Technologien für eine emissionsfreie Zukunft
Interview mit David Castrillón Torres, Site Manager der HUG Engineering GmbH
David Castrillón Torres kam vor 14 Jahren nach Deutschland, um in Stuttgart seinen Master im Ingenieurwesen zu machen. Schnell entwickelte er eine enge Bindung zu Deutschland, fand rasch einen Job und integrierte sich erfolgreich in das Berufsleben. Vor drei Jahren übernahm er die Position des Projektleiters bei HUG Engineering in Magdeburg und wurde später zum Geschäftsführer des Standorts ernannt. „Die Kollegen haben mich immer unterstützt, und diese enge Zusammenarbeit hat mir den Einstieg enorm erleichtert“, erzählt David Castrillón Torres. Seine berufliche und persönliche Entwicklung ist eng mit der Philosophie des Unternehmens verwoben, das Mitarbeiter ermutigt, Verantwortung zu übernehmen und innovative Lösungen zu entwickeln.
Innovation und globale Expansion
Seit der Gründung hat sich HUG Engineering als Marktführer in der Emissionsreduzierung etabliert. 1999 wurde die deutsche GmbH in Magdeburg gegründet. Ein Meilenstein in der Firmengeschichte war die Einführung von Dieselpartikelfiltern und selektiven katalytischen Reduktionssystemen. Diese Technologien ermöglichen es, Stickoxide und Feinstaub zu reduzieren – essenziell für Anwendungen in maritimen, stationären und Schienenfahrzeugmotoren. Diese Systeme entsprechen den strengen Emissionsvorschriften, insbesondere in den ‘Emission Control Areas’, wo diese Technologien verpflichtend sind. Ein weiterer wichtiger Schritt war die Entwicklung von HUG CONNECT, einem innovativen Überwachungssystem, das es ermöglicht, Emissionen in Echtzeit zu überwachen und präventive Wartungsmaßnahmen zu ergreifen. Dies hat das Unternehmen nicht nur effizienter gemacht, sondern auch die Betriebszeiten der Kundenanlagen maximiert und die Einhaltung von Emissionsvorschriften sichergestellt.
HUG CONNECT wird seit zwei Jahren genutzt und spielt eine zentrale Rolle in der digitalen Transformation des Unternehmens. Neben dem Hauptsitz in der Schweiz hat HUG Engineering Niederlassungen in Italien, den USA und Deutschland aufgebaut. Mit einem Team von 230 Mitarbeitern, darunter 70 hochqualifizierte Ingenieure, und einem starken Servicebereich, der 40% des Umsatzes ausmacht, agiert das Unternehmen weltweit. Besonders der Exportmarkt, insbesondere nach Skandinavien und in die USA, hat für das Unternehmen an Bedeutung gewonnen.
Neue Märkte und maßgeschneiderte Lösungen
Der Fokus von HUG Engineering liegt auf der Entwicklung maßgeschneiderter Lösungen für OEMs (Original Equipment Manufacturers), Integratoren und Endkunden. Neben dem Marinebereich, der derzeit eine ruhigere Phase durchläuft, expandiert das Unternehmen stark in den Markt für Notstromaggregate, insbesondere in Rechenzentren und Krankenhäusern. Diese Einrichtungen benötigen emissionsarme Back-up-Systeme, um bei Stromausfällen die Energieversorgung zu gewährleisten, ohne die Umwelt zu belasten. „Besonders im Raum Frankfurt am Main sehen wir eine wachsende Nachfrage nach emissionsarmen Lösungen für Datencenter“, erklärt David Castrillón Torres. Dies ist eine direkte Folge der steigenden Anzahl von Rechenzentren, die für den wachsenden Datenbedarf benötigt werden. HUG Engineering bietet hier mit seinen maßgeschneiderten Anlagen eine ideale Lösung.
Der Marinebereich, der früher eine größere Rolle spielte, ist aufgrund geopolitischer Spannungen und Sanktionen, insbesondere im Zusammenhang mit russischen Megayachten, vorübergehend zurückgegangen. Dennoch erwartet man bei HUG Engineering, dass dieser Markt in Zukunft wieder anzieht. Auf dem Wasser ist HUG Engineering jedoch auch als Zulieferer von Abgasreinigung im Behördenschiffbau stark, etwa für Zoll, Küstenwache, Wasserschutzpolizei, Feuerwehr und auch im Navy-Bereich. Außerdem hat das Unternehmen einen Großteil der Flotte eines Marktführers im Flusskreuzfahrtbereich mit Abgasreinigung ausgerüstet und damit ermöglicht, dass sich Tausende von Touristen auf Rhein und Donau umweltfreundlich erholen können. Auch die Deutsche Bahn setzt bei ihren Diesellokomotiven auf die hohe Kompetenz von HUG Engineering. Ein entscheidender Vorteil des Unternehmens ist seine Fähigkeit, Projekte individuell anzupassen. „Wir arbeiten mit Standardkomponenten, bieten jedoch keine Standardlösungen an“, betont David Castrillón Torres. Jedes Projekt wird den spezifischen Anforderungen angepasst, da Platz- und technische Beschränkungen oft maßgeschneiderte Lösungen erfordern.
Transformation und Herausforderungen
Seit dem 1. Juli 2024 gehört HUG Engineering zur belgischen Ogepar Gruppe, was dem Unternehmen zusätzliche Ressourcen für Forschung und Entwicklung zur Verfügung stellt. Die Übernahme hat den Übergang in eine neue Phase der Innovation und Teamarbeit beschleunigt. Die Kultur der Eigenverantwortung und Transparenz bleibt jedoch ein zentraler Bestandteil des Unternehmens. „Wir leben eine Fehlerkultur, in der Offenheit gefördert wird. Jeder Fehler ist eine Chance, daraus zu lernen“, erklärt David Castrillón Torres. Diese Philosophie unterstützt die dynamische Arbeitsweise des Unternehmens, das auf eine globale Matrixorganisation setzt. Trotz dieser positiven Entwicklungen stellt der Fachkräftemangel in Deutschland eine große Herausforderung dar. Wie viele Unternehmen in der Branche sieht sich auch HUG Engineering mit dem Problem konfrontiert, hoch qualifizierte Fachkräfte zu finden. Um diesem Mangel zu begegnen, hat das Unternehmen kreative Rekrutierungsmethoden entwickelt, darunter die Rekrutierung über Social Media-Kampagnen.
„Wir haben drei neue Mitarbeiter durch diese Kampagnen gewonnen und sind begeistert von der Resonanz“, berichtet David Castrillón Torres. Werkstudentenprogramme und Kooperationen mit Universitäten spielen ebenfalls eine Schlüsselrolle bei der Nachwuchsförderung. Das Ziel ist es, junge Ingenieure zu inspirieren und sie langfristig an das Unternehmen zu binden. Für die Zukunft plant HUG Engineering, seine marktführenden Technologien weiter auszubauen. Besonders die Zusammenarbeit mit Anglo Belgian Corporation, die ebenfalls zur Ogepar Gruppe gehört, ist von strategischer Bedeutung. Gemeinsam wollen sie Motor- und Abgasreinigungstechnologien weiterentwickeln und effizientere, kleinere Lösungen schaffen, die sowohl die Emissionsanforderungen als auch die Platzanforderungen erfüllen.