„Körperliche Arbeit ist so wertvoll wie geistige“
Interview mit Wolfgang Dedenbach, Geschäftsführer der Günter Alsdorf Gesellschaft für Erd- und Tiefbau mbH & Co. KG


Wirtschaftsforum: Herr Dedenbach, welche Entwicklungen haben Ihr Unternehmen dorthin geführt, wo es heute steht?
Wolfgang Dedenbach: Günter Alsdorf hat das Unternehmen 1965 gegründet. Der Schwerpunkt des damals 20-köpfigen Betriebs lag auf Abbrucharbeiten, der Kiesgewinnung aus eigenen Gruben zur Verwendung als Verfüllmaterial sowie der Rekultivierung der Kiesgruben. 1985 ist Klaus Alsdorf, der Sohn des Gründers, eingestiegen, der seit 2010 Gesellschafter und Geschäftsführer ist. Mit ihm hat sich das Unternehmen gewandelt, hin zum Straßen- und Kanalbau und weg von der Tätigkeit als Nachunternehmer. Wir haben zunehmend selbst Aufträge generiert und konnten dadurch unsere Leistungsfähigkeit besser darstellen. 2013 haben wir eine eigene Asphaltkolonne aufgestellt. Ich bin 2017 zum zweiten Geschäftsführer berufen worden. Mit Philipp Alsdorf ist auch bereits die dritte Generation ins Unternehmen eingestiegen.
Wirtschaftsforum: Wie ist das Unternehmen Günter Alsdorf heute aufgestellt?
Wolfgang Dedenbach: Wir haben eine zweite Firma am Standort Mülheim-Kärlich, wo wir eine Kiesausbeute und die Veredlung von Kiesmaterial zu hochwertigen Baustoffen betreiben. Die gemeinsame Verwaltung befindet sich in Neuwied. Unser Unternehmen beschäftigt 100 bis 110 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 20 bis 25 Millionen EUR. In Zukunft rechnen wir nicht mehr mit so großem Wachstum, weil die Wirtschaft das nicht hergeben wird. Es würde uns auch in unserer Handlungsfähigkeit einschränken. In unserer jetzigen Größe sind wir gut aufgestellt. Das Unternehmen wird von der Gemeinschaft getragen, und die Tätigkeitsfelder der Mitarbeiter greifen mehr ineinander, als das in einem Konzern möglich ist. Das führt zu höherer Qualität in den Projekten.
Wirtschaftsforum: Welche Impulse können Sie dem Unternehmen geben?
Wolfgang Dedenbach: Ich habe im Unternehmen als Bauleiter angefangen und mich zum Geschäftsführer hochgearbeitet. Mein Wissen und meine Erfahrungen aus vielen Bauprojekten möchte ich an die jungen Menschen weitergeben. Gute Fachkräfte zu bekommen, ist sehr schwierig. Umso wichtiger ist eine gute Ausbildung. Wir haben eine Lehrwerkstatt eingerichtet, in der die Bauleiter/Poliere mit Lehrlingen und Seiteneinsteigern im Trockenen üben können und ihnen dadurch mehr Sicherheit geben. Das wird auch sehr gut angenommen. Mir ist es ein Anliegen, der Jugend zu zeigen, dass körperliche Arbeit genauso wertvoll ist wie geistige, und dass Handwerk Spaß machen kann. Es gibt heute gute Verdienstmöglichkeiten, und die körperliche Beanspruchung ist durch den Einsatz von Technik lange nicht mehr so hoch wie früher.
Wirtschaftsforum: Was wäre aus Ihrer Sicht nötig, um dieses Bewusstsein noch mehr zu fördern?
Wolfgang Dedenbach: Aus meiner Sicht wäre es sinnvoll, das Image des Alten und Verstaubten loszulassen. Es wird nicht mehr nur mit der Schaufel gearbeitet. Der Beruf hat sich sehr gewandelt und ist innovativ geworden. Dank der Digitalisierung wird mit neuester Technik gearbeitet wie zum Beispiel mit GPS-Maschinensteuerung oder dem neuesten Vermessungsequipment. Die Baustellen sind digital mit den Büros vernetzt, Pläne werden via Internet in Echtzeit übertragen, was auch technisch anspruchsvoll ist.
Wirtschaftsforum: Wo liegen die Kernkompetenzen Ihres Unternehmens?
Wolfgang Dedenbach: Schwerpunktmäßig sind wir im Straßen- und Kanalbau tätig, zu 80 bis 90% für Städte, Kommunen und den Landesbetrieb Mobilität, daneben aber auch im Industriebau, unter anderem im Hallenbau und mit Außenarbeiten. Wir führen außerdem Abbrucharbeiten und den Rückbau von Brückenbauwerken, Hallenkonstruktionen und Wohn- und Lagergebäuden durch. In unseren Kiesgruben gewinnen wir Kiesmaterial und bereiten es auf, um es dann in den Straßen- und Asphaltbau führen zu können.
Wirtschaftsforum: Worin sehen Sie die besonderen Stärken der Firma Günter Alsdorf?
Wolfgang Dedenbach: Unser Vorteil sind unsere eigenen Kiesgruben, die wir zur Materialverkippung und -gewinnung nutzen können. Sie ermöglichen uns, uns bei einer Straßenbaumaßnahme im mineralischen Bereich komplett selbst zu versorgen. Wir haben auch eigene Recyclinganlagen, in denen wir Betonaufbruch für die Wiederverwendung aufarbeiten. Dadurch sind wir sehr leistungsfähig.
Wirtschaftsforum: Noch eine persönliche Frage: Was ist Ihr besonderer Antrieb bei der Erfüllung Ihrer Aufgaben?
Wolfgang Dedenbach: Mein Wunsch war immer, etwas zu bewegen und Verantwortung zu übernehmen. Ich liebe es, am Bau Ideen umzusetzen und dann das Ergebnis zu sehen. Bauen ist meine Leidenschaft, für die ich lebe. Dazu kommt, dass ich immer von Klaus Alsdorf unterstützt wurde und er mir viel Vertrauen entgegenbringt. Unsere Zusammenarbeit ist geprägt von einem großartigen Miteinander.