„Camping muss komfortabel sein!“
Interview mit Michael Krämer, Geschäftsführer der CAMPWERK GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Krämer, die Mission von CAMPWERK umschreiben Sie gerne mit „Love Nature. Love Camping.“ Wie zele-brieren Sie mit Ihrem Unternehmen diese Liebe zur freien Natur?
Michael Krämer: Grundsätzlich will CAMPWERK das Reisen mit dem eigenen Auto ermöglichen – unsere Produkte funktionieren also als Ergänzung zum bestehenden Fahrzeug, sodass sich unsere Kunden keinen neuen fahrbaren Untersatz wie einen Caravan zulegen müssen. Bei unseren beiden zentralen Produktgruppen – der Autodachzelt- wie der Zeltanhängervariante – liegt unser Fokus konsequent auf größtmöglichem Komfort: Denn wir bieten das bequemste Bett in der gesamten Campingbranche an. Das ist möglich, weil wir bei unserer Lösung anders als bei einem Wohnmobil kein Gewichtsproblem haben – so können wir mit echten Matratzen mit echter Federung auf einem 2,20 x 1,75 m großen Bett dienen, mit einem Viskoseschaum, der sich angenehm dem Körper anschmiegt. Nicht selten wird dann auch das heimische Bett unserer Kunden mit unserer Matratze nachgerüstet, weil sie im Urlaub zu ihrer Überraschung besser geschlafen haben als zu Hause. Leidende Lendenwirbel gehören mit CAMPWERK definitiv der Vergangenheit an.
Wirtschaftsforum: Neben dem Komfort spielt beim Camping auch die Usability eine wichtige Rolle – wie schneiden Ihre Produkte in dieser Kategorie ab?
Michael Krämer: Wir haben festgestellt: Wenn es einfach aufzubauen ist, war es schwierig zu konstruieren – eine Mühe, die wir aber gerne auf uns nehmen. Denn zufriedene Kunden, die vor anderen Campern freudig auf ihr mühelos aufgebautes Zelt deuten, sind die beste Marketingstrategie, die wir uns vorstellen können. Deshalb müssen die Bedienung und Montage unserer Produkte kinderleicht sein: Unsere Campingstühle können regelrecht aufgeschmissen werden, während unser Dachzelt in 30 Sekunden fertig aufgebaut ist – jeder Wohnwagen braucht schon zum Ausrichten viel mehr Zeit.
Wirtschaftsforum: Mit welchen Innovationen möchten Sie für eine noch reibungslosere Camping-erfahrung sorgen?
Michael Krämer: Beim Camping steht die Entspannung im Vordergrund – demnach sitzen die meisten Menschen nicht gerade in der aufrechtesten Körperhaltung in ihren Campingstühlen und kippeln dafür gerne ein wenig vor sich hin, so wie es früher in der Schule streng verboten war. Damit unsere Kunden diesen Spieltrieb noch besser ausleben können, haben wir einen eigenen Camping-Schaukelstuhl auf den Markt gebracht. Darüber hinaus konnten wir mit unserem Skycamp-Dachzelt noch einmal einen neuen Ansatz zur Lösung unserer größten technischen Herausforderung finden – des Platzproblems. Denn während für den Wohnanhänger das Gewicht der zentrale limitierende Faktor ist, fällt diese Rolle im Kontext unserer Produkte dem Volumen zu – schließlich müssen alle Elemente mühelos im Auto verstaut und dann auch einfach aufgebaut werden können. Mit unserem Hybridzelt aus einer Hartschale und einem ausklappbaren Bereich können wir trotz kleinem Packmaß eine noch größere und völlig wetterfeste Fläche zum Schlafen bieten. Wer eine Lösung ganz ohne Zeltstoff möchte, kann sich derweil über unser Hardside-Dachzelt freuen, bei dem sich harte Wände aus einem dünnen Aluminiumverbundgemisch klappen lassen – für einen schnellen Aufbau trotz massiver Bauweise!
