Auf der Erde und im All: Am Besten gemessen

Interview mit Hannes Georgi, Geschäftsführer der ADZ NAGANO GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Georgi, was hat sich bei ADZ in den vergangenen Jahren getan?

Hannes Georgi: Im Jahr 2020 haben wir einen Generationswechsel vollzogen. Ich bin in die Geschäftsführung eingestiegen. Das war zu Beginn der Coronazeit. Schon 2018 hatten wir einen Erweiterungsbau an unserem Standort geplant. Er wurde 2020 durchgeführt und 2021 in Betrieb genommen. Ich war selbst erstaunt, wie gut wir trotz Corona und der Lieferkettenprobleme alles in den Griff bekommen haben. Jetzt wird der Platz allerdings schon wieder knapp. Deshalb haben wir noch ein Nachbargrundstück erworben.

Wirtschaftsforum: Wie entwickelt sich Ihr Unternehmen, auch in Anbetracht des allgegenwärtigen Fachkräftemangels?

Hannes Georgi: Wir hatten eine sehr gute Umsatzentwicklung in den vergangenen Jahren – viele Auftragseingänge und neue Projekte. Das Wachstum wird sich fortsetzen. Aber Sie haben Recht, als produzierendes Unternehmen, das im Drei-Schicht-Betrieb arbeitet, sind wir noch intensiver von dem Personal- und Fachkräftemangel betroffen, und das Problem wird nicht kleiner. Wir müssen deshalb Prozesse effizienter gestalten und automatisieren. Wir wollen auch noch mehr für unsere Mitarbeiter tun.

Wirtschaftsforum: Sie entwickeln und produzieren Sensoren. Um welche Arten von Sensoren handelt es sich dabei?

Hannes Georgi: Unser Kern-Know-how liegt im Bereich der Druck- und Temperaturmessung. Es kommen immer wieder neue Sensoren hinzu. Mittlerweile haben wir rund 15.000 Artikelnummern. Wir sind Vordenker, gehen in die Entwicklung hinein und sind mit der Elektronik immer auf dem aktuellen Stand. Auf der Hannover Messe waren wir jetzt mit einem Sensor, der flüssigen Wasserstoff misst. Das Thema IoT wird auch immer wichtiger. Wir befinden uns hier im Silicon Saxony und sind eine der Firmen in Sachsen, die sich mit diesem Thema beschäftigen.

Wirtschaftsforum: Wo werden Ihre Sensoren eingesetzt?

Hannes Georgi: Sie werden vom Klempner um die Ecke bis hin zur Raumstation genutzt und werden auch in Satelliten eingesetzt. Wir sind sehr breit aufgestellt und versuchen, uns in Nischenanwendungen zu positionieren. Das reicht von einfachen bis zu hoch anspruchsvollen Anwendungen. Sehr stark sind wir im Bereich der Bahn, aber auch bei Schwer- und Baumaschinen. 8.000 unserer Sensoren sind in Flugzeugen installiert, vom Airbus bis zum kleinen Businessjet.

Wirtschaftsforum: Wann und mit welchem Hintergrund sind Sie in die Firma eingestiegen?

Hannes Georgi: ADZ wurde 1998 von meinem Vater und zwei Partnern gegründet. Zwei der Gründerfamilien leiten heute noch die Geschicke der Firma, aber es gibt weitere Gesellschafter, die natürlich bei den Entscheidungen mitgenommen werden müssen. Ich bin 2004 ins Unternehmen gekommen. Groß geworden bin ich in der Entwicklung, im Bereich der Software- und Hardware-Applikation. Bis 2020 war ich Prokurist. Ich bin noch tief im operativen Geschäft, insbesondere im Bereich Entwicklung. Meine Aufgabe wird aber voraussichtlich strategischer werden.

Wirtschaftsforum: Welche Impulse konnten Sie dem Unternehmen bereits geben?

Hannes Georgi: Den Um- und Anbau mit dem Bau einer Photovoltaikanlage und der Installation einer Wärmepumpe habe ich initiiert und den Kauf des Nachbargrundstücks eruiert. Ich bringe gern meine Ideen ein. Neben unserem Kerngeschäft, der Druck- und Temperatursensorik, habe ich die Wasserstoffthematik vorangetrieben.

Wirtschaftsforum: Was macht Ihrer Meinung nach ADZ so erfolgreich?

Hannes Georgi: Vor allem unser Anspruch, qualitativ hochwertigste Produkte zu liefern. Wir produzieren 400.000 Sensoren im Jahr und haben eine Reklamationsrate um null herum. Dieser Anspruch gilt ausnahmslos. Das bedeutet, der Sensor beim Klempner kann theoretisch auch in der Raumstation eingesetzt werden. Unser Ziel ist, dem Kunden ein Produkt zu bieten, das seine Anforderungen zu 120% erfüllt. Wir haben ein Baukastensystem entwickelt; das ist wirtschaftlich sinnvoll. Und noch etwas: Wir hören dem Kunden sehr gut zu, wo sein Problem liegt, und finden dafür eine Lösung.

Wirtschaftsforum: Worin liegt Ihre ganz persönliche Motivation?

