Jedes Design soll eine Emotion wecken
Interview mit Thomas Koppmann, Vertriebsleiter der KFF GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Koppmann, sind Sitzmöbel Produkte, die der Corona-Krise trotzen?
Thomas Koppmann: Ja, das kann man so sagen. Die Möbelbranche hatte durch Corona keine Einbußen. Die Menschen sind weniger in den Urlaub gefahren, waren mehr zu Hause und haben dort Bedürfnisse erkannt, auch weil sie teilweise im Homeoffice gearbeitet haben. Daher investieren sie in neue Möbel. Dass wir zu großen Teilen auf den Verkauf über den Fachhandel setzen, hat sich gerade in dieser schwierigen Zeit mehr als bewährt. Unsere Handelspartner konnten ihre Kunden auch während des Lockdowns weiter kompetent bedienen. Wir halten es für wichtig, dass der Kunde die Produkte sieht und fühlt; deshalb wird der Verkauf über den hochwertigen Wohnhandel auch ein Teil unserer Vermarktungsstrategie bleiben.
Wirtschaftsforum: Werden Ihre Produkte ausschließlich von Privatkunden gekauft?
Thomas Koppmann: 60% unserer Produkte werden über den Fachhandel an Privatkunden verkauft. Daraus ergibt sich aber oft auch eine Nachfrage durch Hotels, Restaurants, Unternehmen oder für bestimmte Projekte. Wir haben keinen typischen Kunden. Unsere Zielgruppe reicht vom 25-jährigen designinteressierten Studenten bis zum Zweit- oder Dritteinrichter im Rentenalter.
Wirtschaftsforum: KFF ist bereits seit über 30 Jahren am Markt. Lag Ihr Fokus immer auf Sitzmöbeln?
Thomas Koppmann: Zu Anfang hat das Unternehmen Kleinmöbel produziert. Dann wurden zwei Stühle hergestellt, die auf einer Messe eigentlich nur als Sitzgelegenheiten dienen sollten. Sie sind aber so gut angekommen, dass wir auch in den Bereich Sitzmöbel vorgedrungen sind und uns schließlich darauf spezialisiert haben. Unser historischer Bestseller, der Stuhl SINUS, ist etwa 300.000-mal verkauft worden und war damals einer der meistverkauften Designstühle in Deutschland. Jedes unserer Produkte wird individuell nach Kundenwunsch gefertigt. Wir haben circa 250 unterschiedliche Leder und Stoffe zur Auswahl. Der Kunde kann darüber hinaus noch verschiedene Gestellausführungen, Modelle mit und ohne Armlehnen oder auch unterschiedliche Polstervarianten wählen. Vor zwei Jahren haben wir aus strategischen Gründen noch die Holzmöbelmanufaktur ASCO in Rheda-Wiedenbrück übernommen. Die dort gefertigten Tische, Sitzhocker und Kleinmöbel passen hervorragend zu den Sitzmöbeln unserer KFF-Kollektion. Der Fachhandel und auch die Endkunden können sich seit Mitte des Jahres in unserem gemeinsamen ASCO-KFF-Showroom in Wiedenbrück einen Eindruck verschaffen und auch individuell beraten lassen.
Wirtschaftsforum: Ist der Stuhl von vor 30 Jahren heute noch gefragt?
Thomas Koppmann: Eher nicht. Es gibt eine deutliche Tendenz weg vom minimalistischen Stil hin zu emotionaleren Sitzmöbeln mit guter Ergonomie und hohem Sitzkomfort. Unsere Gestaltung soll Begehrlichkeiten wecken, eine hohe Qualität vermitteln und dem Kunden viele Möglichkeiten der Individualisierung bieten. Der Markt fordert heute eine Haptik, daher sind Leder und Stoffe sehr beliebt. 98% unserer Stühle sind gepolstert. Früher war es cool, ein minimalistisches Sitzobjekt zu haben. Das war aber meistens nicht bequem. Heute möchte der Kunde Komfort gepaart mit gutem Design. Zum Glück ist unsere Formensprache so zeitgemäß und interessant, daß unsere Möbel von den Architekten und Planungsbüros gerne auch im Objektbereich eingesetzt werden. Das können zum Beispiel die Sessel in einer Hotellobby, Barhocker in einem Szenerestaurant oder auch die Bestuhlung für einen Konzertsaal oder ein Sternerestaurant sein.
Wirtschaftsforum: Gibt es neben Qualität, Komfort und Design Ihrer Produkte weitere Faktoren, die ursächlich für den Erfolg des Unternehmens sind?
Thomas Koppmann: Ein Faktor für unseren Erfolg ist sicher auch der Gedanke der Nachhaltigkeit und die Denkweise eines Familienbetriebes. Wir versuchen mit Zulieferern aus Europa und vor allem im regionalen Umkreis von Westfalen eine optimale Qualität und Liefertreue zu gewährleisten. Das hat uns in den letzten Monaten sehr geholfen, die guten Auftragseingänge auch wirklich fertigen zu können. Wir sind zum Glück nicht auf Teilelieferungen aus Übersee angewiesen. Ein weiterer Faktor ist die Flexibiität, wir produzieren, projekt- oder kundenbezogen, sehr viele Sonderlösungen, auch in kleinen Stückzahlen. Das wird im Markt gut angenommen.
Wirtschaftsforum: Wann und wie sind Sie zum Unternehmen gekommen, und wie sehen Sie die weitere Entwicklung von KFF?
Thomas Koppmann: Ich habe nach einem Innenarchitekturstudium 1992 einige meiner Möbelentwürfe bei KFF in Lemgo vorgestellt. Die Chemie stimmte beiderseitig von Anfang an und ich bin seither im Unternehmen tätig. Der Möbelmarkt bewegt sich derzeit. Für die neuen Herausforderungen haben wir ein junges Team im Marketing aufgebaut und auch zusätzliche, erfahrene Leute im Vertrieb eingestellt. Für die Zukunft wünschen wir uns für beide Firmen ein sanftes Wachstum und eine Ertragslage, die es uns ermöglicht, weiterhin unabhängig zu agieren und unseren Mitarbeitern eine sichere Arbeitsstelle zu gewährleisten.