Wirtschaftsforum: Sie haben CAMPWERK vor inzwischen 15 Jahren gegründet – wie leicht fiel Ihnen der Start?
Michael Krämer: Ich hatte eigentlich Informatik studiert und bin dann jahrelang als Digital Compositor meiner größten Leidenschaft, dem Film, nachgegangen, wo ich bei vielen aufwendigen internationalen Produktionen an den visuellen Effekten mitwirken durfte – mein absoluter Traumberuf. Als die Weltwirtschaftskrise 2008 mit ein bisschen Verzögerung auch in der Filmbranche ankam, gab es für mich dann immer weniger opulente Kriegsszenen oder Science Fiction-Welten in Szene zu setzen, und dafür umso mehr Shampoo-Werbung, wo ich die Haare retouchieren durfte – das war dann nicht mehr ganz so inspirierend. Camping war zu dieser Zeit schon lange ein Hobby von mir gewesen, aber die einschlägigen Produkte, die ich im Markt fand, haben mir nie so richtig gefallen. Daraus erwuchs dann die Idee: Wenn mir die Produkte nicht gefallen, geht das vielleicht auch vielen anderen Campingfreunden so – vielleicht liegt darin ja eine spannende Nebentätigkeit.
Wirtschaftsforum: Wie lange hat es gedauert, bis aus der Nebentätigkeit Ihr neuer Hauptberuf wurde?
Michael Krämer: Meinen ersten Businessplan habe ich 2009 geschrieben, und dann zusammen mit Freunden unser erstes Produkt entwickelt – damals noch mit der Idee, allein ein Zelt anzubieten, das der Kunde auf seinem eigenen Anhänger montieren kann, weil ich dachte, dass ein Zeltanhänger als Komplettprodukt nicht sonderlich interessant wäre. Mit diesem Konzept ging ich dann – mit tatkräftiger Unterstützung von Freunden und meiner Familie – auf unsere erste Messe. Ein großer Erfolg, so dachte ich, wäre vielleicht ein Verkauf von zehn Zelten pro Jahr. Nach drei Tagen Messe hatte ich dann aber sage und schreibe 15 Zelt-anhänger verkauft – und dabei glücklicherweise lange Lieferzeiten vereinbart. Ich hatte ja damals noch nicht einmal eine eigene Fertigung. Meiner Sparkassenberaterin schilderte ich meine Situation mit den Worten: „Ich habe gerade ein Problem – ich habe viel zu viel verkauft!“ Die hat mich erst einmal ungläubig angeschaut.
Wirtschaftsforum: Die kleine Trinkhalle, die Sie damals als Produktionsstandort angemietet hatten, haben Sie inzwischen zugunsten eines 14.000 m2 großen eigenen Komplexes verlassen.
Michael Krämer: Ich kann den Stolz gar nicht beschreiben, den ich verspürt habe, als ich zum ersten Mal durch unsere neue Werkshalle gelaufen bin. Bei meinem ersten Messeauftritt hätte ich mir im Leben nicht vorstellen können, was mein Team und ich über die Jahre aufbauen würden.
Wirtschaftsforum: Wie geht es nun weiter?
Michael Krämer: Ein bisschen hin zu neuen Ufern: Nachdem wir im DACH-Raum und den Beneluxländern schon eine starke Präsenz aufgebaut haben, möchten wir in den nächsten Jahren in Italien, Spanien, Frankreich, Dänemark und England Fuß fassen.
Wirtschaftsforum: Ganz schön viele unterschiedliche Märkte auf einmal.
Michael Krämer: So unterschiedlich sind unsere Zielgruppen aber gar nicht, genauso wenig wie sich ein spanischer iPhone-Nutzer großartig von einem japanischen unterscheiden würde. Unsere Kunden wollen bequem, sicher und einfach in die freie Natur –und das wird CAMPWERK ihnen in Zukunft noch besser ermöglichen!