch das Bahnhofsgeschäft wieder gut.

Wirtschaftsforum: Welche Impulse wollen Sie dem Unternehmen geben?

Markus Laenzlinger: Nach 25 Jahren als CEO werde ich die Geschäftsführung im Oktober dieses Jahres an meinen Nachfolger übergeben. Bis dahin wollen wir aber noch einiges umsetzen. Immer geht es vor allem auch darum, dem Kunden Anreize durch Neuheiten zu bieten. Wichtig ist hier auch Digitalisierung, etwa in Form unserer App. Diese soll für noch mehr Kundennähe sorgen und noch attraktiver gestaltet werden. Wir möchten von innen nach außen wachsen mit noch mehr spannenden Angeboten für die Kunden – den Fokus müssen wir dafür verstärkt auf Ultrafrische legen. Pro Jahr haben wir 110 Millionen Kundenkontakte – diese müssen wir besser ausspielen, um die Kunden langfristig an uns binden. Die Voraussetzungen sind gut, denn die Shops laufen und die Kunden vertrauen uns.

Wirtschaftsforum: Wie blicken Sie vor diesem Hintergrund in die Zukunft?

Markus Laenzlinger: Das, was für uns von Anfang an galt, ist heute und zukünftig noch genauso aktuell: Wir setzen Standards in unserem Bereich. Über das Gewohnte hinaus zu denken ist unsere große Stärke.

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