Leistung – der Schlüssel zum Erfolg – im Sport und in der Wirtschaft
Interview mit Eicko Schulz-Hanßen, Geschäftsführer der Golf Club St. Leon-Rot Betriebsgesellschaft mbH & Co. KG
Das Interview führten: Manfred Brinkmann und Dr. Endre Hagenthurn
Dr. Endre Hagenthurn (Wirtschaftsforum): Dietmar Hopp hat mit SAP ist ein sehr erfolgreiches Wirtschaftsunternehmen geschaffen – mit St. Leon-Rot einen sehr erfolgreichen Golf-Club. Wo ist die Verbindung?
Eicko Schulz-Hanßen: SAP wurde von Dietmar Hopp mit seinen Partnern Klaus Schirra, Hasso Plattner, Hans-Werner Hector und Claus Wellenreuther als Wirtschaftsunternehmen gegründet. Den Golf Club hat Herr Hopp als reines Privatinvest aufgebaut. Mit dem Club wollte er der Region, die es ihm ermöglicht hat, eine großartige Karriere zu machen, etwas zurückgeben. Er ist der Überzeugung, dass jeder, der etwas hat, eine gesellschaftliche Verantwortung hat. Wer mehr hat, hat mehr Verpflichtung – so seine Einstellung. Die Verbindung ist der Leistungsgedanke: beide Unternehmungen haben große Ziele und wollen das Beste erreichen.
SAP hat wirtschaftliche Ziele, bei uns geht es um Erfolge im Sport. Sowohl bei SAP als auch bei uns bekommt jeder, der wirklich etwas erreichen will, die mit Abstand besten Rahmenbedingungen, nach unserer Philosophie: Fördern und Fordern. Für unseren Golf Club bedeutet das, dass wir die Mittel stellen, junge Talente, die Willen, Ehrgeiz und Spaß haben und groß träumen, zu fördern, sie auf ihrem Weg zu begleiten. Unsere Mission ist es, Heimat für die attraktivsten Talente zu sein. Das Gleiche gilt für SAP. Das Unternehmen ist gefordert, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, um Top-Talente zu gewinnen. SAP beschäftigt Mitarbeiter aus mindestens 50 Ländern der Welt. Diese erwarten Lebensqualität am Standort, zum Beispiel mit Freizeit- oder Einkaufsmöglichkeiten. Wir können hier mit unserem Sportangebot im gesundheitlichen Bereich unterstützen. In einigen Teilen Deutschlands wird Golf bereits von den Krankenkassen unterstützt. Trotz des Erfolges und der Internationalisierung des Geschäftes, ist die Familie Hopp sehr bodenständig, leistungsorientiert und der Region verbunden geblieben. Diese Maßstäbe gelten für alle Unternehmungen und Investments der Familie, auch für unseren Golf Club. Unsere Turniere sind keine Kaviar-Turniere. Bei uns isst man auch noch Bratwurst. Wir sind herrlich normal. Über die Jahre ist es uns gelungen, unsere Leistungsphilosophie in die ganze Welt zu tragen.
Manfred Brinkmann (Wirtschaftsforum): Wie ist Ihr Förderprogramm für junge Golftalente aufgebaut?
