Auf der Überholspur in die Zukunft
Interview mit Chantal Eder, Geschäftsführerin der Lindengut-Garage AG
Wirtschaftsforum: Frau Eder, die Lindengut-Garage wurde 1970 in Wil als Markenvertretung für Mercedes-Benz und Datsun gegründet und ist seitdem auf Wachstumskurs. Wie sah diese Entwicklung konkret aus?
Chantal Eder: Seit der Gründung vor mehr als 50 Jahren sind regelmäßig neue Standorte und Marken dazugekommen. 2008 übernahm die LIGA die Marken Fiat, Fiat Professional, Alfa Romeo, Abarth und Hyundai am neuen Standort in St. Gallen. Ein wichtiger Meilenstein war 2017 die Übernahme der Marke Volkswagen, für die ein eigener Showroom errichtet wurde. 2018 wurde ein Autowasch-Center in Wil gebaut, 2019 ein Reifen-Center. Von der Gründung bis heute wurden nicht nur neue Marken in das Portfolio integriert, sondern auch neue Dienstleistungen, sodass wir uns heute als Komplettanbieter rund ums Fahrzeug verstehen.
Wirtschaftsforum: Welche Auswirkungen hatten und haben die Coronakrise und der Krieg in der Ukraine auf die LIGA?
Chantal Eder: Als Händler hatten wir während der Coronazeit aber auch bedingt durch den Krieg Probleme mit Unterbrüchen in den Lieferketten. Bestellte Fahrzeuge kamen gar nicht oder verzögert. Hinzu kommt, dass die Kaufkraft durch die Teuerung der letzten Jahre leidet. Auch der Krieg verunsichert die Menschen und wirkt sich negativ auf das Konsumverhalten aus. Die Nachfrage nach Neuwagen ist daher derzeit eher verhalten.
Wirtschaftsforum: Wie geht die LIGA mit dieser Entwicklung um?
Chantal Eder: Unser großes Plus ist, dass wir im Gegensatz zu vielen Marktbegleitern mehrere Marken vertreten und so die ganze Bandbreite an Fahrzeugen abdecken können: klein und groß, preiswert und exklusiv. Wir finden für jeden Kunden das passende Fahrzeug und bieten ein Gesamtpaket an Dienstleistungen drumherum wie Reifenwechsel, Reifeneinlagerung, Autowäsche und Schadenmanagement
Wirtschaftsforum: Welche Themen beschäftigen die Kunden momentan?
Chantal Eder: Das große Thema ist die Antriebstechnik. Im Pkw-Bereich ist die E-Mobilität die stärkste Variante neben den klassischen Verbrennern. Allerdings spüren wir bei den Kunden noch eine große Verunsicherung; es gibt viele offene Fragen zu Reichweite, Preis, Leistung, Unterhalt, Stromverfügbarkeit und Ladeinfrastruktur. Das ist auch für uns eine Herausforderung, weil wir keine klaren Antworten geben können. Vieles hängt von den politischen Rahmenentwicklungen ab.
Wirtschaftsforum: Wie geht die LIGA mit dem Thema Elektromobilität um und welche anderen Themen stehen im Vordergrund?
Chantal Eder: Am Thema E-Mobility kommt niemand vorbei, und auch wir haben bereits Investitionen getätigt und werden dies in Zukunft tun. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit der Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter und mit Veränderungen im Vertrieb. Wie kauft man künftig ein Auto? Welche Rolle spielt der E-Commerce? Welche Marken bestimmen die Zukunft? Wie sieht der Markteintritt und die Entwicklung des Absatzes von chinesischen Autos aus? Das sind Fragen, mit denen wir uns intensiv auseinandersetzen.
Wirtschaftsforum: Spielt der E-Commerce derzeit schon eine Rolle für die LIGA?
Chantal Eder: Wir haben keinen eigenen Onlineshop, arbeiten aber mit den gängigen Plattformen, auch wenn das momentan noch ein Nebengeschäft ist und unsere Kunden nach wie vor in unseren Showroom kommen, weil sie den persönlichen Kontakt schätzen. Wir spüren aber, dass sich junge Kunden primär im Internet informieren. Digitale Prozesse werden in Zukunft noch größeren Raum einnehmen. Wir arbeiten hier an verschiedenen Themen, zum Beispiel prüfen wir den Einsatz von KI vor allem im Bereich Marketing und Kommunikation.
Wirtschaftsforum: Die LIGA hat sich in mehr als 50 Jahren erfolgreich mit dem Markt gewandelt. Was sind die Stärken im harten Wettbewerb?
Chantal Eder: Wir sind etabliert, haben einen guten Ruf und kennen unsere Kunden persönlich. Diese Nähe in Kombination mit unserem Komplettangebot und dem Anspruch an professionellen Service hebt uns vom Wettbewerb ab. Wir sind bereits zu investieren, das Angebot zu erweitern und uns zu verändern, um professionelle Dienstleistungen zu bieten. Dabei stellen wir die Bedürfnisse der Kunden in den Mittelpunkt.