Kühltechnik und Rennsport – eine besondere Liaison

Interview mit Kevin Giacon, Marketing Director der Tecnodom spa

Kevin Giacon, Marketing Director bei Tecnodom, ist ebenso wie sein Vater Dominiziano und sein Bruder Jonathan begeisterter Autorennfahrer der Serie TCR (Touring Car Racing). Kurzentschlossen haben sie deshalb vor etwa zwei Jahren ein ganz besonderes Projekt übernommen: den Bau eines TCR-Rennwagens für Fiat.

„Den kompletten Wagen haben wir entwickelt und realisiert. Wir haben dafür viel investiert und es für Fiat im Grunde gratis gemacht. Sollte sich unser Wagen in den Rennen vor Audi, Hyundai, Seat und Co. setzen, werden wir superstolz sein, dass wir alles selbst mit unseren Händen und Kräften geschaffen haben“, sagt Kevin Giacon.

Alles in Eigenregie zu bauen, ist in der Firma, die Domiziano Giacon gemeinsam mit seiner Frau Patricia Valerie Belhannane in den 1980er Jahren gegründet hat, Ehrensache. Nach diesem Grundsatz arbeiten sie daher auch in ihrem Hauptgeschäft, der Entwicklung und Produktion von Kühllagerschränken und -theken sowie dem 2015 eingeführten Bereich Koch- und Backsysteme.

Produziert wird komplett intern

„Wir produzieren alles komplett intern, bis zur Palette. Deshalb können wir eine hohe Qualität garantieren. Wir fertigen ausschließlich Standardprodukte, nicht taylor-made, und sind eine 4.0-Industrie. Unsere Produktionskosten sind daher niedrig und wir können ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten“, betont Kevin Giacon.

In den letzten zwei Jahren hat das Unternehmen 50 Millionen EUR in neue Maschinen investiert, um eine Industrie 4.0 zu werden, darunter solche, die bisher weltweit nur von wenigen Herstellern genutzt werden. In Europa hat es Tecnodom im Bereich Kühlschränke zum Marktführer und weltweit zu Platz 4 gebracht.

Mit der JKS Refrigeration Srl besitzt die Familie eine weitere Firma, die Kühlräume baut. Etwa 80% des Umsatzes – 2019 belief er sich auf rund 70 Millionen EUR – entfällt auf das Auslandsgeschäft in über 50 Ländern Europas, Asiens und Afrikas. Nach einem Umsatzrekord Anfang des Jahres wird für 2020 Corona-bedingt ein Umsatzrückgang von bis zu 18% erwartet. Beide Unternehmen beschäftigen zusammen 360 Mitarbeiter.

Sicherheit bei Corona-Tests

Seit 2001 firmiert das Unternehmen unter seinem jetzigen Namen. Der endgültige Durchbruch kam sieben Jahre später, berichtet Kevin Giacon: „2008 hat sich der Markt für uns explosionsartig geöffnet. Wir waren inzwischen in ganz Italien bekannt, und die Kunden verlangten neben Kühllagerschränken nach immer neuen Produkten wie zum Beispiel Kühlvitrinen. Dadurch konnten wir unseren Markt weiter vergrößern und profitierten von immer mehr Mundpropaganda – die beste Form von Marketing.“

Unter den Produkten sind viele patentiert, wie etwa der Kühllagerschrank Perfekt mit einem variablen System von Gitterhaltern und Schubläden, der sieben verschiedene Variationen ermöglicht. Die Corona-Pandemie hat nicht nur dazu geführt, dass intern höchste Schutzmaßnahmen ergriffen wurden.

Tecnodom investierte auch in eine Produktneuheit: die DomTriageBox. Sie ermöglicht Ärzten und Pflegepersonal die sichere Durchführung von Corona-Tests ohne direkten Kontakt mit den Patienten. „Damit waren wir die Ersten auf dem Markt. Da wir kein Patent angemeldet hatten, gab es bereits eine Woche später eine exakte Kopie“, berichtet Kevin Giacon.

Auch im Ausland bestehe Interesse, erzählt er weiter. Doch oft seien dort langwierige Zulassungsverfahren erforderlich. Erste Exemplare wurden aber bereits nach Polen, Deutschland, Spanien und Frankreich geliefert. Autos als Inspiration Marketingleiter Kevin Giacon kümmert sich im Familienunternehmen auch um die Preislisten und einen Teil des kaufmännischen Bereichs.

Der 22-Jährige arbeitet seit vier Jahren offiziell bei Tecnodom. „Aber im Grunde bin ich mit der Firma aufgewachsen und habe dort schon geholfen, seit ich zehn Jahre alt war“, sagt er. Sein Ziel ist, das Niveau nicht nur zu halten, sondern noch weiter anzuheben. Denn: „Familienunternehmen wie unseres gibt es weltweit nur noch wenige.“

Damit meint er auch die interne Kultur: „Ich kenne alle Mitarbeiter mit Namen. Alle sind Teil der Familie – Ihre Probleme sind unsere. Wir vertrauen uns gegenseitig.“ Stolz ist er auch, dass bislang im ganzen Unternehmen nicht ein einziger COVID-Fall aufgetreten ist. Und zum Schluss lüftet er doch noch das Geheimnis, was Kühlschränke mit Autos verbindet: „Viele unserer Produkte sind nach Autonamen benannt. Und auch das Design, das mein Vater entwickelt, orientiert sich immer an einem Auto.“

Als Vertreter der zweiten Generation empfindet er eine besondere Verantwortung für das Unternehmen seiner Familie und weiß auch: „Ohne meine Eltern wären wir nie so weit gekommen.“

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