Hannes Georgi: Ich möchte die Firmenphilosophie pflegen und den sozialen Anspruch beibehalten. Wir engagieren uns beispielsweise im Fußballverein und im Verein Sonnenstrahl e.V., der an Krebs erkrankte Kinder und Jugendliche unterstützt. Mir ist es wichtig, dass die Menschen gern hierherkommen. Die Firma liegt mir am Herzen – ich bin in das Geschäft hineingewachsen und seit 19 Jahren dabei. Neben der Arbeit möchte ich aber noch genug Zeit für meine Familie haben.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Industrielle Zulieferer

Das Glas ist halb voll

Interview mit Jan Rettberg, Geschäftsführer Gebr. Rettberg GmbH

Das Glas ist halb voll

Erlenmeyerkolben, Reagenzgläser, Messzylinder – klassische Laborglasgeräte, die den meisten aus dem Chemieunterricht bekannt sein dürften. Die Gebr. Rettberg GmbH aus Göttingen stellt diese bewährten Klassiker und viele andere Glasgeräte, die…

Perfekt zugeschnitten

Interview mit Caner Bilir, geschäftsführender Gesellschafter der DZT GmbH

Perfekt zugeschnitten

Die richtige Dämmung im und am Haus spart Energie. Dafür und für weitere Verwendungen bietet die DZT GmbH in Wesel Dämmstoffe und Zuschnitte nach Maß. Dabei achtet das Familienunternehmen auf…

Komplette Abgassysteme: Standard oder individuell

Interview mit Anneke van Heiningen, Geschäftsführerin und Paul Groeneweg, Geschäftsführer sowie Michael van Wijk, Geschäftsführer der Discom B.V.

Komplette Abgassysteme: Standard oder individuell

Mensch und Umwelt werden durch viele Faktoren belastet. Schädliche Emissionen gehören ebenso dazu wie übermäßiger Lärm. Die ausgereiften Abgassysteme der niederländischen Discom B.V. reduzieren Lärm und Abgase auf ein Minimum.…

Spannendes aus der Region Landkreis Bautzen

30 Jahre Kompetenz in der Oberflächentechnik

Interview mit Dr. Alexander Nerowski, Technischer Geschäftsführer und Mark Schreckenbach, Kaufmännischer Geschäftsführer der Nehlsen-BWB Flugzeug- Galvanik Dresden GmbH & Co. KG

30 Jahre Kompetenz in der Oberflächentechnik

Seit dem 1. Juli 2023 bilden Dr. Alexander Nerowski und Mark Schreckenbach das Geschäftsführer-Duo der Nehlsen-BWB Flugzeug-Galvanik GmbH & Co. KG. Mit Wirtschaftsforum sprachen sie über diesen Generationswechsel und damit…

„Keine Mitarbeiter, sondern Familienmitglieder!“

Interview mit Andreas Hanitzsch, Geschäftsführer der Hanitzsch GmbH & Co. KG

„Keine Mitarbeiter, sondern Familienmitglieder!“

Seit mehr als 100 Jahren ist die Hanitzsch GmbH & Co. KG im Transportgewerbe tätig. Das familiengeführte Unternehmen aus Kesselsdorf in der Nähe von Dresden hat diese wechselvolle Zeit immer…

People First – gevekom zeigt‘s allen

Interview mit Roman Molch, CEO der gevekom GmbH

People First – gevekom zeigt‘s allen

Der Fachkräftemangel ist aktuell und auch in der kommenden Zeit eine ‘der’ großen Herausforderungen für Unternehmen. Roman Molch ist CEO der gevekom GmbH, einem der größten inhabergeführten Callcenter Deutschlands. Er…

Das könnte Sie auch interessieren

Hightech für den Fortschritt

Interview mit Alessandro Rosso, Geschäftsführer der TPS S.p.A.

Hightech für den Fortschritt

Die TPS Group setzt auf technologische Spitzenleistungen und internationale Expansion, um sich in Luftfahrt, Verteidigung und Präzisionsmechanik zu behaupten. Durch maßgeschneiderte Hightech-Lösungen und strategische Partnerschaften trotzt das Unternehmen den Herausforderungen…

Maßgeschneidert: Komplette Services rund ums Auto

Interview mit René Buzek, Managing Director von Autorola.at

Maßgeschneidert: Komplette Services rund ums Auto

Als Online-Auktionsplattform für Fahrzeuge gestartet, hat sich Autorola längst zu einem umfassenden Anbieter digitaler Dienstleistungen entwickelt. Die Autorola GmbH mit Sitz in Wien ist eine von mittlerweile insgesamt 24 Niederlassungen…

„Vertrauen ist das A und O“

Interview mit Swen Niedecker, Geschäftsführer der Kfz.-Sachverständigenbüro Dipl. Ing. Winfried Lütz GmbH

„Vertrauen ist das A und O“

Der alle zwei Jahre fälligen TÜV-Prüfung sehen vor allem Fahrer älterer Fahrzeuge oft mit gemischten Gefühlen entgegen, denn für die mit der Prüfung beauftragten Organisationen ist sie aus gutem Grund…

TOP