Pioniere der grünen Prozessindustrie
Interview mit Frédéric Anthone, Chief Sales Officer von De Smet SA Engineers & Contractors

Wirtschaftsforum: Herr Anthone, De Smet wurde 1990 gegründet. Wie hat sich das Unternehmen seither entwickelt?
Frédéric Anthone: De Smet hat seine Wurzeln in der Öl- und Zuckerindustrie. Unser Ursprung liegt in der Entwicklung von Verfahren zur Extraktion von Pflanzenölen – ein typisches Feld der belgischen Ingenieurstradition. Schon früh hat sich gezeigt, dass unsere Kunden mehr wollten als reine Prozessausrüstung: Sie suchten Partner, die komplette Werke planen, bauen und schlüsselfertig übergeben. So entstand 1990 De Smet SA Engineers & Contractors, kurz DSEC. Heute sind wir weit mehr als ein Anlagenbauer. Wir begleiten Projekte von der ersten Konzeptstudie über die Detailplanung bis hin zur Inbetriebnahme – und das weltweit. Unsere DNA liegt im Bauen, aber unser Denken ist das eines Prozessintegrators.
Wirtschaftsforum: In welchen Bereichen ist De Smet heute aktiv?
Frédéric Anthone: Wir bedienen fünf große Sektoren: Zucker und Ethanol, Pflanzenöle und Derivate, biobasierte Industrien, alternative Proteine sowie Agrarnährstoffe. In der Zuckerindustrie – etwa mit Kunden wie der Südzucker-Gruppe – liefern wir alles vom Diffusionsprozess bis zur Raffinerie. In den letzten Jahren kamen bio-basierte Chemikalien, Fermentationsprozesse und Pflanzenproteine hinzu. Außerdem planen und realisieren wir Anlagen für Düngemittel und Phosphorsäure – ein Bereich, den wir durch den Zukauf von De Smet Agro erweitert haben. Unsere Stärke ist, dass wir sämtliche Verfahren, von der Feststoffaufbereitung bis zur Fermentation, unter einem Dach beherrschen. Das macht uns für Kunden interessant, die Komplettlösungen suchen.
Wirtschaftsforum: Ein Schwerpunkt scheint auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz zu liegen. Was bedeutet das konkret?
Frédéric Anthone: Nachhaltigkeit ist kein Schlagwort für uns, sondern zentraler Bestandteil jedes Projekts. Wir arbeiten daran, industrielle Prozesse zu defossilisieren, also vom Einsatz fossiler Brennstoffe zu befreien, und gleichzeitig die Energieeffizienz zu steigern. Das reicht von der Elektrifizierung von Anlagen über CO2-Valorisierung bis hin zu erneuerbaren Energien und Wärmerückgewinnung. Wir helfen unseren Kunden, den Energiebedarf zu senken und ihre Produktion zukunftssicher zu gestalten – ein Thema, das durch volatile Energiepreise und Klimaziele immer wichtiger wird.
Wirtschaftsforum: Wie begegnet De Smet den Veränderungen im Markt – etwa dem Trend zu pflanzlichen Proteinen oder zur Kreislaufwirtschaft?
Frédéric Anthone: Wir sehen uns als Brückenbauer zwischen klassischen Industrien und neuen bio-basierten Märkten. Unsere Erfahrung aus der Zucker- und Ölverarbeitung hilft uns, Fermentations- und Biochemieprozesse zu industrialisieren. Ein Beispiel ist das Projekt für CropEnergies in Deutschland, wo wir eine Anlage für Ethylacetat auf Basis von Bioethanol bauen – ein Schritt hin zu einer chemischen Industrie ohne fossile Rohstoffe. Auch beim enzymatischen Recycling von Kunststoffen arbeiten wir mit: Für Carbios in Frankreich errichten wir eine Anlage, in der PET-Abfälle durch Enzyme in ihre Grundbausteine zerlegt und wieder zu neuem Kunststoff verarbeitet werden. Das ist gelebte Kreislaufwirtschaft.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die neue Mehrheitsbeteiligung durch die französische Parlym-Gruppe?
Frédéric Anthone: Die Parlym-Gruppe ist seit Mitte 2025 unser Mehrheitseigentümer. Diese Partnerschaft eröffnet uns neue Chancen, insbesondere in Afrika, wo Parlym stark präsent ist. De Smet war dort früher sehr aktiv – jetzt können wir dank dieser Synergien wieder vermehrt Projekte auf dem afrikanischen Kontinent realisieren. Heute beschäftigen wir rund 450 Mitarbeiter weltweit, davon etwa 150 in Belgien, 50 in Frankreich und 200 in unseren beiden Niederlassungen in Indien – in Pune und Chennai. Das indische Team spielt eine zentrale Rolle, vor allem im Bereich Detail Engineering. Die enge Integration zwischen Belgien und Indien ermöglicht uns, global effizient zu arbeiten und zugleich flexibel zu bleiben.
Wirtschaftsforum: Was unterscheidet De Smet von großen Wettbewerbern?
Frédéric Anthone: Unsere Agilität. Wir sind groß genug, um komplexe Projekte mit einem Investitionsvolumen von 50 bis 300 Millionen EUR zu stemmen – aber klein genug, um flexibel zu bleiben. Unsere Teams sind hands-on und arbeiten nicht in Silos. Bei uns sprechen Ingenieure, Einkäufer und Baustellenleiter täglich miteinander. Diese direkte Kommunikation spart Zeit, vermeidet Reibungsverluste und führt zu wirtschaftlicheren Projekten. Außerdem geben wir unseren Kunden – trotz EPCM-Modell – Garantie auf Kosten und Zeitpläne, was in unserer Branche eher ungewöhnlich ist.