Eicko Schulz-Hanßen: Wir beginnen schon früh mit Balllehre-Kursen für Kinder zwischen zwei bis drei Jahren in der Heidelberger Ballschule. Wenn die Kinder noch jung sind, zwischen zehn und 14 Jahren, bewegen wir uns im Breitensport. Ab einem Alter von 16 Jahren fördern wir nur noch, wenn sich die jungen Talente ganz bewusst für Golf als Leistungssport entscheiden. Wir erwarten dann eine klare Fokussierung der jungen Leute, auf den Sport und die Schule. Seit drei Jahren haben wir ein eigenes Schüler-Wohnheim, da können bis zu 20 junge Golfnachwuchssportler ab 14 Jahren wohnen. Während die meisten Sportförderungen regional aufgestellt sind, haben wir darüber hinaus die Möglichkeit, national Talente auszuwählen. Unser Leistungssportinternat wird pädagogisch durch den Olympiastützpunkt Rhein-Neckar in Heidelberg geführt. Darüber hinaus finanziert unser Verein „Anpfiff ins Leben“ junge Talente aus den Sportarten Fußball, Eishockey, Handball und Golf über Lernzeiten oder Nachhilfe, so dass die jungen Leute Schule und Sport miteinander vereinbaren können. Wir bieten ausgezeichnete Rahmenbedingungen, erwarten im Gegenzug aber auch eine Top-Leistung. Das gilt übrigens nicht nur für unsere Sportler, sondern für all unsere Bereiche, zum Beispiel für unsere Gastronomie, unsere Gastfreundschaft, unsere Golfschule und auch für die Gestaltung und Pflege unseres Golfplatzes.
Manfred Brinkmann (Wirtschaftsforum): Lassen Sie uns kurz über Ihren Golfplatz sprechen. Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei der Gestaltung?
Eicko Schulz-Hanßen: Wir setzen international Akzente im Golfsport. Das gilt nicht nur für das Golfspiel selbst. Wir denken ganzheitlich in Qualitätswerten und haben bereits vor einigen Jahren eine Biodiversitätsbroschüre herausgebracht. Das Thema Artenerhaltung spielt bei uns eine große Rolle. Unterstützt von unserem Gemeinderat installieren wir aktuell auf einem Hektar unseres Golfplatzes eine Photovoltaikanlage für unsere Selbstversorgung. Wir werden dann in der Lage sein, uns fast vollständig mit Strom über Photovoltaik zu versorgen. Darüber hinaus betreiben wir ein verantwortungsvolles Wassermanagement, haben Bienenhotels auf unserer Anlage, über 200 Obstbäume und auch seltene Tiere, wie zum Beispiel Eisvögel oder Dachse. Wir sind eine der wenigen Anlagen in Europa, die – schon seit Jahren – ihr Anlagenmanagement mit Satellitentechnik optimiert. So finden wir zum Beispiel Trockenstellen auf dem Gelände, um die wir uns kümmern müssen. Auch rund um unsere ökologischen Bemühungen tragen wir unsere Philosophie in die Welt. Wir arbeiten mit Universitäten von Stuttgart bis San Diego in Forschungsgruppen zusammen, die zum Beispiel Grassorten für neue klimatische Bedingungen entwickeln. Der Neffe von Bernhard Langer, Kariem Baraka, der Präsident bei PGA of Germany E.V. ist, hat vor kurzem zu mir gesagt, wir seien eine Art Pacemaker im internationalen Golfsport. Dies ist eine ehrenvolle Aufgabe, der wir gerne nachkommen.
„Wir bieten ausgezeichnete Rahmenbedingungen, erwarten im Gegenzug aber auch eine Top-Leistung. Das gilt übrigens nicht nur für unsere Sportler, sondern für all unsere Bereiche, zum Beispiel für unsere Gastronomie, unsere Gastfreundschaft, unsere Golfschule und auch für die Gestaltung und Pflege unseres Golfplatzes.“ Eicko-Schulz-HanßenGeschäftsführer
Manfred Brinkmann (Wirtschaftsforum): Wie beurteilen Sie die Sportförderung in Deutschland? Wird Sport ausreichend von der öffentlichen Hand, von der Politik gefördert?
Eicko Schulz-Hanßen: Wir haben seit längerem eine sehr positive Kooperation mit dem Kultusministerium in Baden-Württemberg. Gemeinsam haben wir zum Beispiel eine Leistungssportklasse entwickelt. Hier gehen die Kinder nur noch ein Drittel der Zeit in die Schule und werden in kleinsten Gruppen oder sogar allein privat unterrichtet. Die Kosten müssen nicht von der Kommune übernommen werden, sondern werden von der Dietmar Hopp Stiftung getragen. Grundsätzlich wird Sport im Schulsystem nicht ernst genommen und von den Kultusministerien nicht ausreichend gefördert. Es gibt zu wenig Sportunterricht in der Schule und bei Lehrern und Direktoren fehlt es an Verständnis, zum Beispiel, wenn es um die Freistellung für Wettkämpfe geht. Das Schulsystem in Deutschland verhindert die Entwicklung einer sportlichen Elite.
