Wenn es ganz genau sein soll ...
Interview mit Michael Zintl, Geschäftsführer der DZG Metering GmbH

Die DZG Metering ist eine Innovationsschmiede mit Wurzeln, die mehr als 100 Jahre zurückreichen. „Die DZG wurde 1919 gegründet, kommt aus der Zeit der Ferrariszähler und konzen-trierte sich auf rein mechanische Stromzähler. Der Übergang zu elektronischen Stromzählern gestaltete sich für das Unternehmen schwierig, da es zu viele Herausforderungen auf verschiedenen Ebenen gab. Es war ein vollkommen anderes Produkt mit anderen Anforderungen, für die speziell geschulte Mitarbeiter notwendig waren“, sagt DZG Metering Geschäftsführer Michael Zintl. Nach einer herausfordernden Zeit begann 2012 eine neue Ära. Dank eines starken chinesischen Partners begann das Unternehmen mit der Entwicklung und dem Vertrieb elektronischer Stromzähler – ein echter Booster. Seitdem werden die Zähler in China vorgefertigt, in Oranienburg endgefertigt, entwickelt wird in Regensburg – eine perfekte Symbiose von Innovation und Tradition. „In Regensburg haben wir eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung und damit hervorragende Voraussetzungen, um zukunftsweisende Technologien auf den Markt zu bringen“, erklärt Michael Zintl.
„Hier wird unter anderem die Software für die Stromzähler entwickelt.“ Mit der Entwicklung von Gleichstromzählern vor sieben Jahren setzte das Unternehmen einen weiteren Akzent. „Als mit der E-Mobilität auch das Thema Hypercharger aufkam, musste der Fokus auf den Gleichstrom gerichtet werden“, sagt Michael Zintl. „Mit der italienischen Firma Alpitronic haben wir dafür einen leistungsstarken Partner und Marktführer an unserer Seite.“ Dank dieser Partnerschaft konnte die DZG 2021 erstmals einen eichrechtlich konformen Gleichstromzähler präsentieren – „eine besondere Herausforderung, da es zu dieser Zeit noch keine dafür gültigen Normen gab“, wie Michael Zintl sagt. „Wir waren einer der ersten mit einem eichrechtlich zugelassenen DC-Zähler. Heute findet man unsere Zähler in fast jeder Schnellladesäule in Deutschland.“
Standort Deutschland stärken
Mit den Gleichstromzählern hat die DZG einen zweiten Geschäftsbereich neben den Haushaltszählern aufgebaut – einen Bereich, der angesichts der Energiewende großes Potenzial birgt. Inzwischen bietet das Unternehmen ein ganzes Portfolio an Lösungen für den Ladebereich, Zähler für AC- und DC-Ladesäulen, um diese im öffentlichen Bereich aufstellen zu können und abrechnen zu dürfen. Mit dem Fokus zurück auf das reine Produktgeschäft in den Bereichen Haushaltszähler und Zähler für Ladesäulen fährt die DZG gut – mit einem Team von 50 Mitarbeitern liegt der Umsatz bei rund 30 Millionen EUR. Während man sich in Regensburg auf die Entwicklung konzentriert, erfolgt die Fertigung in Oranienburg.„Wir beschäftigen uns hier mit vielen neuen Themen und Entwicklungen“, sagt Michael Zintl. „Dazu zählen zum Beispiel intelligente Messgeräte.“ Im Industriebereich hat sich die DZG mit Hutschienenzählern sowohl im AC-Wechselstrom- wie auch DC-Gleichstrombereich einen Namen gemacht – in Letzterem mit mehreren DC-Zählern von maximalen Strömen bis 200A, 650A, 800A oder 1500A bei 1000V bzw 1500V. Im Haushaltszählerbereich sieht Michael Zintl das Unternehmen mit einem Marktanteil von 15 bis 20% unter den sechs größten Playern, die den deutschen Markt mitbestimmen.
Trotz enger Zusammenarbeit mit dem chinesischen Partner liegt die Wertschöpfung in Deutschland bei über 55%. „Für uns ist die Fertigung am Standort Deutschland sehr wichtig“, betont Michael Zintl. „Unser Ziel ist, auch in Zukunft einen Teil der Fertigung in Deutschland zu haben und diese mit nachhaltigen Materialien aus Europa sogar auszubauen, so dass wir nur noch PCBs aus Fernost beziehen müssen. Auch die Entwicklung in Deutschland hat viele Vorteile; der Kundensupport bekommt so eine ganz andere Qualität.“ Dass smart meter immer komplexer werden, bietet neue Chancen. „Smart meter können mit dem Gateway kommunizieren“, so Michael Zintl. „Derartig anspruchsvolle Produkte können nicht so günstig in Fernost angeboten werden, was uns die Chance bietet, hier stärker Fuß zu fassen.“
Agil, schnell und innovativ
Die DZG wird in Zukunft weitere spannende Herausforderungen annehmen. Momentan arbeitet das Unternehmen am Ausbau des Ladesäulen-Portfolios; sämtliche Zähler sollen update-fähig sein, für Michael Zintl ein absolutes Muss.
Ein weiteres Thema sind drahtlose Verbindungen zwischen Zähler und Gateway, sogenannte wireless M-Bus-Verbindungen. Mitte 2025 sollen weitere Ladesäulen zugelassen werden; zudem sollen komplett neue Produkte vorangebracht werden, Ende des Jahres erwartet man erste Prototypen. In der Produktion ist eine erste vollautomatische Fertigungsstraße mit Robotik geplant, um noch effizienter zu arbeiten. Mittel- und langfristig will man die Position im Bereich Haushaltszähler ausbauen, international stärker Fuß fassen, die Automatisierung weiter voranbringen und ein Entsorgungskonzept für Zähler erarbeiten. Vor allem aber will man weiter ein aktiver Teil der Energiewende sein. „Wir sind innovativ, schnell und agil“, betont Michael Zintl. „Wenn andere noch in der Entscheidungsfindung sind, sind wir bereits in der Entwicklung. Auf einem dynamischen Markt ist das essenziell.“