Mit Hightech durch den Schnee

Interview mit Wilhelm Rieder, Geschäftsführer der ZAUGG AG EGGIWIL

Die ZAUGG AG EGGIWIL beweist, dass auch ein mittelständisches Unternehmen aus einer ländlichen Region weltweit führend sein kann – wenn es Technik, Marktverständnis und Kundenservice konsequent zusammendenkt. Trotz Klimawandel, Preisdruck und wachsender Konkurrenz verfolgt das Unternehmen einen klaren Kurs: Qualität, Kundennähe und Anpassungsfähigkeit.

Von der Schmiede
zum Hightech-Pionier

Die Geschichte der ZAUGG AG beginnt im Jahr 1893, als Simon Zaugg in Eggiwil eine Huf- und Wagenschmiede gründete. 1922 entwickelte er den weit über die Region hinaus bekannten Zaugg-Bergpflug. Später erfolgte die Gründung der Gebrüder Zaugg AG, die sich ab 1965 auf die Herstellung von Schneepflügen und Schneefrässchleudern spezialisierte. Heute ist ZAUGG international für seine hochwertigen Schneepflüge, Schneefräsen und selbstfahrenden Schneeräumfahrzeuge bekannt. „Es sind Produkte, die Emotionen wecken“, sagt Wilhelm Rieder, der seit Juni 2024 die Geschäftsführung innehat. „Schneeräumtechnik ist keine 08/15-Technologie. Unsere Produkte sind technisch anspruchsvoll, benötigen fundiertes Know-how und müssen extremen Bedingungen standhalten.“ Trotz des ländlichen Standorts ist ZAUGG längst international aufgestellt. Die Produkte werden­ weltweit eingesetzt – von Australien bis zum Nordpol. Der Exportanteil ist hoch, mehr als 40 Länder gehören zum Kundenportfolio. Seit Kurzem ist das Unternehmen mit einer eigenen Niederlassung in Denver, USA, präsent – strategisch gewählt, direkt an den Rocky Mountains. Dort, wo Schneemengen zuverlässig auftreten, sieht ZAUGG auch in Zukunft Wachstumspotenzial. „Wir folgen dem Schnee“, sagt Wilhelm Rieder. „Während in Mitteleuropa der Bedarf sinkt, sehen wir in Regionen wie Japan, Kanada oder Skandinavien weiterhin großes Marktpotenzial.“ Die internationale Expansion erfolgt über ein breit aufgestelltes Händlernetz, das in Zukunft noch weiter ausgebaut werden soll. Dabei setzt man bewusst auf Partner mit technischem Verständnis und hoher Serviceorientierung. 

Innovationskraft in Zeiten des Wandels

Klimatische Veränderungen sind eine der größten Herausforderungen für die Branche. Sinkende Schneemengen in vielen europäischen Regionen führen dazu, dass Kunden vermehrt auf einfache, günstigere Lösungen setzen. ZAUGG jedoch bleibt bei seiner Kernkompetenz: hochqualitative, langlebige Technik. „Wir bieten bessere Qualität als jeder Mitbewerber“, erklärt Wilhelm Rieder selbstbewusst. Dennoch hat sich das Unternehmen strategisch neu aufgestellt: Durch eine Modularisierung und Standardisierung der Produkte gelingt es, flexibler auf Marktanforderungen zu reagieren – ohne den hohen Qualitätsanspruch aufzugeben. Statt ständig neuer Produkte wird Bestehendes optimiert. „Nicht jeder Kunde braucht die komplette High-End-Lösung, aber wir haben ein Sortiment, das modular aufgebaut ist und sich anpassen lässt“, so Wilhelm Rieder.
Konkret konzentriert sich ZAUGG auf drei Produktgruppen: Schneepflüge, Anbauschneefräsen und selbstfahrende Schneefräsen – teils mit patentierten Elementen. Neu ist der Fokus auf Kooperationen: „Wir müssen nicht alles allein machen“, betont Wilhelm Rieder. „Zukünftig arbeiten wir verstärkt mit Partnern zusammen, die unser Qualitätsdenken teilen.“ Ein Bereich, der stark wächst, ist die Schienenschneeräumung. ZAUGG gehört heute zu den führenden Anbietern in diesem Segment. Die Kompetenz in der Bahntechnik und dem System-Engineering wird zukünftig genutzt, um auch sommerliche Bahntechnik zu bedienen: Umbauten von Eisenbahnfahrzeugen und Fahrzeugtechnik für den Bahnbetrieb außerhalb der Wintersaison sind neue Standbeine.

