Ein Blick hinter die Fassade

Interview mit Matthias Schur, Geschäftsführer der Siegfried Schur Baubetrieb GmbH

Seit 25 Jahren ist die Fa. Schur eine feste Größe in der sächsischen Baubranche. Was nach der Wende mit Bautenschutz und Sanierungsmaßnahmen bescheiden begann, entwickelte sich stetig weiter. „Meine Eltern gründeten das Unternehmen 1990“, erklärt Geschäftsführer Matthias Schur. „Sie starteten mit horizontalen und vertikalen Abdichtungen für die Industrie und bauten das Portfolio dann Schritt für Schritt aus.“

Den richtigen Riecher für den Markt bewies auch die 2. Generation der Familie. Als Thomas und Matthias Schur den Betrieb 2003 übernahmen, integrierten sie zunächst Wärmedämmverbundsysteme in das Angebot – heute sind diese Hauptumsatzträger –, später auch Putzarbeiten und den Schlüsselfertigbau, ein wichtiger Meilenstein in der Schur-Geschichte. „Mit den Wärmedämmverbundsystemen sind wir im östlichen Sachsen marktführend“, so Matthias Schur. „Was technische Features betrifft, nehmen wir auch im Schlüsselfertigbau eine führende Position ein.“ 

Grenzgänger mit regionaler Verankerung 

Die Wachstumsdynamik lässt sich anhand einiger Zahlen ablesen. Bei der Übernahme beschäftigte die Fa. Schur zwischen 25 und 30 Mitarbeiter, heute sind es 120; der Großteil ist im Bereich Fassadensanierung tätig. Der Fachkräftemangel ist für das Unternehmen bislang kein Problem. „Unsere Lage an der Grenze zu Polen ist ein großer Vorteil“, sagt Matthias Schur.

„Die Hälfte unserer Mitarbeiter sind gut ausgebildete Polen. Ausbildungsplätze im Handwerk sind zudem wieder stärker gefragt, weil viele realisiert haben, dass das Lohnniveau gestiegen ist und das Handwerk sichere Arbeitsplätze bietet. Es ist schön zu sehen, dass junge Leute so qualifiziert und motiviert sind; das bestätigen auch viele Kollegen. Personalmangel ist deshalb kein Problem für uns, allerdings sind wir in der Hinsicht auch sehr aktiv, besuchen zum Beispiel Schulen und bieten Praktika an.“ 
 

Veränderung als Chance

Für das Unternehmen ist nicht der Fachkräftemangel das Problem, sondern die Konjunktur. Während die Baubranche die Coronakrise relativ unbeschadet überstanden hat, dämpfen CO2-Abgabe, Maut, Energiepreise und zu hohe Lohnabgaben die Stimmung im Haus. „Die politischen Rahmenbedingungen müssen sich ändern“, ist Matthias Schur überzeugt. „Vor allem muss das parteipolitische Geklüngel aufhören, damit langfristig Ergebnisse erzielt werden können.“ Für 2025 erwartet Matthias Schur eine Stagnation; 2026 könnte die Konjunktur wieder anziehen. „Momentan sind wir froh, wenn wir den Status quo halten können“, so Matthias Schur. „Positive Signale kommen aus dem Bereich der Autarkiehäuser, die wir als eines der ersten Unternehmen anbieten und die auf großes Interesse stoßen.“ 
 

Innovative Technologie für mehr Nachhaltigkeit 

Mit Autarkiehäusern setzt die Fa. Schur zukunftsweisende Akzente. Im Juni 2024 erfolgte die Grundsteinlegung des ersten Objekts mit zwölf Wohneinheiten im sächsischen Niesky – ein beispielhaftes Projekt für klimafreundliches Bauen und Wohnen und eine lohnende Investition in die Zukunft. „Statt einer wasserführenden Heizung setzen wir bei den Häusern auf Photovoltaik, Speicher und Infrarotheizkörper“, erklärt Matthias Schur. „Der große Vorteil ist, dass in einem hochgradig energieau-tarken Haus eine Pauschalmiete mit Energieflatrate angeboten werden kann und klimafreundliches Wohnen damit bezahlbar wird.“ Innovationsgeist beweist die Fa. Schur auch in anderer Hinsicht. Gemeinsam mit dem Partnerunternehmen M3DUSA aus Liechtenstein arbeitet das Bauunternehmen an einem Projekt rund um die Möglichkeiten des 3D-Drucks – und ist damit bereits weit fortgeschritten, wie Matthias Schur sagt. 

Im Mittelpunkt steht eine hochmoderne Druckkopftechnologie, die den 3D-Gebäudedruck auf ein neues Level hebt. „Wir sind technologisch in vielen Bereichen weit vorn“, unterstreicht Matthias Schur. „Das gilt für das Autarkiehaus genauso wie für den 3D-Druck, den wir in Zukunft noch stärker am Markt etablieren möchten, und die Digitalisierung allgemein. Digitale Prozesse wie digitale Rechnungs- und Zeit-erfassungen sind inzwischen Standard. Gerade für junge Leute ist diese Technikaffinität interessant.“ 

Sich selbst treu bleiben und weiter wachsen 

Matthias Schur wird die Digitalisierung im Unternehmen weiter voranbringen. Dabei wird das Unternehmen seiner Kernkompetenz, der Fassadensanierung mit Verbundlösungen, treu bleiben. „Wir sehen eine steigende Nachfrage nach schlüsselfertigen Lösungen von Kunden, die wir aus dem Bereich Fassade kennen“, sagt Matthias Schur. „Das sind Architekten, Bauträger, Investoren oder Wohnungsgenossenschaften, die oftmals Personal abgebaut haben. Hinzu kommt, dass immer weniger Menschen Verantwortung übernehmen und sich selbstständig machen möchten; die Zahl der Bauunternehmen wird damit zurückgehen. Vor diesem Hintergrund erwarten wir in Zukunft weiteres Wachstum. Wir werden jetzt investieren, um auch künftig am Puls des Marktes zu sein. Dabei sind wir uns der Verantwortung eines Familienunternehmens bewusst und möchten dieses im Sinne unserer Eltern solide für die Zukunft aufstellen. Damit Unternehmen zukunftsfähig bleiben, wäre nicht zuletzt eine Entbürokratisierung hilfreich.“

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