Manfred Brinkmann (Wirtschaftsforum): Gilt das nur für das Thema Sport, oder für Talent und Leistung insgesamt?
Eicko Schulz-Hanßen: Unser Schulsystem ist nicht auf die Förderung von Leistung ausgerichtet, zum Beispiel auf die Unterstützung schulischer Eliten. Jeder wird in das gleiche schulische Gerüst gepresst. Das Schulsystem passt nicht zum Leistungssport und ist grundsätzlich nicht dazu geeignet, Leistung und den Willen zur Leistung zu fördern. Es fehlen Motivation und Inspiration. Wie sollen junge Menschen, die sich in der Schule nicht entsprechend ihren Talenten entwickeln können und unter mangelhaften Rahmenbedingungen lernen, einen Leistungswillen und vor allem Freude an Leistung entwickeln? Dazu bräuchten wir einen offenen wohlwollenden Dissens – die Urform von Demokratie.
Manfred Brinkmann (Wirtschaftsforum): Sie sagten eingangs, Dietmar Hopp hat den Golf Club gegründet, um der Region etwas zurückzugeben. Welcher gesellschaftliche Benefit entsteht durch die umfangreichen sportlichen Aktivitäten der Familie Hopp in der Region?
Eicko Schulz-Hanßen: Dietmar Hopp selbst ist Sportler durch und durch, ebenso seine Söhne. Er wollte sicherstellen, dass es in der Region ein herausragendes Sportangebot gibt und die Kinder, die hier leben, Idole haben. Neben dem Golfsport ist die Familie auch noch in den Sportarten Fußball, Eishockey und Handball engagiert. Über unsere Sport-Managementagentur begleiten wir ausgewählte Profis, immer nach unserem Leitmotiv, beste Rahmenbedingungen für die Erbringung bester Leistung zu schaffen. In unserem Fußballstadion gibt es zum Beispiel seit 14 Jahren 1. Bundesliga-Spiele, durch den TSG Hoffenheim. Auch das Adler Mannheim Eishockey- und das Rhein-Neckar Löwen Handballteam sind Profimannschaften. So wird der sportliche Leistungsgedanke in der Region erlebbar. Gleichzeitig macht der Sport unsere Region attraktiv, auch für Arbeitnehmer. Und nicht zuletzt sind Sportler interessante Arbeitnehmer, da sie es gelernt haben, Ziele zu verfolgen, mit Rückschlägen umzugehen und im Team zu agieren. Der Teamgedanke spielt bei uns eine große Rolle. In all unseren Einrichtungen geht es um Gemeinschaft, niemand ist auf sich gestellt. In unserem Golf Club zum Beispiel gibt es ein reges Vereinsleben.
Dr. Endre Hagenthurn (Wirtschaftsforum): Herr Schulz-Hanßen, was treibt Sie persönlich an, täglich zur Arbeit zu gehen und Leistung zu erbringen?
Eicko Schulz-Hanßen: Ich habe Spaß an dem, was ich tue. Als Geschäftsführer schaffe ich etwas, was ich als Mensch unmittelbar erlebe, unter anderem die Jugendförderung. Ich leiste einen Beitrag für ein gutes Leben. Die Leidenschaft der jungen Menschen, Leistung zu erbringen und erfolgreich zu sein, motiviert mich jeden Tag aufs Neue. Ich durfte den Club dabei begleiten, eine der herausragendsten Anlagen in Deutschland zu werden, mit europäischer Strahlkraft. Das macht mich stolz.
Interview:
Manfred Brinkmann
und Dr. Endre Hagenthurn