Kundenfokus und Servicequalität als DNA

Neben der Technik ist es vor allem der gelebte Kundenfokus, der ZAUGG auszeichnet. „Unsere Stärke liegt darin, dass wir uns an den Wünschen der Kunden orientieren – damals wie heute“, erklärt Wilhelm Rieder. So werden Geräte oft individuell auf besondere Einsatzbedingungen angepasst – vom norwegischen Bergpass bis zur Rollbahn auf einem Flughafen in Kanada. Dieser Servicegedanke endet nicht mit dem Verkauf: ZAUGG bietet eine Ersatzteilverfügbarkeit über 20 Jahre und liefert Komponenten innerhalb von 24 Stunden weltweit – eine Leistung, die in der Branche ihresgleichen sucht. „Das ist eine bewusste Entscheidung für nachhaltigen Kundendienst und gegen geplante Obsoleszenz“, so der Geschäftsführer „Wir bauen keine Spielzeuge, sondern Werkzeuge.“ In einer Zeit, in der viele auf das schnelle und billige Produkt setzen, bleibt ZAUGG seiner Linie treu – mit Erfolg. Denn wenn es wirklich schneit, zählen Verlässlichkeit, Robustheit und Präzision. Und genau dafür steht ZAUGG – seit über 130 Jahren.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Anlagen- und Maschinenbau

Innovation im Vakuum

Interview mit Christopher Goebel, Geschäftsführer der ULVAC GmbH

Innovation im Vakuum

Die ULVAC GmbH bietet innovative Lösungen im Bereich der Vakuumtechnologie, die in einer Vielzahl von Indus­trien Anwendung finden, darunter Halbleiterfertigung, Automobilindustrie und Energiespeicherung. Die fortschrittlichen Vakuumgeräte und -systeme von ULVAC…

Formvollendet

Interview mit Rainer Schenk, Geschäftsführer der FBR Facondrehteile GmbH

Formvollendet

Seit über 40 Jahren bringt die FBR Facondrehteile GmbH aus Kirchhaslach in Schwaben Metall in die richtige Form. Was bescheiden in einem Keller begann, ist heute ein international agierendes Unternehmen,…

Ein Motor ist nur so gut wie seine Bauteile

Interview mit Oliver Schöttle, Geschäftsführer der SM Motorenteile GmbH

Ein Motor ist nur so gut wie seine Bauteile

Seit über 40 Jahren steht die SM Motorenteile GmbH aus dem Großraum Stuttgart nicht nur für technische Exzellenz, sondern auch für starke persönliche Werte in ihren gewachsenen Geschäftsbeziehungen entlang der…

Spannendes aus der Region Eggiwil

Wie ein Schweizer Unternehmen seinen Weg geht

Interview mit René Mannhart, CEO der ZAUGG AG Eggiwil

Wie ein Schweizer Unternehmen seinen Weg geht

Wie mächtig Naturgewalten sein können, ist in den letzten Jahren immer wieder deutlich geworden. Mithilfe von ausgereifter Technologie schaffen es die Menschen jedoch zunehmend, gewisse Wetterphänomene zu bewältigen. Die ZAUGG…

Verpackungen, die Erfolg schaffen

Interview mit Stefan Wüthrich, CEO der Kern AG

Verpackungen, die Erfolg schaffen

Der E-Commerce wächst und mit ihm der Bedarf an Verpackungslösungen. Die Kern AG aus der Schweiz ist Experte für Kuvertier- und Verpackungsmaschinen. Mit hoch automatisierten und modular aufgebauten Lösungen begegnet…

Bezahlen mit Mehrwert leicht gemacht

Interview mit Hans-Jörg Widiger, CEO der Swiss Bankers Prepaid Services AG

Bezahlen mit Mehrwert leicht gemacht

Die Digitalisierung verändert seit Jahren das Bezahlverhalten der Konsumenten hin zu Online, respektive Mobile Payment. Die Coronapandemie hat diesen Trend zusätzlich befeuert. Die Swiss Bankers Prepaid Services AG, ein führender…

Das könnte Sie auch interessieren

„Wir wollen es dem Entwickler so  einfach wie möglich machen!“

Interview mit Roland Appel, Manager Technical Marketing und Tim Möbus, Key Account Manager der Embarcadero Germany GmbH

„Wir wollen es dem Entwickler so einfach wie möglich machen!“

Auch Softwareentwickler benötigen eine Software, auf deren Basis sie die Anwendungen ihrer Wahl programmieren können: Genau diese Werkzeuge stellt ihnen Embarcadero bereit, damit sie ausgehend von einer einzigen Codebase eine…

Wurzeln, die tragen – Wachstum mit Bestand

Interview mit Kilian Sohm, Geschäftsführer der Sohm HolzBautechnik GmbH

Wurzeln, die tragen – Wachstum mit Bestand

Holz wächst leise – Schicht für Schicht, Jahr für Jahr. Es braucht Geduld, Beständigkeit und das richtige Maß. Wer mit Holz arbeitet, lernt diesen Rhythmus zu verstehen. Auch Unternehmen können…

KI trifft Ingenieurskunst – Transparenz für komplexe Softwarewelten

Interview mit Dipl.-Ing. Stephan Mauk, Vorstand der Concentrio AG

KI trifft Ingenieurskunst – Transparenz für komplexe Softwarewelten

Ob im Auto, im Flugzeug oder im Kraftwerk – Software entscheidet heute über Sicherheit, Effizienz und Leistung. Doch kaum jemand weiß, was im Hintergrund wirklich passiert. Genau hier setzt die…

TOP