Kunden wollen Big Data der Baugruppenfertigungen kontrollieren

Interview mit Alessandro Balboni, Manager Manufacturing Product Line / Business Development der Cadlog Group

Wirtschaftsforum: Herr Balboni, Cadlog hat sich erst kürzlich mit der deutschen Zitzmann GmbH zusammengetan. Warum?

Alessandro Balboni: Richtig, 2019 fand die Übernahme von Zitzmann durch Cadlog statt. Zitzmann hat eine große Geschichte und Tradition. Das Unternehmen wurde 1921 gegründet und ist sehr geschätzt in der Welt der elektronischen Entwicklung. Sein Fokus lag immer auf dem Design. Cadlog ist 1987 in Italien für den Vertrieb von Produkten für die elektronische Entwicklung gegründet worden und dann auch im Ausland gewachsen. Wir haben, anders als Zitzmann, zudem viel Erfahrung im Bereich Manufacturing Automation, decken also die gesamte elektronische Produktionskette ab, von der Entwicklung über Simulation und Design for Manufacturing bis hin zum Manufacturing Execution System. Die Fusion eröffnet uns neue Möglichkeiten auf dem deutschen und europäischen Markt. Die Firma Zitzmann, die nun unter Cadlog firmiert, steht ihren DACH-Kunden mit dem gesamten Portfolio der Gruppe als breit aufgestellter Partner für die Elektronik zur Verfügung. Wir können unsere Kunden von der Planung bis zur kompletten Umsetzung begleiten. Dank dieser Leistungen sind wir Referenzvertriebspartner von Siemens Digital Industries Software. In Europa managen wir über 150 elektronische Montagelinien für unsere Kunden.

Wirtschaftsforum: Welche Bereiche sind für Sie besonders wichtig oder werden es in Zukunft werden?

Alessandro Balboni: Wir sehen in der Welt der Elektronik ein großes Wachstum im Bereich Manufacturing Analytics. Denn die Kunden wollen ihre eigenen Prozesse, die Big Data der Baugruppenfertigungen, selbst kontrollieren. Dafür müssen vorausschauende Techniken im Hinblick auf Wartung, Qualität, Nutzung von Künstlicher Intelligenz und Machine Learning kreiert werden. In diesem Bereich sehen wir große Perspektiven.

Wirtschaftsforum: Welche Impulse können Sie dem Unternehmen geben?

Alessandro Balboni: Ich bin schon seit vielen Jahren in der elektronischen Welt und der Telekommunikation zu Hause und habe zuvor für Siemens und Nokia, aber auch für kleine Unternehmen gearbeitet. Seit 2013 bin ich bei Cadlog. Neben mehreren großen Konzernen wie Marelli, Osram und Continental betreuen wir insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen. Sie sind die Stärke des europäischen Marktes. Ein wichtiger Punkt ist für mich, für sie einen operativen Prozess wie für ein großes Unternehmen zu kreieren, ohne dass sie ihre Flexibilität verlieren.

Wirtschaftsforum: Und worin liegt Ihre persönliche Motivation?

Alessandro Balboni: Ich liebe seit jeher die Innovation. Meine Arbeit bei Cadlog erlaubt mir, neue innovative Lösungen zu managen, zu nutzen, zu finden und sie in die Firmen zu bringen.

Wirtschaftsforum: Wie ist die Gruppe aufgestellt?

Alessandro Balboni: Neben unserer Zentrale betreiben wir operative Firmensitze in Deutschland, Frankreich und Spanien. Die Gruppe beschäftigt etwa 45 Mitarbeiter, ihr Umsatz liegt bei 13 Millionen EUR. Unsere Kunden kommen aus allen Branchen: die für uns wichtigsten in Europa aus dem Automotivebereich und der medizinischen Industrie, aber wir haben zum Beispiel auch Kunden aus der Textil-, Food- und Packaging-Industrie. Unser Slogan lautet ‘Wo es Elektronik gibt, gibt es Cadlog’.

Wirtschaftsforum: Hat die Corona-Pandemie neue Entwicklungen in Ihrem Unternehmen in Gang gesetzt?

Alessandro Balboni: Wie alle Firmen leiden auch wir unter den Folgen. Aber wir waren schon immer so aufgestellt, dass wir unseren Kunden technische Assistenz und Unterstützung zukommen lassen können. Auch im Smart Working sind wir gut organisiert. Aktuell haben wir entschieden, mehr in neue, kommunikative Lösungen wie etwa ein noch fortgeschritteneres Help Desk zu investieren. Auch unseren DACH-Kunden bieten wir jetzt End-to-End-Lösungen an. Gerade im Hinblick auf die deutschen Kunden sehen wir darin große Wachstumschancen. Die Transformation der Industrie 4.0 hat schon begonnen, und in den nächsten Jahren werden viele technologische Neuheiten und Integrationsmöglichkeiten hinzukommen. Dann ist es wichtig, für die Elektronik einen Partner an seiner Seite zu haben, der die elektronischen Prozesse kennt. Hier haben wir einen Wettbewerbsvorteil. Da wir keine Messen besuchen können, entwickeln wir neue Lösungen im Bereich Virtual Reality. Wir haben außerdem den Kanal Cadflix entwickelt, zu dem alle Kunden Zugang haben. Ihr Feedback ist außerordentlich positiv.

Wirtschaftsforum: Was erwarten Sie für die Zukunft?

Alessandro Balboni: Wir blicken sehr positiv in die Zukunft und gehen davon aus, dass wir weiterwachsen werden. Der DACH-Markt wird unser größter Markt werden. Unser Ziel ist, hier und in ganz Europa Referenzpartner für den Elektronikbereich der Siemens Digital Industries Software zu sein. In diesen Märkten gibt es kein anderes Unternehmen, das die Bereiche Entwicklung und Planung sowie Produktion abdeckt.

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