Individualität und Farbe auf dem Dach
Interview mit Christian Baum, Geschäftsführender Gesellschafter der GUST. OVERHOFF GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Baum, wie sind Sie an das Unternehmen GUST. OVERHOFF gekommen?
Christian Baum: Mein Wunsch war, Dinge zu verändern, deshalb wollte ich etwas Eigenes machen. Noch vor der Coronapandemie habe ich die Eigentümer von GUST. OVERHOFF kennengelernt. Die Nachfolgeregelung dann trotz Corona umzusetzen war nicht ganz einfach, im Nachhinein aber die richtige Entscheidung.
Wirtschaftsforum: Wie hat es sich seitdem entwickelt?
Christian Baum: Als ich das Unternehmen übernommen habe, lag der Stahlpreis bei circa 700 EUR pro Tonne. Mittlerweile muss mehr als das Doppelte für Stahl gezahlt werden. Diese Kostenentwicklung betraf natürlich alle Marktteilnehmer. Durch langfristige Stahldisposition konnten wir unsere Preise länger stabil halten, was wiederum zu einem großen Bestelleingang führte. Dadurch verlängerten sich die Lieferzeiten – für unsere Kunden eine ungewohnte Situation. Der ganze Markt hat sich verändert. Dank unserer Kostenstruktur sind wir aber gut aufgestellt. Die Mitarbeiterzahl hat sich seit meinem Einstieg von 28 auf 36 erhöht.
Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie Ihre Aufgaben im Unternehmen?
Christian Baum: Sie sind vor allem strategischer Natur. Ich arbeite nicht im, sondern am Unternehmen. Das Unternehmen hat eine ausgezeichnete Kostenbasis. Damit gehen wir jetzt aktiv in den Markt und wollen Dinge verändern und gestalten. Wir wollen auch mit Servicedienstleistungen punkten. Ich habe etwas umstrukturiert und den Mitarbeitern mehr Verantwortung übertragen. Die Herausforderung ist, Denkweisen zu verändern. Meine Aufgabe besteht darin, die Menschen zu motivieren, das Beste für das Unternehmen zu geben. Wenn man ihnen Vertrauen schenkt, geben sie ihr Bestes. Das ist schön zu sehen.
Wirtschaftsforum: Welche Produkte bieten Sie im Einzelnen an?
Christian Baum: Der größte Bereich ist die Dachentwässerung. Hier bieten wir Dachrinnenhalter, Rohrschellen und Zubehör an. Der Dachrinnenhalter ist unser Hauptprodukt, das wir als Massenware, aber auch als Individuallösung anbieten, zum Beispiel für denkmalgeschützte Objekte. Weitere Produktbereiche sind Schneefangsysteme, wobei wir sowohl die Halter als auch die Gitter selbst produzieren. Dachsicherheit ist ein großes Thema; hier fertigen wir Dachsicherheitshaken. Eine weitere Sparte ist die Dachbegehung mit Laufrosten und Einzeltritten. Wir haben eine eigene Verzinkerei, die aktuell exklusiv für uns fertigt.
Wirtschaftsforum: Was gibt es Neues in Ihrem Portfolio?
Christian Baum: Auf Anregung eines Mitarbeiters haben wir Laufroste vergrößert und dadurch die Möglichkeit geschaffen, ganz einfach ein Podest für Klimaanlagen einzuhängen. Das ist von den Anlagenbauern sehr gut angenommen worden. Durch eine kleine Veränderung der Befestigungstechnik bei den Dachsicherheitshaken haben wir erreicht, dass alle bei gleichem Preis den höheren Sicherheitsanforderungen entsprechen. Innovationen und Weiterentwicklungen wird es von uns auch in Zukunft geben. Wir können uns vorstellen, in die Befestigung von Photovoltaikanlagen einzusteigen. Wir bleiben auf jeden Fall auf dem Dach und werden Produkte vereinfachen, um dem Dachdecker die Arbeit zu erleichtern, aber auch neue Produkte entwickeln. Ich komme ursprünglich aus dem Vertrieb. Mein Credo ist, dass das Produkt dem Kunden dienen muss.
Wirtschaftsforum: Welche Entwicklung erwarten Sie für die Branche in den nächsten Jahren?
Christian Baum: Die Branche wird weiterwachsen. Individualität wird immer wichtiger. Dachrinnen waren früher häufiger aus Kupfer. Heute nimmt man verzinkten Stahl, aber das passt optisch nicht immer. Oft wünschen sich die Kunden, dass zum Beispiel Schneefanggitter in der Farbe des Daches beschichtet werden. Jeder möchte sein Haus so schön wie möglich machen. Dadurch kommen neue Farben ins Spiel. Wir bieten alle Produkte in jeder RAL-Farbe an. Dieser beschichtete Anteil nimmt immer mehr zu.
Wirtschaftsforum: Was ist Ihr persönlicher Antrieb für Ihre tägliche Arbeit?
Christian Baum: Ich bin offen für Neues und es macht mir Freude, Menschen glücklich zu machen, die Kunden, aber auch die Mitarbeiter. Sie sollen mit einem Lächeln gehen und gerne wiederkommen. 1955 hatte GUST. OVERHOFF 160 Mitarbeiter. Mir würde es Spaß machen, das Unternehmen wieder dort hinzubringen und Marktführer zu werden. Ich will immer vorn sein.