Stark im Heben

Interview mit Dipl.-Ing. Thomas Jakowiak, Geschäftsführer der Bulmor Industries GmbH

Seit den 1980er-Jahren entwickelt und produziert Bulmor Seiten- und Mehrwegstapler in Österreich und zählt im DACH-Raum zum Marktführer in der Stapler-Branche. Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis ins späte 19. Jahrhundert zurück und haben ihren Ursprung in der Landmaschinentechnik. Heute ist Bulmor weltweit unterwegs und gilt als Hidden Champion im Intralogistik-Nischenbereich Seitenstapler.

Experte für Sondermaschinen

Seitenstapler werden für den innerbetrieblichen Transport langer und schwerer Güter eingesetzt. Ein großer Teil der von Bulmor hergestellten Maschinen wird anwendungsspezifisch entwickelt.

„Wir sind bekannt für unsere Fähigkeit, Lösungen für hochspezialisierte Bedürfnisse zu entwickeln“, sagt Geschäftsführer Thomas Jakowiak, der 2021 zu Bulmor kam. „Ein gutes Beispiel dafür ist der SideBull Ambulift, der mittlerweile auf vielen Flughäfen eingesetzt wird, um Personen mit eingeschränkter Mobilität den Zugang zum Flugzeug zu erleichtern.“ Mit dem SideBull Ambulift kann ein stabiles Andocken in Höhen bis zu acht Metern und somit ein komfortables Einsteigen sichergestellt werden.

Elektrifizierte Lösungen

Ein weiteres Beispiel dafür, wie die Technologie von Bulmor an hochspezialisierte Anforderungen angepasst werden kann, ist das Betonmischfahrzeug. In diesem Fall ist ein Seitenstapler mit einem Betonmischer ausgestattet, um fertig gemischten Beton dorthin zu transportieren, wo er in der Produktionshalle benötigt wird. Sowohl der Ambulift als auch der Fahrmischer sind elektrisch, was seitens der Kunden immer stärker nachgefragt wird. „Wir sind im Bereich der Elektrifizierung schon sehr weit“, sagt Thomas Jakowiak. „Bei den Kompaktstaplern werden bereits rund 80% elektrisch betrieben und die Diesellösungen werden weiter zurückgedrängt. Der Trend hat sich in den letzten zwei bis drei Jahren richtig bemerkbar gemacht.“ Der Druck auf die Luftfahrtindustrie, umweltfreundlicher zu werden, ermutigt Flughäfen, den elektrischen Ambulift einzuführen, während elektrische Seitenstapler in der Industrie und der Intralogistik zusätzliche Vorteile wie geringere Lärmbelastung und bessere Luftqualität mit sich bringen.

Automatisierte Lösungen

Während Bulmor die Debatte für Elektrifizierung als gewonnen und den Prozess der Umstellung als fast abgeschlossen betrachtet, sieht Thomas Jakowiak in der Automatisierung den nächsten wichtigen Trend: „Nahezu alle Branchen sind vom Fachkräftemangel betroffen. Automatisierte Lösungen sind daher sehr gefragt. MyBulmor, unsere hauseigene Softwarelösung für Flottenmanagement, verschafft uns in diesem Bereich einen klaren Vorsprung. Einerseits hilft sie den Kunden, ihren Fuhrpark zu optimieren und die täglichen Abläufe zu organisieren. Andererseits überwacht sie die Fahrzeugtelemetrie und ermöglicht eine vorausschauende Wartung, was Auszeiten vorbeugt und die Kosten gering hält. Sie überwacht sogar die verbleibende Batteriekapazität aus der Ferne, um die Ladezyklen zu optimieren.“

Innovative Lösungen

Auch andere Produkttrends zielen auf eine Kostensenkung ab. „Wir sehen einen Bedarf an Maschinen, die schwerere Lasten heben können und die Anzahl der Fahrten reduzieren“, beschreibt Thomas Jakowiak. „Service und Wartung für bestehende Maschinen werden immer wichtiger, um die Lebensdauer der Fahrzeuge zu verlängern. Auch die Digitalisierung wird an Bedeutung gewinnen.“

Starkes Wachstum

Neben dem Hauptsitz und der Produktionsstätte in Perg produziert Bulmor auch in den Niederlanden und Deutschland. „Unsere internationale Expansion wurde seit 2000 durch strategische Akquisitionen vorangetrieben, durch die wir auch unser Produktportfolio erweitern konnten“, erklärt Thomas Jakowiak. „Die jüngste dieser Übernahmen war die der MKF Kompaktstapler in Koblenz in diesem Jahr.“ Weitere Übernahmen schließt der Geschäftsführer nicht aus: „Aktuell beschäftigen wir 220 Mitarbeiter:innen an all unseren Standorten und erwirtschaften unseren Umsatz zu 80% durch den Export.“

Marktführende Position

Der Geschäftsführer blickt mit gedämpftem Optimismus in die Zukunft: „Aufgrund der verschiedenen Krisen, die uns in den letzten Jahren heimgesucht haben, herrscht auf dem Markt eine große Unsicherheit“, sagt Thomas Jakowiak. „Die Kosten sind hoch und Investitionsentscheidungen werden aufgeschoben. Wir müssen uns auf die erhöhte Volatilität einstellen. Dennoch sehe ich viele Gründe, positiv in die Zukunft zu blicken“ Über allem stehen die Qualität der Produkte und Technologien, die Bulmor eine marktführende Position bescheren. Wichtig ist zudem der Teamgeist im Unternehmen. „Unsere Mitarbeiter:innen brennen für unsere Produkte und das Unternehmen“, freut sich Thomas Jakowiak. „Trotz der unsicheren Zeiten sind die Möglichkeiten unserer Produkte so vielfältig und sorgen dadurch für kontinuierliche Nachfrage, sodass die Reise noch viele Jahre weitergehen wird.“

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