Ein Handwerk mit Zukunft

Interview mit Jürgen Krauß und Holger Wölffing, Geschäftsführer LKT Luft- und Klimatechnik GmbH

Wirtschaftsforum: Der Name LKT ist in der Region um Reutlingen und Stuttgart ein bekanntes Luft- und Klimatechnikunternehmen, das sich in den vergangenen Jahren konstant weiterentwickelt hat. Gab es besondere Meilensteine in der über 40-jährigen Geschichte?

Holger Wölffing: Die LKT wurde 1976 zunächst im Wohnhaus des heutigen CEOs Adolf Haug in Eningen gegründet. 1981 zog man nach Betzingen um und übernahm gleichzeitig eine Schlosserei. Von 1990 bis 1992 wurde ein neues Büro- und Produktionsgebäude im Industriegebiet in Reutlingen errichtet, das 2010 erweitert wurde. Heute haben wir 22 gewerbliche und 18 technisch-administrative Mitarbeiter; der Umsatz lag in den vergangenen vier, fünf Jahren konstant bei etwa 9 Millionen EUR.

Wirtschaftsforum: In der Geschäftsleitung sind heute drei Geschäftsführer tätig; unter anderem Sie Herr Wölffing und Herr Krauss. Wie sieht hier die Aufgabenteilung aus?

Jürgen Krauß: Wir alle sind so genannte Eigengewächse des Unternehmens; ich habe nach einer handwerklichen Ausbildung und Studium meine Diplomarbeit geschrieben, bin nach dem Studium und sieben externen Jahren wieder eingestiegen und heute für den technischen Part verantwortlich.

Holger Wölffing: Mein beruflicher Werdegang begann mit einer kaufmännischen Ausbildung und anschließender Weiterbildung zum Industriefachwirt. Danach bin ich als Kalkulator hier eingestiegen, war für den Einkauf zuständig, später Prokurist und seit 2016 Geschäftsführer. Wir sehen unsere Aufgabe vor allem im Fortführen der Unternehmensphilosophie im Sinne des Unternehmensgründers Adolf Haug. Das Unternehmen ist auch heute noch in Familienbesitz und diesen familiären Zusammenhalt und Spirit spürt man; im Betrieb herrscht ein freundliches, kooperatives Miteinander. Auch für neue Mitarbeiter ist das oft entscheidend.

Jürgen Krauß: Die persönliche Atmosphäre ist uns sehr wichtig. Wir haben flache Hierarchien und sehr viele langjährige Mitarbeiter. Allerdings haben auch wir das Problem des Fachkräftemangels. Gerade im Servicebereich ist das gravierend. Zudem sind wir in einer gesättigten Region ansässig, die sehr automobillastig ist. Das Handwerk hat es da schwer.

Wirtschaftsforum: Wenn Sie über das Handwerk sprechen, wie sieht das Portfolio der LKT heute aus?

Holger Wölffing: Wir bieten den klassischen Lüftungsanlagenbau für Industrie, Gewerbe und öffentliche Gebäude an, bauen Kälteanlagen und schreiben Service und Wartung groß. Wir lassen unsere Kunden mit der Anlage nicht allein, sondern stehen ihnen auch nach dem Einbau zur Seite.

Jürgen Krauß: Im Prinzip bieten wir von der Lagerlüftung bis zum Labor alles an. Referenzen wie das Modeunternehmen Marc Cain, der Zahnradhersteller Ott oder die Universität Tübingen zeigen, dass wir komplett branchenunabhängig arbeiten.

Wirtschaftsforum: Wie agieren Sie bei dieser breiten Aufstellung in Sachen Marketing?

Holger Wölffing: Es gibt bei uns keine spezielle Marketingabteilung; das ist auch nicht notwendig. Wir haben hier in der Region sehr solide Partnerschaften mit Kunden, Architekten und Ingenieurbüros und sind mit Anfragen gut versorgt. Wir selbst müssen in der Hinsicht nicht agieren.

Jürgen Krauß: Natürlich sind wir in den Sozialen Medien präsent; allerdings geht es auch da weniger um Marketingaspekte als vielmehr darum, ein junges Publikum anzusprechen und es zu animieren, sich zu bewerben.

Wirtschaftsforum: Sich nicht aktiv um Aufträge kümmern zu müssen, spricht für das Unternehmen. Wo liegen die Stärken der LKT, die es vom Markt absetzt und Kunden zu Stammkunden macht?

Jürgen Krauß: Es sind die langjährigen Partnerschaften mit Geschäftspartnern, die wir als wichtigste Stärke betrachten. Sie schätzen die LKT als erfahrenen, kompetenten Fachbetrieb, der sie von der Planung über die Montage bis zur Wartung zuverlässig betreut.

Holger Wölffing: Wir definieren uns über Leistungen, die die Kunden zufriedenstellen. Handwerklich gute Arbeit ist ein Markenzeichen.

Wirtschaftsforum: Wenn Sie die Branche im Allgemeinen betrachten, wo liegen Trends und wie beurteilen Sie die weitere Entwicklung vor dem Hintergrund von Corona?

Holger Wölffing: Corona war auch für uns ein Thema und hat uns vor große Herausforderungen gestellt. Materialverfügbarkeiten und Lieferzeiten sind momentan schwierig. Hinzu kommt die massive Verteuerung im Feinblechbereich; die Preise sind hier innerhalb eines Jahres um 200% gestiegen. Gerade bei laufenden Projekten wirkt sich das natürlich aus.

Jürgen Krauß: Wir sind dennoch optimistisch. Arbeit ist da, der Bedarf ist immens.

Holger Wölffing: Wir gehen davon aus, dass es zu Verschiebungen kommen wird; das heißt, weniger Neubau-, mehr Sanierungsprojekte. Hier ist die Nachfrage sehr groß.

Wirtschaftsforum: Gibt es vor dem Hintergrund dieser Brancheneinschätzung eine Zukunftsvision?

Holger Wölffing: Wir wollen stabil wachsen und unsere Mitarbeiter mit Arbeit versorgen; so wie es Adolf Haug auch stets wollte.

Jürgen Krauß: Der Sozialgedanke ist im ganzen Unternehmen implementiert. Verantwortungsvoll mit dem Unternehmen und den Mitarbeitern umzugehen, ist immer primäres Ziel.

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